Auszug aus der 1948 im Caritas-Verlag, Gebh. Lins, Altenstadt-Vorarlberg erschienenen Broschüre:
Im Heiligtum der Gottesmutter
Die Kirche ist reich und würdig ausgestattet und wird nach vollzogener Renovierung sicher eine der schönsten Kirchen des Landes sein.
Die Kirche hat fünf Altäre. Der Hochaltar wurde 1774/75 durch Altarbauer und Bildhauer Josef Vonier, Schruns, erbaut. Das Altarbild, darstellend Maria mit dem Jesusknaben, malte Franz Bertle, Schruns (1861) nach dem Original von Deschwanden. Das Rundbild darüber zeigt uns den heldenhaften Bischof von Augsburg, den hl. Ulrich, der in alter Zeit Hauptpatron der Kirche war. Links und rechts stehen die schönen Barockgestalten des hl. Petrus und des hl. Paulus (vom Erbauer des Altares Josef Vonier, 1775). Die Statuen St. Joachim und St. Anna schuf 1861 Bildhauer Lang, Vorkloster. Der Glasschrein unter dem Altarstein enthält auf einem Kissen die Symbole des Martyriums, Schwert, Krone, Palme und wertvolle Reliquien von Märtyrern aus den römischen Katakomben: (St. Pius, St. Viktor, St. Vitalis, St. Honestus, St. Clemens, St. Jucundinus, Faustus, Dignatianus, St. Modestina, St. Benigna.)
Links vom Hochaltar steht, in die Kirchenwand eingelassen, der Taufstein mit Bild "Die Taufe Jesu" von Franz Bertle.
Das Chorgestühl mit Rokoko-Relief-Schnitzerei stammt aus dem Jahr 1765. Die Seitenaltäre am Chorbogen wurden 1861 an Stelle früherer Altäre errichtet. In den Altarbildern zeigt uns Meister Franz Bertle den hl. Josef mit dem Jesusknaben und den hl. Johannes Nepomuk, den Martyrer des Beichtgeheimnisses.
Die barocke Kanzel braute Josef Vonier, Schruns (1777) und schmückte Bildhauer Lang, Vorkloster, 1861 mit den schönen Reliefs: Christus als Lehrer und die 4 Evangelisten. Auch die allegorische Figur auf dem Kanzeldach, darstellend die Religion mit Kreuz und Evangelienbuch, ist sein Werk, während das Bild an der Rückwand der Kanzel, Moses mit den Gesetzestafeln, Franz Bertle malte.
Der Kreuzaltar im rechten Seitenschiff stammt aus dem Jahre 1814. Die ergreifende Kreuzigungsgruppe eines unbekannten Meisters gibt ihm den Namen. Ein schöner Glasschrein auf dem Altar birgt die Reliquien des hl. Martyrers Aurelius, die im Jahre 1830 aus der Pontianus-Katakombe in Rom nach Tschagguns gebracht wurden. Der berühmte bischöfliche Hofkanzler Johann Josef Baal in Chur, ein Sohn der Pfarrgemeine Tschagguns, hat diese kostbaren Reliquien von Papst Pius VIII. für seine Heimatgemeinde erbeten. Oben, Abschied Jesu von seiner Mutter (Bild von Franz Bertle).
Und nun zum Gnadenaltar. Es ist nicht mehr der alte Gnadenaltar früherer Jahrhunderte. Im Jahre 1901 wurde er im Renaissance-Stil von Altarbauer Moritz Schlachter aus Ravensburg erbaut. Reich in seiner Ornamentik, zeigt er uns in seinen Reliefs Leiden und Leidenswerkzeuge des Herrn und bildet so sicher einen würdigen Thron des alten Gnadenbildes, wenn wir auch um der Einheitlichkeit der Kirche und des ehrwürdigeren Alters willen lieber den alten Gnadenaltar hier sehen würden. Das Gnadenbild, aus Holz geschnitzt um 1450, zeigt uns die Schmerzensmutter, wie sie am Abend des furchtbaren Karfreitags den Leichnam ihres göttlichen Sohnes im Schoß hält. Zahllose leiderfüllte Menschen haben seit einem halben Jahrtausend vor diesem ergreifenden Bild gebetet. Einzeln, in kleinen Gruppen, in großen Prozessionen sind sie gekommen, und keiner hat umsonst gebetet, alle Bitten hat Maria vernommen und zum Thron Gottes gebracht und alle, die da kamen, nahmen den Trost der Mutter mit heim; und oft auch kam es vor, daß Mariens Fürbitte wunderbar das Leid gewendet und die Sorge behoben hat. Das bezeugen uns die vielen Votivtafeln an den Wänden aus alter und neuer Zeit mit der dankbaren Inschrift: "Maria hat geholfen".
Auch die Deckengemälde, die freilich im Lauf der Zeit verblaßt sind und durch Rauch und Staub gelitten haben, stehen als alttestamentliche Vorbilder in Beziehung zum Leben Mariens: an der Decke der Gnadenkapelle die Königin Esther vor dem König Assuerus, im Chor das Brandopfer mit dem opfernden Priester, im Hauptschiff Moses vor dem brennenden Dornbusch, die Weihe des Tempels durch König Salomon, die Auserwählung des Saul zum König und seine Salbung durch Samuel, im rechten Seitenschiff die Eherne Schlange und Isaaks Opferung. Alle diese Gemälde wie auch die Bilder der Kreuzwegstationen malte Meister Joh. Mich. Anton Fuetscher aus Ludesch, 1814.
Die Kirche besitzt auch eine wertvolle Orgel aus der berühmten Orgelbau-Werkstätte des Orgelbauers Josef Bergentzle (Bergöntzle). Leider hat sie durch späteren Umbau den berühmten Silberton der Bergentzle-Orgeln verloren, ist aber auch jetzt noch von reicher Klangfülle.
Ein großes Tafelbild im rechten Seitenschiff erinnert an die schwere Zeit des Weltkrieges 1914-18. Ein Sohn der Gemeinde, Universitätsprofessor Dr. Arnold Durig schenkte das Bild als Weihegabe und als Erinnerung an seine Tätigkeit als Leiter eines Militärlazarettes an die Kirche seiner Stammgemeinde.
1903/04 hat Anton Jehly, Bludenz, Hochaltar, Seitenaltäre und Kreuzaltar, sowie Kanzel und Beichtstühle mit viel Fleiß und Verständnis renoviert.
Anmerkung: Die geschichtlichen Angaben sind größtenteils entnommen den Forschungen und Studien des Herrn Kirchenarchivars Consiliarus Dr. Andreas Ulmer.
Siehe auch: Pilgerlied zur Gnadenmutter von Tschagguns
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen