Die Blutskapelle
Erzherzog Ferdinand II. weilte nicht nur als passionierter Jäger, sondern auch als Pilger öfter in Seefeld. Er ließ als Förderer der Wallfahrt durch den Hofbaumeister Albertus Luchese 1574 die Kapelle als würdigen Aufenthaltsraum
für die Blutshostie schaffen. Ursprünglich im schlichten Renaissancestil erbaut, hat sie Kaiser Karl VI. 1724 barockisieren lassen. Wappen und Jahreszahl im schmiedeisernen Gitter belegen dies.
Die Kapelle ist ein tonnengewölbter Raum mit flachbogigen Fenstern. Das Gewölbe über dem mehrfach profilierten Gesims ist reich stuckiert mit Rosen, Akanthus, Muscheln und Füllhörnern. Die Stuckarbeiten werden Michael Hann und Konstantin Rieser, die Malereien dem Hofmaler Michael Huber zugeschrieben. Die Bilder zeigen
im ovalen Mittelfeld der Decke das Hostienwunder und seitlich rundum Wundergeschichten aus dem Neuen Testament.
Zur leichteren und schnelleren Erfassung der Darstellungen seien die lateinischen Texte dazu mit ihren Übersetzungen angeführt.
"Virtus de illo exibat et sanabat omnes": Eine Kraft ging von ihm aus, die alle heilte.
"Caeci vident, Claudi ambulant, surdi audiunt, mortui resurgent": Blinde sehen weider, Lahme gehen, Taube hören und Tote stehen auf.
"Spiritibus immundis imperat et obediunt ei": Den unreinen Geistern befiehlt er und sie gehorchen ihm.
"Qualis est hic quia venti et mare obediunt?": Was ist das für ein Mensch, dem Winde und Meer gehorchen?
"A fulgure et tempestate nos libera!": Vor Blitz und Ungewitter beschütze uns!
"Miraculose apparuerat rubens cruor Jesu Christi":
Auf wunderbare Weise erschien rotes Blut Jesu Christi 1384.
Die Holzkartusche neben dem Altar mit der Aufschrift "Altare perpetuo privilegiatum" besagt, dass mit einem auf diesem privilegierten Altar dargebrachten Messopfer ein vollkomener Ablass für Verstorbene verbunden ist.
Kaiserin Maria Theresia hat 1768 den ersten Altar von 1575 in die heutige Rokokoform umgestalten lassen unter Beibehaltung des Altarbildes mit einer Abendmahldarstellung. O. von Lutterotti schreibt dieses Gemälde Jacopo Bassano eigentl. da Ponte zu, die Landeskonservatorin J. Gritsch Joh. Bapt. Fontana. Da dieser zur Zeit der Entstehung Hofmaler in Innsbruck war, ist Letzteres plausibler. Der Tabernakel mit reicher Silber-Treibarbeit (
Hostienwunder) ist eine vortreffliche Arbeit des Augsburger Goldschmieds Georg Baur um 1770. Zu beiden Seiten befindet sich je ein barockes Reliquiar. An der Wand zum Presbyterium der Kirche hängen zwei Altarblätter auf Leinwand: "Die Verzückung des hl. Augustinus" ist bezeichnet mit J(ohann) M(ichael) Greiter (1769). Das andere Bild zeigt die Opferung Isaaks und wurde von Carl Loth im 17. Jh. geschaffen. Die Statuen zwsichen den Fenstern stellen den hl. Augustinus (Ordensgründer), den hl. Nikolaus von Tolentin, den hl. Thomas de Villa Nova und den hl. Johannes a Facundo dar. Die letzten drei sind Eremitenheilige. Die Blutskapelle ist den Heiligen Vitus und Modestus (Nothelfer und Märtyrer) geweiht und wurde am 20. Juli 1574 feierlich mit der
Übertragung der Wunderhostie eingeweiht. Die Blutskapelle musste 1953 bis 1957 und 1983/84 renoviert werden.