Montag, Februar 20, 2006

Cordula Peregrina, Schwaz, Tirol

Bild: Maria-Hilf in Bozen

Marienrosen entsprossen zu Füßen uns'rer lieben Frau.

"Wie ein Lied zum Singen bist Du ihnen, das mit süßem, lieblichen Ton man singt." (Ezechiel 33, 32.)

Wem ist nicht schon unwillkürlich dies Wort des Propheten aus dem Herzen über die Lippe gequollen vor dem Bilde und an den Altären unserer lieben Frau!
Ja, wahrlich! sie, die Mutter des Ewigen Wortes, die Mutter der schönen Liebe, - sie, die einzig Schöne, Reine, Makellose, leuchtend wie die Sonne, mild wie der Mond, aller Gnade, aller Würde und aller Anmut voll - sie ist und bleibt allen, die der wahren, von ihrem göttlichen Sohne gestifteten Kirche angehören, "wie ein Lied zum singen, das mit süßem, lieblichem Ton man singt!"
Das hat sie selbst vorausgesehen, voraus gesagt, als sie - die demütige Magd des Herrn, so klein und niedrig in ihren eigenen Augen - in die prophetischen Worte ausbrach: "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter!" Luk. 1. 48.
Ja, singen und selig preisen, - das ist des katholischen Herzens tiefinnerster Drang, wenn es auf Die blickt, die uns den Heiland, den Erlöser geboren, die Er, ihr göttlicher Sohn selber - uns noch vom Kreuz herab zur Mutter gegeben!
Ihr singen und sie selig preisen, - das wird die vom hl. Geist erleuchtete, heilige katholische Kirche - und jedes wahre Kind derselben - bis zum Ende der Welt!
Und wohl erst am letzten Tage dieser Welt und Zeit wird auch das letzte Marienlied gesungen werden, und dann vielleicht mag erst eine "große Stille" sein, bis der ewige Richter das große Urteil gesprochen, das für eine ganze Ewigkeit unwiderruflich gültig bleibt, bis die Scharen der Auserwählten ihren glorreichen Einzug in das himmlische Jerusalem, die Stadt des lebendigen Gottes gehalten haben, um dann dort oben in nie verhallendem Jubel wieder fortzuklingen "wie das Rauschen vieler Wasser und das Rollen starker Donner" (Offenb. 19. 6.) - mit dem Liede des Lammes auch das Lob Seiner Mutter, - denn beider Lied und Lob ist so unzertrennlich wie beider Herz und Liebe! -
Nur jene, die sich von der wahren Kirche getrennt und losgerissen, brachten es fertig, in unseliger Verblendung und frevler Auflehnung gegen Gottes ewigen Heilsratschluß Sohn und Mutter zu trennen, das Lied des Lammes vom Lobe der makellosen Taube zu scheiden, als wenn es überhaupt möglich wäre, den Sohn ohne die Mutter recht zu lieben, voll und ganz zu besitzen!
Nur in der protestantischen Kirche und in all' den verschiedenen Sekten, die sich aus ihr wieder gebildet und abgezweigt haben, ist Mariens Lied und Lob verklungen, und ist mit ihm der Quell der reinsten und süßesten Poesie versiegt und ausgetrocknet!
In der katholischen Kirche hingegen hat Marienliebe und Marienlied zu allen Zeiten und in allen Zonen stets die frischesten, lieblichsten Blüten getrieben, die herrlichsten Früchte gezeitigt, und es gibt keine Zeit und kein Land, wo jemals diese Liebe erkaltet, oder dieses Lied verklungen wäre!
Marias Wort ist wahr geblieben und bleibt wahr in Zeit und Ewigkeit: "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter!"
Ein echt katholisches Herz wird lebenslang - je heißer es dem Sohne der Jungfrau glüht - desto herzlicher und kindlicher auch Seine makellose Mutter umfassen, und wenn einem katholischen Herzen die Gabe der Dichtkunst verliehen wurde, so dürfen wir sicher drauf rechnen, daß es die zartesten und frischesten Geistesblüten nicht nur als Kranz um den Tabernakel des"verborgenen Gotts" schlingen, sondern auch mit heiliger Liebeswonne vor den Altären Derjenigen niederlegen wird, deren unbefleckten jungfräulichen Herzen wir das göttliche Opferlamm, die himmlische Kreuzesfrucht, das ewige Lebensbrot verdanken! - -
Als ich - im strengsten Protestantismus erzogen, - nach jahrlangen bangen Zweifeln endlich zu der tröstlichen Überzeugung gelangte, daß es nicht nur keine Sünde, sondern erlaubt, recht und sogar heilige Dankes- und Kindespflicht sei, Maria zu lieben und zu verehren, da war zugleich auch der Schacht erschlossen und die Quelle entsprungen, aus der nun fort und fort das Lied und Lob Mariens quoll, und ihre Liebe im Herzen, ihr Lob auf den Lippen ging ich von da an durch's Leben, und hätte wohl an jedem Lebenstage voll heißen Dankes ausrufen dürfen: "Da kam mir alles Gute zugleich mit ihr!" (Weish. Sal. 7. 11.)
Die Lieder, welche heiße Liebe zur himmlischen Mutter in meinem Herzen wach rief, habe ich zwar niemals nachgezählt, so wenig wie ein Waldvöglein über seine täglich neuen Weisen jemals Buch führen wird, sondern eben singt und singen muß, weil ihm die kleine Brust von Lust und Liedern überquillt; - daß es aber mehrere Bände gäbe, was seit meinem ersten Marienliede vor einigen 30 Jahren dem Herzensbrünnlein an Muttergottesliedern entquollen - ist gewiß!
Einen Teil derselben habe ich nun in vorliegendem Buche gesammelt, und lege sie Derjenigen voll Dank und Demut zu Füßen, die mir schon damals, wo ich noch lange als Protestantin in protestantischen Landen leben mußte, Mutter werden wollte und mit barmherzigster Mutter-Liebe und Treue mir zur Seite gestanden ist in den heißen Kämpfen und gewaltigen Stürmen, die meiner endlichen Aufnahme in die katholische Kirche voran gehen sollten!
Was ich ihr, meiner himmlischen Mutter, an Dank und Liebe schulde, dafür sind alle Worte der Welt zu kalt und zu arm, - ich kann nur mit tiefer Rührung das Wort des Eingangs wiederholen: "Wie ein Lied zum Singen bist Du mir, das mit süßem, lieblichem Ton man singt!"
Sie, der ich diese Lieder gesungen, wolle nun auch voll milder Huld sie segnen an den Herzen recht vieler treuer Marienkinder.
O könnten sie in etwas dazu beitragen, die Liebe zu ihr in all' diesen Herzen noch zu vermehren und zu größerer Glut zu entflammen!
Möchten sie aber auch in die Hände solcher gelangen, die noch außerhalb der Kirche stehen, denen ganz besonders die letzten 6 "Marienlieder für Protestanten" bestimmt sind, welche ich noch als junges protestantisches Mädchen in meiner protestantischen Heimat gedichtet, mit dem sehnlichen Wunsche, auch andern armen Herzen das selige Glück nahe zu bringen, das ich selbst am Herzen der himmlischen Mutter gefunden hatte! - -
Und nun, o Maria von der Immerwährenden Hilfe, - Dein süßes Gnadenbild war es, das mir zuerst nach meinem Übertritt entgegentrat, bevor ich Dich noch in irgend einem andern Gnadenbilde kennen und verehren lernte! Es ist mir daher auch vor allen andern zeitlebens lieb und trostvoll geblieben, und darum lege ich diese meine schlichten Geistesblüten als Marienrosen vor diesem Deinem süßen Bilde nieder! Dir, Du Immerwährende Hilfe, sollen sie blühen, und unter Deinem Muttersegen mögen sie in recht vieler Herzensgärtlein die Liebe zu Dir zu immer frischerer Blüte entfalten. Du rufst ja mir und allen Seelen nah und fern so mildreich zu: "Höret auf mich, Ihr Kinder Gottes, und bringet Früchte wie eine Rose, die gepflanzt ist an Wasserbächen!" (Sir. 39. 17.)
O hilf uns, Du mystische Rose, daß unser Herz zu einem Rosenknösplein werde, ganz durchglüht und durchgeistet von Liebe zu Dir, würdig, dereinst Deinen Thron zu schmücken, und Gott und Dir zum Preise zu blühen im ewigen Licht des Himmels!

Schwaz, Tirol. Am Feste Mariä Himmelfahrt 1897.
Cordula Peregrina (C. Wöhler)

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