Montag, Februar 20, 2006

Cordula Peregrina: Der Sohn und die Mutter

Marienlieder für alle, welche außerhalb der Kirche stehen.

"Und eintretend in das Haus, fanden sie das Kind mit Maria, Seiner Mutter." Matth. 2. 11.

Du liebst den Lenz, dess' milder Hauch
Der Welt ein neues Leben bringt,
Der Wald und Flur und Baum und Strauch
Mit frischem Blütenkranz umschlingt; -
Und jenen Frühling liebst du nicht,
Der - nach so langer Winternacht -
Das Krippenknösplein süß und licht,
Die Kreuzesros' dir hat gebracht?

Du liebst den Berg im Alpental,
Dem still der klare Quell entspringt,
Der lebenspendend allzumal
Sich dann durch Wald und Wiesen schlingt; -
Und jenen Heilsberg liebst du nicht,
Aus dessen unentweihtem Schoß
Das Lebenswasser klar und licht,
Der Gnadenquell für alle floß?

Du liebst den Leuchtturm, der in Not
Und Nacht zum sicher'n Port uns weis't,
Daß - ob Gefahr und Sturm auch droht -
Doch frohen Mut's der Schiffer reis't, -
Und jenen Leuchtturm liebst du nicht,
Der nach dem rechten Friedensport,
Nach Bethlehem mit mildem Licht,
Nach Golgatha weis't fort und fort?

Du liebst den Acker, der dir trägt
Viel gold'ne Frucht in jedem Jahr,
In dessen Schoß das Korn gelegt
Zur Nahrung deines Leibes war; -
Und jenen Acker liebst du nicht,
Der dir das Lebensbrot gewährt,
Das Priesterhand so oft uns bricht,
Und das uns für den Himmel nährt?

Du liebst den Weinstock, der dir bringt
Der edlen Traube Saft und Glut,
Die deines Lebens Saft verjüngt
Und frisch und froh dir macht den Mut. -
Und jenen Weinstock liebst du nicht,
Der eine Traube dir gebracht,
Aus der das Blut in Strömen bricht,
Das rein dich wäscht und stark dich macht?

O Christ, wie ist es möglich nur,
Daß Du so kalt für Jene bist,
Die unter aller Kreatur
Die reinste und die hehrste ist!
Wie arm muß doch die Kirche sein,
Die dir das süße Glück verwehrt,
Daß - wie ein Kind in Liebe rein -
Dein Herz des Heilands Mutter ehrt!

Ja, Gottes Mutter! - Glorreich' Wort,
Dem froh sich Mensch und Engel beugt,
Vor dem erbebt der Hölle Pfort',
Und so der Jungfrau Sieg bezeugt!
Ja, Gottes Mutter! - Wort so groß, -
Zum Himmel macht's die arme Welt,
Denn dieser Mutter keuscher Schoß
Barg Gottes Sohn als schützend' Zelt!

Und wenn dich doch des Heilands Blut
Vom Fluch befreit, von Schuld wusch rein,
Da wollt'st du nicht voll heil'ger Glut
Für Sie, die Ihn geboren, sein?
Ist's möglich, daß du Jesum liebst,
Und Seine Mutter kalt verschmähst,
Daß du dich Ihm zu eigen gibst,
Und doch zu Ihr als Kind nicht gehst?

O mach' dich los, du armes Herz,
Von deines Glaubens falschem Wahn,
Kehr' um - aus Irrtum, Nacht und Schmerz -
Wie es so viele schon getan!
Und hat man dir bislang verwehrt
Dein Kindesrecht und Kindesglück, -
Zur Kirche, die Maria ehrt,
Zur Kirche Christi kehr' zurück!

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