Das Marienheiligtum auf dem Liebfrauenberg zu Rankweil
Wo jetzt das Heiligtum der Muttergottes auf dem Liebfrauenberg steht, stand 1500 v. Chr. eine Kultstätte der heidnischen Räter. "Später, vor ca. 2000 Jahren, hatten hier höchstwahrscheinlich römische Besatzungstruppen ein befestigtes Lager." Der Liebfrauenberg wechselte in seiner langen Geschichte oft seinen Herrn. Er diente als Wehranlage den Alemannen, später den Frankenkönigen und trug die Burg der Bregenzer Grafen und der mächtigen Herren von Montfort. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde aus der Burg ein Gotteshaus und durch das gnadenvolle Walten Gottes immer mehr ein hochverehrtes und vielbesuchtes Heiligtum der Muttergottes. Das schöne, ehrwürdige Gnadenbild unserer Lieben Frau mit dem göttlichen Kind sagt uns, daß Maria ihren Gnadenthron hier in der alten Ritterburg aufgeschlagen hat und mahnt uns, mit großem Vertrauen in allen Anliegen und Nöten zu unserer himmlischen Mutter die Zuflucht zu nehmen.
Das Marienheiligtum besitzt aber nicht nur das liebliche Gnadenbild der Muttergottes, sondern auch als kostbaren Schatz das wundertätige Kreuz. Es ist ein mehr als 700 Jahre altes Holzkreuz mit schönen Schnitzereien, das in einer Silberhülle eingeschlossen ist. Seit Jahrhunderten ist es hochverehrt. Kranke, oder Wäschestücke für die Kranken werden damit gesegnet, und vielen hat Gott durch dieses ehrwürdige Kreuz Linderung und Hilfe gebracht.
Gebet vor dem Gnadenbild der Muttergottes
Heiligste, unbefleckte Jungfrau, meine geliebteste Mutter Maria, du bist die Mutter meines Herrn und Heilandes, die Königin der Welt, die Fürsprecherin und Zuflucht der Sünder; zu dir nehme ich, ein armer Sünder, heute meine Zuflucht.
Du hast uns das Heil der Welt geschenkt und bist dadurch zu einer Quelle der Gnaden geworden, an welcher der Kranke Gesundheit, der Betrübte Trost, der Sünder Verzeihung und der Gerechte reichliche Gnade empfängt. Deshalb bin ich heute zu deinem Gnadenbilde gekommen, o Mutter der Barmherzigkeit, um dir mein schweres Anliegen vorzutragen. Du kennst meine Not. Ach, wie wäre es möglich, daß du um mein Leid weißt und dich meiner nicht erbarmst!
Gedenke, o meine gute Mutter, daß du die Trösterin der Betrübten heißest und als Mutter Jesu die Macht hast, allen Betrübten und Bedrängten Trost und Hilfe zu gewähren. So komme denn mir zu Hilfe in meiner Not und erlange mir von deinem göttlichen Sohne die Gnade, die ich heute von dir erflehe. Wende deine barmherzigen Augen mir zu, höre auf mein inständiges Flehen, rette mich aus meiner Not oder erlange mir die nötige Geduld, mein schweres Kreuz nach dem Willen Gottes zu tragen. Amen.
Altes Gebet vor dem wundertätigen Kreuz
Sei gegrüßt, du hochheiliges Kreuz, so hochgeehrt in dieser Kirche und durch göttliche Anordnung mit besonderen Gnaden beschenkt! Ich ehre dich mit demütiger Ehrerbietung und suche vor dir Hilfe bei der göttlichen Barmherzigkeit! Ich habe großes Vertrauen, hier vor dir in meinem Anliegen getröstet und in meinem Gebete erhört zu werden. Denn hier haben bisher viele Betrübte Trost, viele Bedrängte Stärke, viele Bresthafte Linderung, viele Notleidende Labung und viele Sünder Bekehrung und Barmherzigkeit erlangt. Darum nehme auch ich meine Zuflucht zu dir und hoffe, der liebreiche Gott werde auch mir erweisen, was er an so vielen Notleidenden erwiesen hat. O du gnadenreiches heiliges Kreuz! Gott und dir zuliebe bin ich an diesen Ort wallfahren gegangen, und begehre auch Gott und dir zuliebe mein Gebet hier nach Möglichkeit gut zu verrichten. So sei mir denn gegrüßt, heiliges Kreuz, und sei geehrt und gepriesen wie es deiner Würde entspricht! Du bist ein Abbild jenes hochheiligsten Kreuzes, an welchem mein Heiland gehangen und die Erlösung des menschlichen Geschlechtes gewirkt hat. Durch dieses hochheilige Kreuz Jesu bist auch du geheiligt und von der Kraft dieses gnadenreichen Kreuzes hast du deine Macht empfangen. O du süßes Kreuz! O du liebes Kreuz! Laß mich von dir die göttliche Gnade erlangen und die schwere Last meiner Sünden ablegen. Lasse mich in meinem schweren Kreuze getröstet und in meinem Anliegen erhört und erleichtert werden, so will ich dich preisen zu allen Zeiten und dein Lob verkündigen vor allen Menschen. Amen.
Seine Heiligkeit Papst Leo XIII. verlieh durch Breve vom 28. September 1880 allen Christgläubigen, welche das ehrwürdige Gnadenkreuz in der Pfarrkirche auf unserem Liebfrauenberg zu Rankweil mit reumütigem Herzen verehren und nach der Meinung der Kirche andächtig beten, an jedem beliebigen Tage des Jahres einen Ablaß von 100 Tagen, der auch den armen Seelen im Fegfeuer zuwendbar ist.
Sei gegrüßt, o heiliges Kreuz, an dem mein Erlöser gehangen, das sein heiliges Blut getrunken.
Du bist unsere Hoffnung, du das Zeichen des Heiles, durch das der Herr den Teufel überwunden, die Welt erlöst, den Himmel aufgeschlossen hat.
Wir verehren, o Herr, dein heiliges Kreuz und gedenken deines bitteren Leidens. Erbarme dich unser, der du für uns gelitten hast.
Durch deine Schmerzen, deinen Tod, hilf Jesu mir aus aller Not! Ach, laß dein Leiden, deine Pein an mir doch nicht verloren sein.
Unser Liebe Frau von Rankweil, bitte für uns!
Dienstag, Februar 28, 2006
Montag, Februar 27, 2006
Locherboden - die weitere Entwicklung
Fortsetzung von Teil 4:
Als Maria Kalb geheilt von Locherboden nach Mötz zurückkam, wartete dort schon eine große Menge Leute, denn es hatte sich herumgesprochen, daß man in der Frühe eine Schwerkranke, der die Gottesmutter erschienen sei, nach Locherboden gebracht hatte. Nachmittags ging die Geheilte mit ihren Freundinnen zu Fuß nach Stams, während der Bruder Johann mit dem Wagen nachkam. Als sie auf dem Weg nach Stams nach Locherboden hinaufschauten, sahen sie dort schon viele Menschen versammelt - der Beginn der Wallfahrt.
Zunächst wurde ein Weg von Mötz durch den Wald nach Locherboden angelegt. Um ihn bis zur Grotte führen zu können, waren große Sprengungen nötig. Dreizehn gemauerte Pfeiler mit einem Geländer sicherten ihn. Da man schon einmal beim Sprengen war, wurde auch die Höhle erweitert. Es wurde aber mehr Felsen weggesprengt, als beabsichtigt war, so daß der vordere Teil der Höhle, wo bisher das Marienbild gehangen und die Heilung stattgefunden hatte, einstürzte. Daher wurde das Bild weiter rückwärts im Knappenstollen angebracht. Dann wurde noch vor dem Eingang der Höhle ein hölzerner Vorbau errichtet, der den Wallfahrern Schutz vor Wind und Wetter bieten sollte. Im folgenden Jahr wurden auf der Höhe des Locherbodens drei Kreuze aufgestellt, die weithin sichtbar waren. Es wurde bei den Pilgern Brauch, daß sie, nachdem sie vor dem Bild der Gottesmutter gebetet hatten, noch zum Kreuz des Herrn hiaufstiegen. 1876 wurden die Kreuzwegstationen, die man den Weg nach Mötz nach Locherboden entlang aufgestellt hatte, geweiht. Dieser Kreuzweg ist seither des öfteren erneuert worden. 1881 wurde die steinerne Kapelle vor der Grotte erbaut, die heute noch steht. Aber schon bald dachte man daran, eine Kirche zu bauen. Der hochw. Herr Johann Schlatter, der von 1879 bis 1905 Pfarrer von Mötz war und sich die größten Verdienste um die Entwicklung von Locherboden erworben hat, wollte die Grotte so erweitern, daß man am Platz selber, wo die Heilung stattgefunden hatte, die Kirche hätte bauen können. Aber dieser Plan erwies sich wegen der großen Sprengungen, die man hätte vornehmen müssen, als undurchführbar. So entschloß man sich, die Kirche auf dem Hügel über der Grotte zu bauen. Die Pläne zeichnete der Baumeister Heinrich Hörmann, der dann den Bau auch ausführte. 1896 wurde der Grundstein gelegt, 1901 war die Kirche bis auf die Inneneinrichtung fertig. Am 30. Juni dieses Jahres wurde das Mariahilfbild in feierlicher Prozession von der Pfarrkirche in Mötz aus in die neue Kirche auf Locherboden übertragen. Von weit und breit waren die Menschen zu dieser großen Feier zusammengekommen. Eine Woche darauf, am 6. Juli, wurde die Kirche durch den Bischof von Brixen Simon Aichner konsekriert.
Damit war die Entwicklung von Locherboden zu einem gewissen Abschluß gekommen. Die Gottesmutter hatte zwar nicht wie in Lourdes den Bau einer Kirche verlangt. Wenn aber auf der Höhe über der Grotte zunächst drei Kreuze aufgestellt und dann die Kirche gebaut wurde, geschah das aus einem gesunden Instinkt des christlichen Volkes heraus - die Kirche wurde zum größten Teil aus den freiwilligen Spenden kleiner Leute gebaut - und sicher nicht ohne die geheimnisvolle Leitung der Gottesmutter, die auch hier ihre Kinder zu ihrem göttlichen Sohn, zum Kreuz und zum Altar, geführt hat.
Die Kirche
Wenn wir die Kirche betreten, fällt unser Blick sofort auf das Mariahilfbild über dem Hochaltar. Es ist zwar nicht mehr dasselbe Bild, das der Bergknappe seinerzeit am Eingang des Stollens angebracht hat, wohl aber das Bild, vor dem Maria Kalb gebetet hat und geheilt worden ist. Der Altaraufbau stammt von dem Bildschnitzer Josef Bachlechner aus Solbad Hall. Links befindet sich die Statue des hl. Bernhard, des großen Marienverehrers, rechts die Statue des hl. Kassian, des Gründers und Patrons der Diözese Brixen, zu der Locherboden früher gehört hat. In den Nischen der beiden Türmchen steht links die Statue des heiligen Apostels Johannes, rechts die des heilige Josef. Auf den Spruchbändern stehen die Texte "Das ist der Ort, wo du mich suchen mußt" und "Wenn einst das Auge bricht, Mutter, verlaß mich nicht".
Die Glasfenster stellen dar: in der Mitte die Krönung Mariens, links den heiligen Florian und den heiligen Wendelin, die Vermählung Mariä, rechts den heiligen Aloisius und die heilige Barbara, die Patronin der Bergknappen, und Mariä Heimsuchung.
Ausgemalt wurde die Kirche in den Jahren 1914 bis 1916 von Toni Kirchmayr aus Innsbruck. Als Hauptthema wählte er die vier Hauptfeste des Kirchenjahres: über dem Presbyterium Ostern mit der Gestalt des auferstandenen und verklärten Christus; zwei Engel tragen Krone und Zepter, zwei weitere das Tuch mit dem blutüberströmten Antlitz des Herrn und die Dornenkrone.
Das erste Bild im Kirchenschiff stellt die Geburt Christi dar, links bringen die Hirten ihre Gaben, rechts huldigen die Drei Könige. Auf den kleinen Feldern ist jeweils ein Prophet zu sehen, der über das betreffende Geheimnis geweissagt hat, hier ist es der Prophet Isaias. Das zweite Bild zeigt eine ländliche Fronleichnamsprozession, als Prophet erscheint Ezechiel. Das dritte Bild im Kirchenschiff, schon mehr über der Empore, ist eine Darstellung des Pfingsfestes. Als Prophet ist Jeremias gewählt. Zwischen den untersten Fenstern sehen wir die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Die Köpfe an der Brüstung der Orgelempore sollen die zwölf Apostel darstellen, rechts und links von ihnen sind die Porträts des Erbauers der Kirche und des Künstlers, der die Gemälde schuf.
Auf den Seitenwänden beim Eingang erblicken wir Darstellungen aus der Geschichte des Wallfahrtsortes, gemalt von Toni Kirchmayr; rechts: Engel wenden den Stein, um den verschütteten Bergknappen zu retten, der nachher, zum Bilde emporblickend, ein Dankgebet spricht; links: die Heilung der Maria Kalb, unten das Gefährt und Blick nach Silz, oben der Bruder Johann, der seine Schwester über den Felsensteig trägt, und die ganze Gurppe, wie sie vor dem Bild der Gottesmutter betet.
Die Kapelle
Nachdem das Mariahilfbild in die neue Kirche übertragen war, verfiel die untere Kapelle wieder und wurde fast vergessen. Den Bemühungen des P. Meinrad Alois Bader O. Cist. aus dem Stift Stams ist es zu danken, daß ein neuer Zugang zur Grotte geschaffen und die alte steinerne Kapelle gründlich erneuert werden konnte. Statt des Mariahilfbildes wurde eine Darstellung der Schmerzensmutter aufgestellt, ausgeführt von dem bereits erwähnten Josef Bachlechner. Die Schmerzensmutter wurde deswegen gewählt, weil seit alters her neben dem Mariahilfbild ein Bild der schmerzhaften Mutter hing und weil Maria selbst die kranke Maria Kalb aufgefordert hatte, den Rosenkranz zu ihren sieben Schmerzen zu beten.
Rückblickend ist es nicht schwer, eine große Ähnlichkeit zwischen Locherboden und den übrigen großen Muttergotteserscheinungen der letzten hundert Jahre zu erkennen. Auch Maria Kalb wurde aufgefordert, den Rosenkranz zu beten, wie Bernadette in Lourdes und die Kinder von Fatima. Maria hat zwar auf Locherboden nicht ausdrücklich zur Buße gemahnt. Aber von Anfang an hing neben dem Mariahilfbild ein Bild der Schmerzensmutter, und heute steht in der unteren Kapelle das Bild der schmerzhaften Mutter. Wer könnte aber die Mutter, die ihren toten Sohn auf dem Schoß trägt, betrachten, ohne an die eigenen Sünden zu denken, die das Leid des Sohnes und der Mutter mitverschuldet haben, und sich so gedrängt fühlen, Buße zu tun und sein Leid zu ändern? "Die Menschen sollen aufhören, Gott zu beleidigen, der schon so viel beleidigt worden ist", sagte die Gottesmuttter zu den Kindern in Fatima. Genau das gleiche sagt uns das Bild der Schmerzensmutter. Noch auf eine Ähnlichkeit sei hingewiesen, die bis heute vielleicht viel zuwenig beachtet wurde. Bei der ersten geheimnisvollen Erscheinung reichte jemand der Maria Kalb einen Brief. Maria Kalb erzählte nachher: "Ich machte den Brief auf, und da sah ich das Bild Mariens mit offenem, freundlichem Blick, aus deren Augen Tränen über die Wangen herabperlten" - wer dächte da nicht an die weinende Madonna von Syrakus? Nur von Strafgerichten hat die Gottesmutter im Zusammenhang mit Locherboden nicht gesprochen, offenbar war der Augenblick dazu nach dem Plane Gottes noch nicht gekommen. Nachdem wir aber die Botschaft von Fatima gehört und die Strafgerichte Gottes zum Teil am eigenen Leib erfahren mußten, fällt es uns nicht schwer, beim Anblick der Schmerzensmutter auch an die Strafgerichte Gottes zu denken, die uns drohen, wenn wir uns nicht ernst und von Herzen zu Gott bekehren.
Imprimatur Nr. 317. Bischöfliches Ordinariat Innsbruck, 1. März 1967. Dr. J. Hammerl, Generalvikar. - Imprimi potest. Vindobonae, die 15 februarii 1967. Jo. Chr. Pilz S. J., Praep. Prov. Austriae. - Im Eigenverlag des katholischen Pfarramtes Mötz.
Als Maria Kalb geheilt von Locherboden nach Mötz zurückkam, wartete dort schon eine große Menge Leute, denn es hatte sich herumgesprochen, daß man in der Frühe eine Schwerkranke, der die Gottesmutter erschienen sei, nach Locherboden gebracht hatte. Nachmittags ging die Geheilte mit ihren Freundinnen zu Fuß nach Stams, während der Bruder Johann mit dem Wagen nachkam. Als sie auf dem Weg nach Stams nach Locherboden hinaufschauten, sahen sie dort schon viele Menschen versammelt - der Beginn der Wallfahrt.
Zunächst wurde ein Weg von Mötz durch den Wald nach Locherboden angelegt. Um ihn bis zur Grotte führen zu können, waren große Sprengungen nötig. Dreizehn gemauerte Pfeiler mit einem Geländer sicherten ihn. Da man schon einmal beim Sprengen war, wurde auch die Höhle erweitert. Es wurde aber mehr Felsen weggesprengt, als beabsichtigt war, so daß der vordere Teil der Höhle, wo bisher das Marienbild gehangen und die Heilung stattgefunden hatte, einstürzte. Daher wurde das Bild weiter rückwärts im Knappenstollen angebracht. Dann wurde noch vor dem Eingang der Höhle ein hölzerner Vorbau errichtet, der den Wallfahrern Schutz vor Wind und Wetter bieten sollte. Im folgenden Jahr wurden auf der Höhe des Locherbodens drei Kreuze aufgestellt, die weithin sichtbar waren. Es wurde bei den Pilgern Brauch, daß sie, nachdem sie vor dem Bild der Gottesmutter gebetet hatten, noch zum Kreuz des Herrn hiaufstiegen. 1876 wurden die Kreuzwegstationen, die man den Weg nach Mötz nach Locherboden entlang aufgestellt hatte, geweiht. Dieser Kreuzweg ist seither des öfteren erneuert worden. 1881 wurde die steinerne Kapelle vor der Grotte erbaut, die heute noch steht. Aber schon bald dachte man daran, eine Kirche zu bauen. Der hochw. Herr Johann Schlatter, der von 1879 bis 1905 Pfarrer von Mötz war und sich die größten Verdienste um die Entwicklung von Locherboden erworben hat, wollte die Grotte so erweitern, daß man am Platz selber, wo die Heilung stattgefunden hatte, die Kirche hätte bauen können. Aber dieser Plan erwies sich wegen der großen Sprengungen, die man hätte vornehmen müssen, als undurchführbar. So entschloß man sich, die Kirche auf dem Hügel über der Grotte zu bauen. Die Pläne zeichnete der Baumeister Heinrich Hörmann, der dann den Bau auch ausführte. 1896 wurde der Grundstein gelegt, 1901 war die Kirche bis auf die Inneneinrichtung fertig. Am 30. Juni dieses Jahres wurde das Mariahilfbild in feierlicher Prozession von der Pfarrkirche in Mötz aus in die neue Kirche auf Locherboden übertragen. Von weit und breit waren die Menschen zu dieser großen Feier zusammengekommen. Eine Woche darauf, am 6. Juli, wurde die Kirche durch den Bischof von Brixen Simon Aichner konsekriert.
Damit war die Entwicklung von Locherboden zu einem gewissen Abschluß gekommen. Die Gottesmutter hatte zwar nicht wie in Lourdes den Bau einer Kirche verlangt. Wenn aber auf der Höhe über der Grotte zunächst drei Kreuze aufgestellt und dann die Kirche gebaut wurde, geschah das aus einem gesunden Instinkt des christlichen Volkes heraus - die Kirche wurde zum größten Teil aus den freiwilligen Spenden kleiner Leute gebaut - und sicher nicht ohne die geheimnisvolle Leitung der Gottesmutter, die auch hier ihre Kinder zu ihrem göttlichen Sohn, zum Kreuz und zum Altar, geführt hat.
Die Kirche
Wenn wir die Kirche betreten, fällt unser Blick sofort auf das Mariahilfbild über dem Hochaltar. Es ist zwar nicht mehr dasselbe Bild, das der Bergknappe seinerzeit am Eingang des Stollens angebracht hat, wohl aber das Bild, vor dem Maria Kalb gebetet hat und geheilt worden ist. Der Altaraufbau stammt von dem Bildschnitzer Josef Bachlechner aus Solbad Hall. Links befindet sich die Statue des hl. Bernhard, des großen Marienverehrers, rechts die Statue des hl. Kassian, des Gründers und Patrons der Diözese Brixen, zu der Locherboden früher gehört hat. In den Nischen der beiden Türmchen steht links die Statue des heiligen Apostels Johannes, rechts die des heilige Josef. Auf den Spruchbändern stehen die Texte "Das ist der Ort, wo du mich suchen mußt" und "Wenn einst das Auge bricht, Mutter, verlaß mich nicht".
Die Glasfenster stellen dar: in der Mitte die Krönung Mariens, links den heiligen Florian und den heiligen Wendelin, die Vermählung Mariä, rechts den heiligen Aloisius und die heilige Barbara, die Patronin der Bergknappen, und Mariä Heimsuchung.
Ausgemalt wurde die Kirche in den Jahren 1914 bis 1916 von Toni Kirchmayr aus Innsbruck. Als Hauptthema wählte er die vier Hauptfeste des Kirchenjahres: über dem Presbyterium Ostern mit der Gestalt des auferstandenen und verklärten Christus; zwei Engel tragen Krone und Zepter, zwei weitere das Tuch mit dem blutüberströmten Antlitz des Herrn und die Dornenkrone.
Das erste Bild im Kirchenschiff stellt die Geburt Christi dar, links bringen die Hirten ihre Gaben, rechts huldigen die Drei Könige. Auf den kleinen Feldern ist jeweils ein Prophet zu sehen, der über das betreffende Geheimnis geweissagt hat, hier ist es der Prophet Isaias. Das zweite Bild zeigt eine ländliche Fronleichnamsprozession, als Prophet erscheint Ezechiel. Das dritte Bild im Kirchenschiff, schon mehr über der Empore, ist eine Darstellung des Pfingsfestes. Als Prophet ist Jeremias gewählt. Zwischen den untersten Fenstern sehen wir die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Die Köpfe an der Brüstung der Orgelempore sollen die zwölf Apostel darstellen, rechts und links von ihnen sind die Porträts des Erbauers der Kirche und des Künstlers, der die Gemälde schuf.
Auf den Seitenwänden beim Eingang erblicken wir Darstellungen aus der Geschichte des Wallfahrtsortes, gemalt von Toni Kirchmayr; rechts: Engel wenden den Stein, um den verschütteten Bergknappen zu retten, der nachher, zum Bilde emporblickend, ein Dankgebet spricht; links: die Heilung der Maria Kalb, unten das Gefährt und Blick nach Silz, oben der Bruder Johann, der seine Schwester über den Felsensteig trägt, und die ganze Gurppe, wie sie vor dem Bild der Gottesmutter betet.
Die Kapelle
Nachdem das Mariahilfbild in die neue Kirche übertragen war, verfiel die untere Kapelle wieder und wurde fast vergessen. Den Bemühungen des P. Meinrad Alois Bader O. Cist. aus dem Stift Stams ist es zu danken, daß ein neuer Zugang zur Grotte geschaffen und die alte steinerne Kapelle gründlich erneuert werden konnte. Statt des Mariahilfbildes wurde eine Darstellung der Schmerzensmutter aufgestellt, ausgeführt von dem bereits erwähnten Josef Bachlechner. Die Schmerzensmutter wurde deswegen gewählt, weil seit alters her neben dem Mariahilfbild ein Bild der schmerzhaften Mutter hing und weil Maria selbst die kranke Maria Kalb aufgefordert hatte, den Rosenkranz zu ihren sieben Schmerzen zu beten.
Rückblickend ist es nicht schwer, eine große Ähnlichkeit zwischen Locherboden und den übrigen großen Muttergotteserscheinungen der letzten hundert Jahre zu erkennen. Auch Maria Kalb wurde aufgefordert, den Rosenkranz zu beten, wie Bernadette in Lourdes und die Kinder von Fatima. Maria hat zwar auf Locherboden nicht ausdrücklich zur Buße gemahnt. Aber von Anfang an hing neben dem Mariahilfbild ein Bild der Schmerzensmutter, und heute steht in der unteren Kapelle das Bild der schmerzhaften Mutter. Wer könnte aber die Mutter, die ihren toten Sohn auf dem Schoß trägt, betrachten, ohne an die eigenen Sünden zu denken, die das Leid des Sohnes und der Mutter mitverschuldet haben, und sich so gedrängt fühlen, Buße zu tun und sein Leid zu ändern? "Die Menschen sollen aufhören, Gott zu beleidigen, der schon so viel beleidigt worden ist", sagte die Gottesmuttter zu den Kindern in Fatima. Genau das gleiche sagt uns das Bild der Schmerzensmutter. Noch auf eine Ähnlichkeit sei hingewiesen, die bis heute vielleicht viel zuwenig beachtet wurde. Bei der ersten geheimnisvollen Erscheinung reichte jemand der Maria Kalb einen Brief. Maria Kalb erzählte nachher: "Ich machte den Brief auf, und da sah ich das Bild Mariens mit offenem, freundlichem Blick, aus deren Augen Tränen über die Wangen herabperlten" - wer dächte da nicht an die weinende Madonna von Syrakus? Nur von Strafgerichten hat die Gottesmutter im Zusammenhang mit Locherboden nicht gesprochen, offenbar war der Augenblick dazu nach dem Plane Gottes noch nicht gekommen. Nachdem wir aber die Botschaft von Fatima gehört und die Strafgerichte Gottes zum Teil am eigenen Leib erfahren mußten, fällt es uns nicht schwer, beim Anblick der Schmerzensmutter auch an die Strafgerichte Gottes zu denken, die uns drohen, wenn wir uns nicht ernst und von Herzen zu Gott bekehren.
Pater Josef Fiedler S.J.
Imprimatur Nr. 317. Bischöfliches Ordinariat Innsbruck, 1. März 1967. Dr. J. Hammerl, Generalvikar. - Imprimi potest. Vindobonae, die 15 februarii 1967. Jo. Chr. Pilz S. J., Praep. Prov. Austriae. - Im Eigenverlag des katholischen Pfarramtes Mötz.
Locherboden - die Heilung der Maria Kalb
Fortsetzung von Teil 3:
Endlich waren alle Widerstände überwunden, Nachbarn stellten eine Kutsche und ein Pferd zur Verfügung. So trat man am 11. September 1871 die Fahrt an. Maria Kalb wurde in die Mitte der Kutsche gesetzt, links von ihr nahm Maria Amstein, damals 23 Jahre alt, Platz und rechts von ihr eine andere Verwandte, Magdalena Hueber. Nachdem die Kranke zeitig in der Frühe noch die heilige Kommunion empfangen hatte, fuhr man los - vorn auf dem Kutschbock saß der Bruder Johann. Über Innsbruck gelangte man gegen Mittag nach Zirl, wo man der Kranken beim Nagele-Wirt eine Fleischsuppe zu essen gab, die sie aber sofort wieder erbrechen mußte. Sonst aß sie den ganzen Tag nichts. Sie war so schwach, daß gegen Abend der Bruder einmal umschaute und frug: "Lebt sie noch?" In Stams lehnte es der Wirt ab, die Kranke und ihre Begleiter über Nacht zu behalten, mit der Erklärung: "Wir haben ohnedies schon eine Leiche im Haus!" - Am selben Nachmittag war nämlich in diesem Haus eine alte Frau gestorben. So mußten sie bis Mötz weiterfahren, wo sie im Gasthaus zum "Römisch-Deutschen Kaiser" Aufnahme fanden. Auf die Frage, ob man es dort zum Locherboden heiße und dort die Gottesmutter sei, antwortete die Wirtin: "Eine Muttergottes ist einmal oben; gehört habe ich davon, aber ich bin nie hinaufgekommen."
Am nächsten Morgen zeitig ging Bruder Johann nach Silz und brachte von dort seinen Bruder Andreas und dessen Frau mit, die helfen sollten, die Kranke nach Locherboden zu schaffen. Die Kranke wurde wieder in die Kutsche gesetzt, und man fuhr, soweit eben der Weg befahrbar war. Am Waldrand mußte das Pferd ausgespannt werden. Von da ab zogen die beiden Brüder den Wagen. Eine Bäuerin, die gerade mit ihren beiden Buben eine kleine Jause nahm, wurde nach dem Bild gefragt. Sie erklärte: "Das ist nichts anderes als die Kanppenhöhle, wo das Bild drinnen ist." Dere jüngere der beiden Buben ging mit, um den Weg zur Knappenhöhle zu zeigen. Die Kutsche ließ man an diesem Platz stehen, das Pferd wurde an eine Lärche gebunden, dann nahm Bruder Johann die Schwerkranke auf seine Arme und trug sie vorsichtig auf den Hügel hinauf. Zwei Stunden brauchten sie für den Weg, den ein Gesunder leicht in zehn Minuten gehen kann.
Endlich gelangte man zur Höhle. Die Kranke wurde auf zwei Kissen gebettet; sie gab kaum noch Lebenszeichen von sich. Die Schwägerin nahm das Mariahilfbild vom Felsen, reinigte es von Staub und Spinnweben und zeigte es der Kranken, die aber nicht einmal die Augen zu öffnen imstande war. Dann beteten sie gemeinsam den Rosenkranz von den sieben Schmerzen.
Nach kurzer Zeit schlug die Kranke die Augen auf, und sie, die bisher zu schwach gewesen war, um mitzubeten, sate deutlich: "Muttergottes, du bist mir erschienen, du bist es, du wirst mir helfen!" Die anderen hörten auf zu beten vor lauter Verwunderung, daß die Kranke laut gesprochen hatte. Dann erhob sie sich, kniete neben den anderen nieder und betete mit ausgestreckten Armen das "Gedenke, o gütigste Jungfrau". Dann setzten alle gemeinsam den Rosenkranz fort. Den ersten Rosenkranz hatte Maria Amstein vorgebetet, jetzt aber begann Maria Kalb selbst den zweiten vorzubeten, denn die Gottesmutter hatte ja verlangt, daß sie ihn beten solle. Beim vorletzten Gesätzchen hatte sie das Gefühl, daß etwas in ihrem Körper vorgegangen sei. Sie fühlte sich auf einmal stark und kräftig. Nach dem gemeinsamen Rosenkranz betete jedes noch eine Zeitlang still für sich. Gegen 11 Uhr mahnte Johann, es sei Zeit, aufzubrechen, denn man habe noch einen weiten Weg zu machen. Er wollte seine Schwester wieder auf die Arme nehmen, um sie den steilen Pfad hinabzutragen. Maria aber erklärte: "Laß mich nur! Mich darfst du nimmer tragen; ich kann schon selbst gehen und bin gesund!" In der Tat ging Maria ohne fremde Hilfe bis zur Mulde hinab. Erst dort kam ihnen so recht zum Bewußtsein, was geschehen sei, und alle freuten sich, daß sie den weiten Weg von Rum bis Locherboden gemacht hatten. Noch ein Weilchen nahmen sie sich Zeit, um die Gegend zu betrachten; alles war so, wie es Maria Kalb bei der Vision gesehen hatte, da waren die Ortschaften Mötz, Silz und Stams, und selbst die drei faustgroßen Steine lagen da. Johann fuhr mit der Kutsche nach Mötz, die übrigen aber, auch Maria Kalb, gingen zu Fuß. In Mötz aß die Geheilte zum erstenmal, und keinerlei Beschwerden stellten sich mehr ein. Dann fuhren sie nach Innsbruck zurück, und nachts gegen 1 Uhr langten sie daheim in Rum an. Am nächsten Morgen war Maria Kalb bereits in der Sechsuhrmesse. Sie konnte von jetzt ab wieder normal essen wie vor ihrer Erkrankung vor sieben Jahren, konnte arbeiten und schlafen. Ein Rückfall trat nicht ein. Sie blieb zwar etwas schwächlich, aber das war sie auch vor der Krankheit schon gewesen. Sie starb am 20. Jänner 1925 zu Rum im Alter von 82 Jahren. In ihrem langen Leben ist sie noch sehr oft nach Locherboden gepilgert, vor allem war sie jedes Jahr am 12. September, dem Tag ihrer Heilung, dort. Sie nahm regen Anteil an der ganzen Entwicklung des Wallfahrtsortes und hat auch persönlich viel von ihren Ersparnissen geopfert. (1)
(1) Was die Krankheit und später die Heilung der Maria Kalb betrifft, halten wir uns an die Schilderung, wie sie P. Meinrad Alois Bader O. Cist. in seinem Büchlein "Locherboden. Seine Rundsicht und seine Wallfahrt", Innsbruck, 1921, bietet. P. Meinrad hat Maria Kalb noch persönlich gekannt und hat sich des öfteren von ihr sowohl ihre Krankheit als auch ihre Heilung erzählen lassen. Auf Seite 106 des erwähnten Büchleins schreibt P. Meinrad: "Zum Schlusse sei noch betont, daß Maria Kalb diese ihre Krankheitsgeschichte, so wie sie hier dargestellt ist und worauf der Verfasser Gewicht legte, vor der Drucklegung genau eingesehen und sie in allen Teilen als vollkommen der Wahrheit entsprechend erklärt hat." - Eine offizielle kirchliche Untersuchung der Heilung hat nicht stattgefunden.
Fortsetzung folgt.
Endlich waren alle Widerstände überwunden, Nachbarn stellten eine Kutsche und ein Pferd zur Verfügung. So trat man am 11. September 1871 die Fahrt an. Maria Kalb wurde in die Mitte der Kutsche gesetzt, links von ihr nahm Maria Amstein, damals 23 Jahre alt, Platz und rechts von ihr eine andere Verwandte, Magdalena Hueber. Nachdem die Kranke zeitig in der Frühe noch die heilige Kommunion empfangen hatte, fuhr man los - vorn auf dem Kutschbock saß der Bruder Johann. Über Innsbruck gelangte man gegen Mittag nach Zirl, wo man der Kranken beim Nagele-Wirt eine Fleischsuppe zu essen gab, die sie aber sofort wieder erbrechen mußte. Sonst aß sie den ganzen Tag nichts. Sie war so schwach, daß gegen Abend der Bruder einmal umschaute und frug: "Lebt sie noch?" In Stams lehnte es der Wirt ab, die Kranke und ihre Begleiter über Nacht zu behalten, mit der Erklärung: "Wir haben ohnedies schon eine Leiche im Haus!" - Am selben Nachmittag war nämlich in diesem Haus eine alte Frau gestorben. So mußten sie bis Mötz weiterfahren, wo sie im Gasthaus zum "Römisch-Deutschen Kaiser" Aufnahme fanden. Auf die Frage, ob man es dort zum Locherboden heiße und dort die Gottesmutter sei, antwortete die Wirtin: "Eine Muttergottes ist einmal oben; gehört habe ich davon, aber ich bin nie hinaufgekommen."
Am nächsten Morgen zeitig ging Bruder Johann nach Silz und brachte von dort seinen Bruder Andreas und dessen Frau mit, die helfen sollten, die Kranke nach Locherboden zu schaffen. Die Kranke wurde wieder in die Kutsche gesetzt, und man fuhr, soweit eben der Weg befahrbar war. Am Waldrand mußte das Pferd ausgespannt werden. Von da ab zogen die beiden Brüder den Wagen. Eine Bäuerin, die gerade mit ihren beiden Buben eine kleine Jause nahm, wurde nach dem Bild gefragt. Sie erklärte: "Das ist nichts anderes als die Kanppenhöhle, wo das Bild drinnen ist." Dere jüngere der beiden Buben ging mit, um den Weg zur Knappenhöhle zu zeigen. Die Kutsche ließ man an diesem Platz stehen, das Pferd wurde an eine Lärche gebunden, dann nahm Bruder Johann die Schwerkranke auf seine Arme und trug sie vorsichtig auf den Hügel hinauf. Zwei Stunden brauchten sie für den Weg, den ein Gesunder leicht in zehn Minuten gehen kann.
Endlich gelangte man zur Höhle. Die Kranke wurde auf zwei Kissen gebettet; sie gab kaum noch Lebenszeichen von sich. Die Schwägerin nahm das Mariahilfbild vom Felsen, reinigte es von Staub und Spinnweben und zeigte es der Kranken, die aber nicht einmal die Augen zu öffnen imstande war. Dann beteten sie gemeinsam den Rosenkranz von den sieben Schmerzen.
Nach kurzer Zeit schlug die Kranke die Augen auf, und sie, die bisher zu schwach gewesen war, um mitzubeten, sate deutlich: "Muttergottes, du bist mir erschienen, du bist es, du wirst mir helfen!" Die anderen hörten auf zu beten vor lauter Verwunderung, daß die Kranke laut gesprochen hatte. Dann erhob sie sich, kniete neben den anderen nieder und betete mit ausgestreckten Armen das "Gedenke, o gütigste Jungfrau". Dann setzten alle gemeinsam den Rosenkranz fort. Den ersten Rosenkranz hatte Maria Amstein vorgebetet, jetzt aber begann Maria Kalb selbst den zweiten vorzubeten, denn die Gottesmutter hatte ja verlangt, daß sie ihn beten solle. Beim vorletzten Gesätzchen hatte sie das Gefühl, daß etwas in ihrem Körper vorgegangen sei. Sie fühlte sich auf einmal stark und kräftig. Nach dem gemeinsamen Rosenkranz betete jedes noch eine Zeitlang still für sich. Gegen 11 Uhr mahnte Johann, es sei Zeit, aufzubrechen, denn man habe noch einen weiten Weg zu machen. Er wollte seine Schwester wieder auf die Arme nehmen, um sie den steilen Pfad hinabzutragen. Maria aber erklärte: "Laß mich nur! Mich darfst du nimmer tragen; ich kann schon selbst gehen und bin gesund!" In der Tat ging Maria ohne fremde Hilfe bis zur Mulde hinab. Erst dort kam ihnen so recht zum Bewußtsein, was geschehen sei, und alle freuten sich, daß sie den weiten Weg von Rum bis Locherboden gemacht hatten. Noch ein Weilchen nahmen sie sich Zeit, um die Gegend zu betrachten; alles war so, wie es Maria Kalb bei der Vision gesehen hatte, da waren die Ortschaften Mötz, Silz und Stams, und selbst die drei faustgroßen Steine lagen da. Johann fuhr mit der Kutsche nach Mötz, die übrigen aber, auch Maria Kalb, gingen zu Fuß. In Mötz aß die Geheilte zum erstenmal, und keinerlei Beschwerden stellten sich mehr ein. Dann fuhren sie nach Innsbruck zurück, und nachts gegen 1 Uhr langten sie daheim in Rum an. Am nächsten Morgen war Maria Kalb bereits in der Sechsuhrmesse. Sie konnte von jetzt ab wieder normal essen wie vor ihrer Erkrankung vor sieben Jahren, konnte arbeiten und schlafen. Ein Rückfall trat nicht ein. Sie blieb zwar etwas schwächlich, aber das war sie auch vor der Krankheit schon gewesen. Sie starb am 20. Jänner 1925 zu Rum im Alter von 82 Jahren. In ihrem langen Leben ist sie noch sehr oft nach Locherboden gepilgert, vor allem war sie jedes Jahr am 12. September, dem Tag ihrer Heilung, dort. Sie nahm regen Anteil an der ganzen Entwicklung des Wallfahrtsortes und hat auch persönlich viel von ihren Ersparnissen geopfert. (1)
(1) Was die Krankheit und später die Heilung der Maria Kalb betrifft, halten wir uns an die Schilderung, wie sie P. Meinrad Alois Bader O. Cist. in seinem Büchlein "Locherboden. Seine Rundsicht und seine Wallfahrt", Innsbruck, 1921, bietet. P. Meinrad hat Maria Kalb noch persönlich gekannt und hat sich des öfteren von ihr sowohl ihre Krankheit als auch ihre Heilung erzählen lassen. Auf Seite 106 des erwähnten Büchleins schreibt P. Meinrad: "Zum Schlusse sei noch betont, daß Maria Kalb diese ihre Krankheitsgeschichte, so wie sie hier dargestellt ist und worauf der Verfasser Gewicht legte, vor der Drucklegung genau eingesehen und sie in allen Teilen als vollkommen der Wahrheit entsprechend erklärt hat." - Eine offizielle kirchliche Untersuchung der Heilung hat nicht stattgefunden.
Fortsetzung folgt.
Locherboden - warum ausgerechnet dieser Ort?
Fortsetzung von Teil 2:
Bevor wir in unserem Bericht fortfahren, wollen wir uns Antwort auf die Frage geben, warum Maria wohl verlangte, daß die Kranke nach Locherboden kommen solle. Hatten die Vewandten wirklich so unrecht, wenn sie sagten, die Gottesmutter könne sie doch auch in Rum oder Absam heilen?
Zunächst verlangte die Gottesmutter von Maria Kalb ein großes Vertrauen, ein Vertrauen, das sich nicht nur in Worten ausdrücken sollte, sondern durch eine Tat, die menschlich gesprochen unvernünftig war - eine Schwerkranke von Rum nach Locheroden bringen! Aber anders hilft Maria nicht. Sie verlangt einfach dieses Vertrauen von jenen, denen sie helfen will. Maria Kalb hatte dieses Vertrauen vom Tag der Erscheinung an, wenn es auch noch einer Steigerung fähig war, bis es ihr keine Ruhe mehr ließ, bevor sie nicht die Wallfahrt unternommen hätte. Aber allein konnte sie ja nicht gehen. Sie brauchte die Hilfe anderer Menschen, von denen ein ähnliches Vertrauen verlangt wurde, obwohl sie keine Erscheinung gehabt hatten. Vom Bruder Johann wird berichtet, daß er eigens eine Wallfahrt nach Absam machte, um zur Klarheit zu gelangen, und daß er von dort mit dem Entschluß heimkehrte, die Fahrt mit der Schwester zu wagen. Ebenso rangen sich die Mutter und der Ortsgeistliche zu dem demütigen Vertrauen durch, daß sie die Fahrt befürworteten. Dieses Vertrauen war die Voraussetzung für die Hilfe, die Maria der Kranken gewähren wollte, und war selbst schon geschenkte Gnade.
Aber warum gerade Locherboden?
Gott kann uns überall finden und kann uns auf allen Wegen begegnen. An welchem Ort und zu welcher Stunde er uns aber seine Gnade schenkt und unser Heil wirkt, das können nicht wir Menschen Ihm vorschreiben, sondern das bestimmt Er selbst, wir aber müssen uns in Demut unter seinen Ratschluß beugen. So ist der Sohn Gottes an einem ganz bestimmten Ort, nämlich zu Bethlehem, und zu einer ganz bestimmten Zeit, nämlich unter der Regierungszeit des Kaisers Augustus, als Mensch geboren worden und ist auf Golgotha unter dem Hohenpriester Kaiphas, dem König Herodes und dem römischen Landpfleger Pontius Pilatus gekreuzigt worden. Die Wahrheit läßt Gott uns künden durch seine Kirche; seine Gnade hat er weitgehend geknüpft an die Sakramente, an das Wasser bei der Taufe, an das Öl bei der Firmung und Krankensalbung, an Brot und Wein bei der Eucharistie. Oft gewährt er seine Gnade auf die Fürsprache seiner Heiligen, besonders Marias. Und auch Maria ist bei der Hilfe, die sie den Menschen gewährt, an den Ratschluß Gottes gebunden. So war es Gottes Wille, daß Maria genau im Jahre 1854 in dem kleinen Ort Lourdes im südlichsten Frankreich einem einfachen Mädchen erschien; daß die Krankenheilungen vornehmlich durch das Wasser jener Quelle geschehen sollten, die damals entsprang und bis heute fließt. Mochten die Menschen sich wundern, daß Bernadette auf die Weisung der Gottesmutter hin mit ihren Fingern nach Wasser grub, wo gar kein Wasser war; mochten sie lachen und Bernadette für übergeschnappt halten - setzen wir ruhig dieses unschöne Wort hierher -, als sie sich mit dem feuchten Schlamm, den ihre Finger ausgegraben hatten, das Gesicht "wusch", so daß sie nachher aussah wie ein Mohr - genau an dieser Stelle sollte eben die Quelle entspringen, die zuerst einem blinden Kind und dann vielen anderen Kranken Heilung gebracht hat. So wollte die Gottesmutter die Maria Kalb nicht in Rum und nicht in Absam, sondern auf dem Locherboden gesund machen, ausgerechnet an diesem unbekannten, unzugänglichen Ort. Diesen Akt demütiger Unterwerfung unter Gottes Willen verlangte Maria von der Kranken und ihren Verwandten, so daß sie wirkich unter großen Opfern bereit waren, sich an jenen Ort zu begeben, wo ihnen Maria nach Gottes Ratschluß Hilfe schenken sollte.
Denn Gott hatte neben der Heilung der Maria Kalb auch noch andere Absichten, von denen die Kranke und ihre Verwandten nicht wußten, nichts zu wissen brauchten. Uns aber sind nach 100 Jahren diese anderen Absichten Gottes viel klarer - auf die inneren Zusammenhänge zwischen Locherboden und den übrigen großen Muttergotteserscheinungen der letzten 100 Jahre kommen wir am Schluß noch zu sprechen. Es sollte für das Tiroler Volk eine neue Gnadenstätte erstehen, wo es Trost und Hilfe in den schweren Zeiten finden sollte, denen es entgegenging, und wenn erst ganz Tirol zu einem einzigen Fremdenverkehrtsort geworden wäre, sollte noch ein stilles Plätzchen übrig sein, wo es keine Hotels und keinen Badestrand gäbe, sondern wo ein Kirchlein mit einem Turm, der sich vor den gewaltigen Bergen wie ein Spielzeug ausnimmt, die vielen Fremden, welche die Züge jeden Tag das Inntal hinauf- und hinunterbringen, nach oben weist; ein Kirchlein, das die Fremden nicht wegen seiner Kunstschätze aufsuchen, sondern zu dem Einheimische und Gäste pilgern wegen eines Gnadenbildes jener, die gleichzeitig die Mutter Gottes und der Menschen ist. Gott hat seine eigenen Gedanken und Pläne, die immer Gedanken und Pläne der Liebe sind und denen sich jene unterwerfen müssen, die Gott als Werkzeuge für die Verwirklichung seiner Absichten ausersehen hat, auch wenn sie diese Absichten nicht verstehen oder gar nicht um sie wissen. Darum mußte also Maria Kalb nach Locherboden pilgern, obwohl ihr diese Fahrt, menschlich gesprochen, hätte den Tod bringen müssen.
Fortsetzung folgt.
Bevor wir in unserem Bericht fortfahren, wollen wir uns Antwort auf die Frage geben, warum Maria wohl verlangte, daß die Kranke nach Locherboden kommen solle. Hatten die Vewandten wirklich so unrecht, wenn sie sagten, die Gottesmutter könne sie doch auch in Rum oder Absam heilen?
Zunächst verlangte die Gottesmutter von Maria Kalb ein großes Vertrauen, ein Vertrauen, das sich nicht nur in Worten ausdrücken sollte, sondern durch eine Tat, die menschlich gesprochen unvernünftig war - eine Schwerkranke von Rum nach Locheroden bringen! Aber anders hilft Maria nicht. Sie verlangt einfach dieses Vertrauen von jenen, denen sie helfen will. Maria Kalb hatte dieses Vertrauen vom Tag der Erscheinung an, wenn es auch noch einer Steigerung fähig war, bis es ihr keine Ruhe mehr ließ, bevor sie nicht die Wallfahrt unternommen hätte. Aber allein konnte sie ja nicht gehen. Sie brauchte die Hilfe anderer Menschen, von denen ein ähnliches Vertrauen verlangt wurde, obwohl sie keine Erscheinung gehabt hatten. Vom Bruder Johann wird berichtet, daß er eigens eine Wallfahrt nach Absam machte, um zur Klarheit zu gelangen, und daß er von dort mit dem Entschluß heimkehrte, die Fahrt mit der Schwester zu wagen. Ebenso rangen sich die Mutter und der Ortsgeistliche zu dem demütigen Vertrauen durch, daß sie die Fahrt befürworteten. Dieses Vertrauen war die Voraussetzung für die Hilfe, die Maria der Kranken gewähren wollte, und war selbst schon geschenkte Gnade.
Aber warum gerade Locherboden?
Gott kann uns überall finden und kann uns auf allen Wegen begegnen. An welchem Ort und zu welcher Stunde er uns aber seine Gnade schenkt und unser Heil wirkt, das können nicht wir Menschen Ihm vorschreiben, sondern das bestimmt Er selbst, wir aber müssen uns in Demut unter seinen Ratschluß beugen. So ist der Sohn Gottes an einem ganz bestimmten Ort, nämlich zu Bethlehem, und zu einer ganz bestimmten Zeit, nämlich unter der Regierungszeit des Kaisers Augustus, als Mensch geboren worden und ist auf Golgotha unter dem Hohenpriester Kaiphas, dem König Herodes und dem römischen Landpfleger Pontius Pilatus gekreuzigt worden. Die Wahrheit läßt Gott uns künden durch seine Kirche; seine Gnade hat er weitgehend geknüpft an die Sakramente, an das Wasser bei der Taufe, an das Öl bei der Firmung und Krankensalbung, an Brot und Wein bei der Eucharistie. Oft gewährt er seine Gnade auf die Fürsprache seiner Heiligen, besonders Marias. Und auch Maria ist bei der Hilfe, die sie den Menschen gewährt, an den Ratschluß Gottes gebunden. So war es Gottes Wille, daß Maria genau im Jahre 1854 in dem kleinen Ort Lourdes im südlichsten Frankreich einem einfachen Mädchen erschien; daß die Krankenheilungen vornehmlich durch das Wasser jener Quelle geschehen sollten, die damals entsprang und bis heute fließt. Mochten die Menschen sich wundern, daß Bernadette auf die Weisung der Gottesmutter hin mit ihren Fingern nach Wasser grub, wo gar kein Wasser war; mochten sie lachen und Bernadette für übergeschnappt halten - setzen wir ruhig dieses unschöne Wort hierher -, als sie sich mit dem feuchten Schlamm, den ihre Finger ausgegraben hatten, das Gesicht "wusch", so daß sie nachher aussah wie ein Mohr - genau an dieser Stelle sollte eben die Quelle entspringen, die zuerst einem blinden Kind und dann vielen anderen Kranken Heilung gebracht hat. So wollte die Gottesmutter die Maria Kalb nicht in Rum und nicht in Absam, sondern auf dem Locherboden gesund machen, ausgerechnet an diesem unbekannten, unzugänglichen Ort. Diesen Akt demütiger Unterwerfung unter Gottes Willen verlangte Maria von der Kranken und ihren Verwandten, so daß sie wirkich unter großen Opfern bereit waren, sich an jenen Ort zu begeben, wo ihnen Maria nach Gottes Ratschluß Hilfe schenken sollte.
Denn Gott hatte neben der Heilung der Maria Kalb auch noch andere Absichten, von denen die Kranke und ihre Verwandten nicht wußten, nichts zu wissen brauchten. Uns aber sind nach 100 Jahren diese anderen Absichten Gottes viel klarer - auf die inneren Zusammenhänge zwischen Locherboden und den übrigen großen Muttergotteserscheinungen der letzten 100 Jahre kommen wir am Schluß noch zu sprechen. Es sollte für das Tiroler Volk eine neue Gnadenstätte erstehen, wo es Trost und Hilfe in den schweren Zeiten finden sollte, denen es entgegenging, und wenn erst ganz Tirol zu einem einzigen Fremdenverkehrtsort geworden wäre, sollte noch ein stilles Plätzchen übrig sein, wo es keine Hotels und keinen Badestrand gäbe, sondern wo ein Kirchlein mit einem Turm, der sich vor den gewaltigen Bergen wie ein Spielzeug ausnimmt, die vielen Fremden, welche die Züge jeden Tag das Inntal hinauf- und hinunterbringen, nach oben weist; ein Kirchlein, das die Fremden nicht wegen seiner Kunstschätze aufsuchen, sondern zu dem Einheimische und Gäste pilgern wegen eines Gnadenbildes jener, die gleichzeitig die Mutter Gottes und der Menschen ist. Gott hat seine eigenen Gedanken und Pläne, die immer Gedanken und Pläne der Liebe sind und denen sich jene unterwerfen müssen, die Gott als Werkzeuge für die Verwirklichung seiner Absichten ausersehen hat, auch wenn sie diese Absichten nicht verstehen oder gar nicht um sie wissen. Darum mußte also Maria Kalb nach Locherboden pilgern, obwohl ihr diese Fahrt, menschlich gesprochen, hätte den Tod bringen müssen.
Fortsetzung folgt.
Locherboden - die Erscheinungen
Fortsetzung von Teil 1:
Maria Kalb war in Rum bei Innsbruck am 10. Februar 1842 geboren. Sie war ein schwächliches Kind, das bisweilen an Herzkrämpfen litt. Sie war fröhlich und doch wieder auffallend ernst. In der Schule tat sie sich leicht. Sie sang auf dem Kirchenchor, war Mitglied des 3. Ordens des heiligen Franziskus, ging alle zwei bis drei Wochen zu den Sakramenten und gelobte, anfänglich von einem Muttergottesfest zum andern, Jungfräulichkeit. Als sie 15 Jahre alt war, starb der Vater. Zwei ihrer Brüder übernahmen den väterlichen Hof. Maria aber übersiedelte mit der Mutter, ihrem Bruder Johann und zwei jüngeren Schwestern in ein anderes Haus. Später besorgte Maria die Wirtschaft für die beiden Brüder im ehemaligen elterlichen Haus und betreute nebenbei einen kleinen Laden. Eines Abends im Fasching des Jahres 1864 saß Maria bei der Mutter in der Stube und spann. Da drangen zwei maskierte Burschen ein. Einer von den beiden gab Maria einen Stoß in den Rücken, daß sie laut aufschrie. Die Mutter sagte noch: "Maria, jetzt hast du genug!" Damit begann ihre lange, schmerzliche Krankheit. Sie zitterte oft am ganzen Körper, litt unter dauerndem Kopfweh, immer häufiger wurden Ohnmachtsanfälle und Krämpfe. Eines nachts, da sie sich sehr elend fühlte und zu schwach war, um nach Hilfe zu rufen, betete sie zur Gottesmutter. "Da sah ich", schrieb sie später, "in der Höhe vor meinem Haupt ein Mariahilfbild schweben - und sogleich verschwand der größte Schmerz, und ich schlief ein. Als ich erwachte, dachte ich verwundert: Daß ich nicht die Abbildung sah, die ich täglich in unserer Dorfkapelle verehre?" Dieses Bild stellt Maria als Königin des Himmels dar.
Natürlich wurden Ärzte zu Rate gezogen. Dr. Anton Seeger, Bezirksarzt von Solbad Hall, erklärte, es sei ein organischer Nerv verletzt, es handle sich um eine Nervenabzehrung und eine Nervenvertrocknung; es gäbe keine Hoffnung auf Genesung, und man sollte das Doktern ruhig aufgeben.
Der Zustand der Kranken verschlimmerte sich ständig. In der Woche vor Pfingsten 1867 empfing Maria zum erstenmal die Sterbesakramente. Sie konnte kaum mehr Speisen zu sich nehmen und war oft der Sprache beraubt. Dazu bildete sich neben dem Herzen ein großes Geschwür. Bei einem Besuch bei ihrer jüngeren Verwandten Maria Amstein wurde sie von so heftigen Krämpfen befallen, daß sie nicht mehr nach Hause gehen konnte. Von da an blieb sie überhaupt bei dieser Verwandten, von der sie liebevoll gepflegt wurde. Da sie jetzt näher bei der Kirche wohnte, konnte sie auch öfters die heilige Kommunion empfangen. Aber ihr Zustand verschlimmerte sich so sehr, daß man mit ihrem baldigen Tod rechnete.
Seit dem Frühjahr 1871 schöpfte Maria Kalb neue Hoffnung auf die Hilfe der Gottesmutter. Ende April hatte sie ein merkwürdiges Erlebnis - war es eine Erscheinung, war es ein Traum? Lassen wir sie selbst erzählen:
"Ich fühlte auf dem Arme, als ob mich jemand mit der Hand berührte, um mich aufmerksam zu machen, was geschehen werde. Diese Hand gab mir einen Brief von bedeutend großem Format. Auf dem Kuvert war ein wunderschöner Rosenkranz gezeichnet von wunderbar zarter Rosenfarbe. Das ganze Kuvert glänzte wie Gold. Überschrift befand sich keine auf dem Kuvert. Ich fragte, woher der Brief sei. Ich hörte sagen - denn gesehen habe ich niemand, obwohl im Zimmer eine Lampe brannte -, ich solle den Brief aufmachen, dann werde ich sehen, woher der Brief sei. Ich machte ihn auf, und da sah ich das Bild Mariens mit offenem, freundlichem Blick, aus deren Augen Tränen über die Wangen herabperlten. Die Hände hatte sie über der Brust gekreuzt. Der Brief war überschrieben, beiläufig fünf Zoll in der Höhe, mit alter, abgeschossener Tinte, sonst schöner, zügiger Schrift, und darunter stand mein Name mit neuer Schrift, an welcher ich sogleich meine Handschrift erkannte. Was im Brief geschrieben war, las ich nicht. Während dieses Traumes, oder wie ich es nennen soll, fühlte ich keine Schmerzen. Auf eimal fühlte ich mich wieder im früheren kranken Zustand, die Erscheinung war verschwunden und ich sah nichts mehr vom Briefe. Aber erfreut und aufgemuntert war ich über die Erscheinung, daß ich meine Freude nicht mit Worten auszudrücken imstande bin."
Maria Kalb wußte dieses Erlebnis nicht recht zu deuten, sie fühlte nur, wie ihr Vertrauen auf die Gottesmutter gewachsen war. Daher verlangte sie, nach Absam gebracht zu werden: "Führt mich hinüber", bettelte sie, "sie hilft mir ganz gewiß!" In der Tat machten sich drei Freundinnen mit ihr auf den Weg, aber schon am Ende des Dorfes brach sie zusammen und mußte wieder nach Hause gebracht werden.
Ende Juli hatte sie eine zweite Erscheinung. Wieder soll sie uns selbst erzählen:
"Ich bemerkte die Gottesmutter ganz in meiner Nähe, sah sie aber nicht. Sie sprach: 'Du mußt mich suchen im Oberland und den Rosenkranz zu meinen sieben Schmerzen beten!' Ich versprach ihr das mit Freude und betete ihn bald darauf so gut ich konnte. Auch bei dieser Erscheinung fühlte ich nichts von meinen gewöhnlichen Schmerzen, hatte aber eine desto größere Freude, weil ich nun etwas näher wußte, wo ich die Gottesmutter finden könnte."
Was die Worte der Gottesmutter bedeuten sollten, sie solle sie "im Oberland" suchen - als "Oberland" bezeichnete man das Inntal von Innsbruck an innaufwärts -, wußte sie nicht. Wie hätte sie Maria suchen können, da sie doch ans Bett gefesselt war?
Wenige Tage später, am 4. August, hatte Maria Kalb eine dritte Erscheinung. Sie berichtet:
"Da erbklickte ich die Gottesmutter selbst. Sie war großer Statur, von unvergleichbarer Schönheit. Sie trug einen roten Rock (gemeint ist ein vollständiges rotes Kleid), der um die Mitte mit einem schmalen Gürtel um die Lenden zusammengebunden war, an welchem drei funklende Edelsteine prangten, und einen lichtblauen Mantel, der über das Haupt geschlungen und vorne am Gürtel befestigt war und bis auf den Boden niederreichte. Sie winkte mir zu kommen, und wir gingen nebeneinander, mehr schwebend als gehend, schweigend hinauf an der Martinswand vorbei. Ich schaute sie öfters einen Augenblick an; sie aber blickte immer vorwärts und zog mich mit, und ich folgte ihr hocherfreut und überglückselig. Zu einem Berg auf der anderen Seite des Flusses kamen wir wie schwebend, und ich fühlte mich nicht im geringsten ermüdet oder leidend, als wenn ich nicht mehr auf der Welt wäre. Ich sah die Bäume, Gesträuche und den Felsen deutlich. Oben auf einem schmalen Platze mitten im Felsen blieb sie stehen und breitete die Hände nach unten aus, blickte mich an und sprach:
'Dieser ist der Ort, wo du mich suchen mußt!',
und darauf wurde der ganze Berg von einem himmlischen Strahlenkranze erleuchtet. Ich fiel vor Maria auf meine Knie nieder und dankte ihr für die Gnade, die sie mir erwiesen hatte. Als ich wieder aufstand, sprach sie: 'Du stehst auf der Sonnenseite' und zeigte mir die ganze Gegend, sprechend: 'Dort ist Stams, dort Silz, da unten Mötz.' Ich schaute alle diese Ortschaften und sah sie so genau, daß ich die Kirchen und Türme und ihre Bauart und Farbe sehr deutlich erkannte. Nachdem die Gottesmutter gesprochen hatte, verschwand sie; ich setzte mich noch eine Weile und betrachtete die Gegend. Neben mir lagen drei faustgroße Steine, die ich auf eine kurze Zeit anschaute und genau betrachtete. Als ich noch eine Weile mich der Freude über diese Erscheinung hingab, läutete es zum Englischen Gruß, und ich befand mich auf einmal wieder in meinem alten leidenden Zustande auf meinem Krankenbette in Rum."
Im Laufe des Tages erzählte Maria Kalb diese Erscheinung ihren Leuten, aber zunächst wußte niemand, was das für ein Ort sein könnte. Nur die Wirtschafterin des Benefiziaten Posch erinnerte sich - sie hatte seinerzeit im Kloster Stams kochen gelernt -, einmal auf dem Wege nach Mieming an diesem Platz vorbeigekommen zu sein. So kam der Geistliche mit der Nachricht: "Da ist eine kleine Wallfahrt, da heißt man es am Locherboden."
Nun wußte also Maria Kalb genau, wo sie die Gottesmutter suchen mußte, wie aber sollte sie nach Locherboden gelangen? Sie bat ihre Bekannten und Verwandten, sie dorthin zu bringen, aber man suchte ihr das auszureden, da es sich bei der Erscheinung wohl nur um einen Traum gehandelt habe; wenn die Gottesmutter sie heilen wolle, könne sie es doch auch in Rum tun. Man erinnerte sich noch zu gut an den mißglückten Versuch, sie nach Absam zu bringen. Aber da die Kranke nicht aufhörte zu bitten und zu betteln, erklärte die Mutter schießlich: Ja, ja, fahrt nur! Sie hat solches Vertrauen, und die Gottesmutter wird ihr schon doch helfen, daß sie unterwegs nicht stirbt." Auch der Ortsgeistliche, der anfänglich dagegen gewesen war, riet, die Kranke nach Locherboden zu bringen. Endlich erklärte sich ihr Bruder Johann bereit, die Fahrt mit ihr zu wagen.
Fortsetzung folgt.
Maria Kalb war in Rum bei Innsbruck am 10. Februar 1842 geboren. Sie war ein schwächliches Kind, das bisweilen an Herzkrämpfen litt. Sie war fröhlich und doch wieder auffallend ernst. In der Schule tat sie sich leicht. Sie sang auf dem Kirchenchor, war Mitglied des 3. Ordens des heiligen Franziskus, ging alle zwei bis drei Wochen zu den Sakramenten und gelobte, anfänglich von einem Muttergottesfest zum andern, Jungfräulichkeit. Als sie 15 Jahre alt war, starb der Vater. Zwei ihrer Brüder übernahmen den väterlichen Hof. Maria aber übersiedelte mit der Mutter, ihrem Bruder Johann und zwei jüngeren Schwestern in ein anderes Haus. Später besorgte Maria die Wirtschaft für die beiden Brüder im ehemaligen elterlichen Haus und betreute nebenbei einen kleinen Laden. Eines Abends im Fasching des Jahres 1864 saß Maria bei der Mutter in der Stube und spann. Da drangen zwei maskierte Burschen ein. Einer von den beiden gab Maria einen Stoß in den Rücken, daß sie laut aufschrie. Die Mutter sagte noch: "Maria, jetzt hast du genug!" Damit begann ihre lange, schmerzliche Krankheit. Sie zitterte oft am ganzen Körper, litt unter dauerndem Kopfweh, immer häufiger wurden Ohnmachtsanfälle und Krämpfe. Eines nachts, da sie sich sehr elend fühlte und zu schwach war, um nach Hilfe zu rufen, betete sie zur Gottesmutter. "Da sah ich", schrieb sie später, "in der Höhe vor meinem Haupt ein Mariahilfbild schweben - und sogleich verschwand der größte Schmerz, und ich schlief ein. Als ich erwachte, dachte ich verwundert: Daß ich nicht die Abbildung sah, die ich täglich in unserer Dorfkapelle verehre?" Dieses Bild stellt Maria als Königin des Himmels dar.
Natürlich wurden Ärzte zu Rate gezogen. Dr. Anton Seeger, Bezirksarzt von Solbad Hall, erklärte, es sei ein organischer Nerv verletzt, es handle sich um eine Nervenabzehrung und eine Nervenvertrocknung; es gäbe keine Hoffnung auf Genesung, und man sollte das Doktern ruhig aufgeben.
Der Zustand der Kranken verschlimmerte sich ständig. In der Woche vor Pfingsten 1867 empfing Maria zum erstenmal die Sterbesakramente. Sie konnte kaum mehr Speisen zu sich nehmen und war oft der Sprache beraubt. Dazu bildete sich neben dem Herzen ein großes Geschwür. Bei einem Besuch bei ihrer jüngeren Verwandten Maria Amstein wurde sie von so heftigen Krämpfen befallen, daß sie nicht mehr nach Hause gehen konnte. Von da an blieb sie überhaupt bei dieser Verwandten, von der sie liebevoll gepflegt wurde. Da sie jetzt näher bei der Kirche wohnte, konnte sie auch öfters die heilige Kommunion empfangen. Aber ihr Zustand verschlimmerte sich so sehr, daß man mit ihrem baldigen Tod rechnete.
Seit dem Frühjahr 1871 schöpfte Maria Kalb neue Hoffnung auf die Hilfe der Gottesmutter. Ende April hatte sie ein merkwürdiges Erlebnis - war es eine Erscheinung, war es ein Traum? Lassen wir sie selbst erzählen:
"Ich fühlte auf dem Arme, als ob mich jemand mit der Hand berührte, um mich aufmerksam zu machen, was geschehen werde. Diese Hand gab mir einen Brief von bedeutend großem Format. Auf dem Kuvert war ein wunderschöner Rosenkranz gezeichnet von wunderbar zarter Rosenfarbe. Das ganze Kuvert glänzte wie Gold. Überschrift befand sich keine auf dem Kuvert. Ich fragte, woher der Brief sei. Ich hörte sagen - denn gesehen habe ich niemand, obwohl im Zimmer eine Lampe brannte -, ich solle den Brief aufmachen, dann werde ich sehen, woher der Brief sei. Ich machte ihn auf, und da sah ich das Bild Mariens mit offenem, freundlichem Blick, aus deren Augen Tränen über die Wangen herabperlten. Die Hände hatte sie über der Brust gekreuzt. Der Brief war überschrieben, beiläufig fünf Zoll in der Höhe, mit alter, abgeschossener Tinte, sonst schöner, zügiger Schrift, und darunter stand mein Name mit neuer Schrift, an welcher ich sogleich meine Handschrift erkannte. Was im Brief geschrieben war, las ich nicht. Während dieses Traumes, oder wie ich es nennen soll, fühlte ich keine Schmerzen. Auf eimal fühlte ich mich wieder im früheren kranken Zustand, die Erscheinung war verschwunden und ich sah nichts mehr vom Briefe. Aber erfreut und aufgemuntert war ich über die Erscheinung, daß ich meine Freude nicht mit Worten auszudrücken imstande bin."
Maria Kalb wußte dieses Erlebnis nicht recht zu deuten, sie fühlte nur, wie ihr Vertrauen auf die Gottesmutter gewachsen war. Daher verlangte sie, nach Absam gebracht zu werden: "Führt mich hinüber", bettelte sie, "sie hilft mir ganz gewiß!" In der Tat machten sich drei Freundinnen mit ihr auf den Weg, aber schon am Ende des Dorfes brach sie zusammen und mußte wieder nach Hause gebracht werden.
Ende Juli hatte sie eine zweite Erscheinung. Wieder soll sie uns selbst erzählen:
"Ich bemerkte die Gottesmutter ganz in meiner Nähe, sah sie aber nicht. Sie sprach: 'Du mußt mich suchen im Oberland und den Rosenkranz zu meinen sieben Schmerzen beten!' Ich versprach ihr das mit Freude und betete ihn bald darauf so gut ich konnte. Auch bei dieser Erscheinung fühlte ich nichts von meinen gewöhnlichen Schmerzen, hatte aber eine desto größere Freude, weil ich nun etwas näher wußte, wo ich die Gottesmutter finden könnte."
Was die Worte der Gottesmutter bedeuten sollten, sie solle sie "im Oberland" suchen - als "Oberland" bezeichnete man das Inntal von Innsbruck an innaufwärts -, wußte sie nicht. Wie hätte sie Maria suchen können, da sie doch ans Bett gefesselt war?
Wenige Tage später, am 4. August, hatte Maria Kalb eine dritte Erscheinung. Sie berichtet:
"Da erbklickte ich die Gottesmutter selbst. Sie war großer Statur, von unvergleichbarer Schönheit. Sie trug einen roten Rock (gemeint ist ein vollständiges rotes Kleid), der um die Mitte mit einem schmalen Gürtel um die Lenden zusammengebunden war, an welchem drei funklende Edelsteine prangten, und einen lichtblauen Mantel, der über das Haupt geschlungen und vorne am Gürtel befestigt war und bis auf den Boden niederreichte. Sie winkte mir zu kommen, und wir gingen nebeneinander, mehr schwebend als gehend, schweigend hinauf an der Martinswand vorbei. Ich schaute sie öfters einen Augenblick an; sie aber blickte immer vorwärts und zog mich mit, und ich folgte ihr hocherfreut und überglückselig. Zu einem Berg auf der anderen Seite des Flusses kamen wir wie schwebend, und ich fühlte mich nicht im geringsten ermüdet oder leidend, als wenn ich nicht mehr auf der Welt wäre. Ich sah die Bäume, Gesträuche und den Felsen deutlich. Oben auf einem schmalen Platze mitten im Felsen blieb sie stehen und breitete die Hände nach unten aus, blickte mich an und sprach:
'Dieser ist der Ort, wo du mich suchen mußt!',
und darauf wurde der ganze Berg von einem himmlischen Strahlenkranze erleuchtet. Ich fiel vor Maria auf meine Knie nieder und dankte ihr für die Gnade, die sie mir erwiesen hatte. Als ich wieder aufstand, sprach sie: 'Du stehst auf der Sonnenseite' und zeigte mir die ganze Gegend, sprechend: 'Dort ist Stams, dort Silz, da unten Mötz.' Ich schaute alle diese Ortschaften und sah sie so genau, daß ich die Kirchen und Türme und ihre Bauart und Farbe sehr deutlich erkannte. Nachdem die Gottesmutter gesprochen hatte, verschwand sie; ich setzte mich noch eine Weile und betrachtete die Gegend. Neben mir lagen drei faustgroße Steine, die ich auf eine kurze Zeit anschaute und genau betrachtete. Als ich noch eine Weile mich der Freude über diese Erscheinung hingab, läutete es zum Englischen Gruß, und ich befand mich auf einmal wieder in meinem alten leidenden Zustande auf meinem Krankenbette in Rum."
Im Laufe des Tages erzählte Maria Kalb diese Erscheinung ihren Leuten, aber zunächst wußte niemand, was das für ein Ort sein könnte. Nur die Wirtschafterin des Benefiziaten Posch erinnerte sich - sie hatte seinerzeit im Kloster Stams kochen gelernt -, einmal auf dem Wege nach Mieming an diesem Platz vorbeigekommen zu sein. So kam der Geistliche mit der Nachricht: "Da ist eine kleine Wallfahrt, da heißt man es am Locherboden."
Nun wußte also Maria Kalb genau, wo sie die Gottesmutter suchen mußte, wie aber sollte sie nach Locherboden gelangen? Sie bat ihre Bekannten und Verwandten, sie dorthin zu bringen, aber man suchte ihr das auszureden, da es sich bei der Erscheinung wohl nur um einen Traum gehandelt habe; wenn die Gottesmutter sie heilen wolle, könne sie es doch auch in Rum tun. Man erinnerte sich noch zu gut an den mißglückten Versuch, sie nach Absam zu bringen. Aber da die Kranke nicht aufhörte zu bitten und zu betteln, erklärte die Mutter schießlich: Ja, ja, fahrt nur! Sie hat solches Vertrauen, und die Gottesmutter wird ihr schon doch helfen, daß sie unterwegs nicht stirbt." Auch der Ortsgeistliche, der anfänglich dagegen gewesen war, riet, die Kranke nach Locherboden zu bringen. Endlich erklärte sich ihr Bruder Johann bereit, die Fahrt mit ihr zu wagen.
Fortsetzung folgt.
Locherboden bei Mötz, Tirol - die Ursprünge - von P. Josef Fiedler S.J.
Gnadenbild in der Wallfahrtskirche "Maria Locherboden"
Neben Lourdes, wo Maria im Jahre 1854 der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous erschien, sich selbst die "Unbefleckte Empfängnis" nannte, zum Beten des Rosenkranzes aufforderte und zur Buße mahnte, entstanden im vorigen Jahrhundert noch eine ganze Reihe kleinerer Wallfahrtsorte, die ebenfalls auf eine Erscheinung der Gottesmutter zurückgehen, ohne daß Maria eine "Botschaft" an die ganze Welt gerichtet hätte, sondern wo sie sich einfach als die "Hilfe der Christen", die "Zuflucht der Sünder", das "Heil der Kranken" erwies. Zu diesen Wallfahrtsorten gehört Locherboden im oberen Inntal in Tirol.
Seit dem 15. Jahrhundert wurde an vielen Orten Tirols nach silberhaltigen Bleierzen gegraben. Am Locherboden tat das um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein Thamann (Thomas) Kluibenschädl aus Mötz. Er versuchte sein Glück erst auf der Ostseite, dann auf der Westseite, dann am Fuß des Berges, aber die Erzadern versiegten jedesmal, sobald er einige Meter in den Berg vorgestoßen war. Endlich trieb er einen Stollen direkt unter der heutigen Kirche in den Berg hinein. Während er eines Tages wieder am Graben war, senkte sich hinter ihm ein Stein und versprerrte ihm den Rückweg. In dieser verzweifelten Lage wandte er sich an Maira um Hilfe und gelobte, wenn er gerettet würde, am Eingang des Stollens ein Muttergottesbild anzubringen. Er wurde tatsächlich gerettet. Nach der einen Version schlief er ein; als er aufwachte, befand er sich am Eingang der Höhle. Nach einer anderen Version sollen Engel den Stein so weit zur Seite gerückt haben, daß Thamann durch die entstandene kleine Öffnung ins Freie gelangen konnte. Es wurde aber auch erzählt, Thamann habe einfach aus Dankbarkeit, daß ihm beim Schürfen nie ein Unglück zugestoßen sei, beim Eingang der Höhle ein Muttergottesbild aufgehängt. Das scheint die wahrscheinlichste Erklärung zu sein, denn die anderen Berichte tragen zu deutlich legendäre Züge an sich. Heute ist es nicht mehr möglich, mehr über den Ursprung von Locherboden zu erfahen, als was der Kurat Verdroß im Jahre 1865 in der Mötzer Pfarrchronik schrieb: "Über die uralte Grotte "Mariahilf" am Locherboden konnte ich ganz verläßliche Aufschlüsse über deren Ursprung keine erhalten. Nach der Aussage alter Leute verdankt sie ihre Entstehung der wunderbaren Rettung eines Knappen." Sicher ist nur, daß sich etwa seit dem Jahre 1740 am Eingang jener Höhle ein Mariahilfbild befand, was den Bewohnern der Umgebung bekannt war. Aber es scheint nicht, daß dies Bild sich einer besonderen Verehrung erfreute.
Im Jahre 1854 wurde ein neuer Steg zum Bild angelegt und die Höhle erweitert. Das Mariahilfbild, das man während der Zeit, da bei der Grotte bearbeitet wurde, in das Haus der Geschwister Maurer in Zain gebracht hatte, wurde am 15. August in feierlicher Prozession an seinen alten Platz zurückgetragen. Durch die Sprengarbeiten und die Prozession waren die Bewohner der Umgebung auf das Bild aufmerksam geworden, Beter fanden sich ein, Gebetserhörungen werden aus dieser Zeit berichtet. Mit den eingegangenen Spenden konnte die Grotte verschönert werden. Neben dem Mariahilfbild wurde ein fast gleich großes Bild der Schmerzensmutter - wahrscheinlich eine Votivgabe - angebracht.
Um das Jahr 1860 sollte das vom Bergknappen aufgestellte Mariahilfbild - wahrscheinlich eine Holztafel - restauriert werden, nachdem es mehr als hundert Jahre am Eingang der Grotte, jedem Wetter ausgesetzt, gehangen hatte. Aber der Maler, dem diese Arbeit anvertraut wurde, scheint zu der Überzeugung gekommen zu sein, daß sich das alte Bild einfach nicht mehr restaurieren ließ. Daher malte er ein ganz neues, größeres Mariahilfbild auf Leinwand. Es ist jenes Bild, das heute noch in der Kirche über dem Hochaltar hängt. Das alte Bild scheint ursprünglich hinter dem neuen Bild verborgen gewesen zu sein, jedenfalls schrieb der Kurat Verdroß im Jahre 1864 in der Mötzer Pfarrchronik: "Zum Andenken an seine wunderbare Rettung votierte der Knappe ein Mariahilfbild, welches hinter der gegenwärtigen Mariahilftafel vorhanden ist." Leider ist das ursprüngliche Bild verlorengegangen, auf welche Weise, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Das neue Bild ist genau wie das ursprüngliche eine Kopie des Gnadenbildes Mariahilf von Lucas Cranach über dem Hochaltar der Bischofskirche in Innsbruck.
Das Interesse an der Grotte und dem Mariahilfbild scheint bald wieder erloschen zu sein, denn es wird berichtet, daß bei schlechtem Wetter Schafe in die Grotte getrieben wurden, so daß sie einem Stall nicht unähnlich gewesen sein muß. Die beiden Bilder, das Mariahilfbild und das Bild der Schmerzensmutter, waren von Staub und Spinnweben fast verdeckt. Aber gerade diesen vergessenen und verwahrlosten Ort hat Maria gewählt, um einer Sterbenden die Gesundheit wiederzuschenken.
(Fortsetzung folgt)
Neben Lourdes, wo Maria im Jahre 1854 der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous erschien, sich selbst die "Unbefleckte Empfängnis" nannte, zum Beten des Rosenkranzes aufforderte und zur Buße mahnte, entstanden im vorigen Jahrhundert noch eine ganze Reihe kleinerer Wallfahrtsorte, die ebenfalls auf eine Erscheinung der Gottesmutter zurückgehen, ohne daß Maria eine "Botschaft" an die ganze Welt gerichtet hätte, sondern wo sie sich einfach als die "Hilfe der Christen", die "Zuflucht der Sünder", das "Heil der Kranken" erwies. Zu diesen Wallfahrtsorten gehört Locherboden im oberen Inntal in Tirol.
Seit dem 15. Jahrhundert wurde an vielen Orten Tirols nach silberhaltigen Bleierzen gegraben. Am Locherboden tat das um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein Thamann (Thomas) Kluibenschädl aus Mötz. Er versuchte sein Glück erst auf der Ostseite, dann auf der Westseite, dann am Fuß des Berges, aber die Erzadern versiegten jedesmal, sobald er einige Meter in den Berg vorgestoßen war. Endlich trieb er einen Stollen direkt unter der heutigen Kirche in den Berg hinein. Während er eines Tages wieder am Graben war, senkte sich hinter ihm ein Stein und versprerrte ihm den Rückweg. In dieser verzweifelten Lage wandte er sich an Maira um Hilfe und gelobte, wenn er gerettet würde, am Eingang des Stollens ein Muttergottesbild anzubringen. Er wurde tatsächlich gerettet. Nach der einen Version schlief er ein; als er aufwachte, befand er sich am Eingang der Höhle. Nach einer anderen Version sollen Engel den Stein so weit zur Seite gerückt haben, daß Thamann durch die entstandene kleine Öffnung ins Freie gelangen konnte. Es wurde aber auch erzählt, Thamann habe einfach aus Dankbarkeit, daß ihm beim Schürfen nie ein Unglück zugestoßen sei, beim Eingang der Höhle ein Muttergottesbild aufgehängt. Das scheint die wahrscheinlichste Erklärung zu sein, denn die anderen Berichte tragen zu deutlich legendäre Züge an sich. Heute ist es nicht mehr möglich, mehr über den Ursprung von Locherboden zu erfahen, als was der Kurat Verdroß im Jahre 1865 in der Mötzer Pfarrchronik schrieb: "Über die uralte Grotte "Mariahilf" am Locherboden konnte ich ganz verläßliche Aufschlüsse über deren Ursprung keine erhalten. Nach der Aussage alter Leute verdankt sie ihre Entstehung der wunderbaren Rettung eines Knappen." Sicher ist nur, daß sich etwa seit dem Jahre 1740 am Eingang jener Höhle ein Mariahilfbild befand, was den Bewohnern der Umgebung bekannt war. Aber es scheint nicht, daß dies Bild sich einer besonderen Verehrung erfreute.
Im Jahre 1854 wurde ein neuer Steg zum Bild angelegt und die Höhle erweitert. Das Mariahilfbild, das man während der Zeit, da bei der Grotte bearbeitet wurde, in das Haus der Geschwister Maurer in Zain gebracht hatte, wurde am 15. August in feierlicher Prozession an seinen alten Platz zurückgetragen. Durch die Sprengarbeiten und die Prozession waren die Bewohner der Umgebung auf das Bild aufmerksam geworden, Beter fanden sich ein, Gebetserhörungen werden aus dieser Zeit berichtet. Mit den eingegangenen Spenden konnte die Grotte verschönert werden. Neben dem Mariahilfbild wurde ein fast gleich großes Bild der Schmerzensmutter - wahrscheinlich eine Votivgabe - angebracht.
Um das Jahr 1860 sollte das vom Bergknappen aufgestellte Mariahilfbild - wahrscheinlich eine Holztafel - restauriert werden, nachdem es mehr als hundert Jahre am Eingang der Grotte, jedem Wetter ausgesetzt, gehangen hatte. Aber der Maler, dem diese Arbeit anvertraut wurde, scheint zu der Überzeugung gekommen zu sein, daß sich das alte Bild einfach nicht mehr restaurieren ließ. Daher malte er ein ganz neues, größeres Mariahilfbild auf Leinwand. Es ist jenes Bild, das heute noch in der Kirche über dem Hochaltar hängt. Das alte Bild scheint ursprünglich hinter dem neuen Bild verborgen gewesen zu sein, jedenfalls schrieb der Kurat Verdroß im Jahre 1864 in der Mötzer Pfarrchronik: "Zum Andenken an seine wunderbare Rettung votierte der Knappe ein Mariahilfbild, welches hinter der gegenwärtigen Mariahilftafel vorhanden ist." Leider ist das ursprüngliche Bild verlorengegangen, auf welche Weise, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Das neue Bild ist genau wie das ursprüngliche eine Kopie des Gnadenbildes Mariahilf von Lucas Cranach über dem Hochaltar der Bischofskirche in Innsbruck.
Das Interesse an der Grotte und dem Mariahilfbild scheint bald wieder erloschen zu sein, denn es wird berichtet, daß bei schlechtem Wetter Schafe in die Grotte getrieben wurden, so daß sie einem Stall nicht unähnlich gewesen sein muß. Die beiden Bilder, das Mariahilfbild und das Bild der Schmerzensmutter, waren von Staub und Spinnweben fast verdeckt. Aber gerade diesen vergessenen und verwahrlosten Ort hat Maria gewählt, um einer Sterbenden die Gesundheit wiederzuschenken.
(Fortsetzung folgt)
Freitag, Februar 24, 2006
Gebet zu U.L. Frau von Bildstein, Vorarlberg
Das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche - im Festkleid.
O seligste Jungfrau Maria, du hast Bildstein von jeher durch auffallende und wunderbare Hulderweise ausgezeichnet. Tausende sind hier unter deinen Schutz und Schirm geflohen und durch deine Fürbitte in ihren Anliegen von Gott erhört worden. Darum nahen wir vertrauensvoll deinem Gnadenthrone und flehen dich an, du wollest auch an uns deine mütterliche Macht und Liebe offenbaren. Erbitte uns vor allem von deinem göttlichen Sohne Förderung unseres Seelenheiles, Erlösung von dem Übel der Sünde, Wachstum in den Tugenden, Zunahme an Verdiensten und Beharrlichkeit bis ans Ende. Dann aber empfehlen wir dir auch unsere irdischen Anliegen, unsere Sorgen, Krankheiten, Trübsale, kurz alles, was uns drückt. Schaue gnädig herab auf uns und gewähre unsere Bitten, damit wir, wie so viele vor uns in Bildstein, dankerfüllt jubeln können: Maria hat geholfen!
O seligste Jungfrau Maria, du hast Bildstein von jeher durch auffallende und wunderbare Hulderweise ausgezeichnet. Tausende sind hier unter deinen Schutz und Schirm geflohen und durch deine Fürbitte in ihren Anliegen von Gott erhört worden. Darum nahen wir vertrauensvoll deinem Gnadenthrone und flehen dich an, du wollest auch an uns deine mütterliche Macht und Liebe offenbaren. Erbitte uns vor allem von deinem göttlichen Sohne Förderung unseres Seelenheiles, Erlösung von dem Übel der Sünde, Wachstum in den Tugenden, Zunahme an Verdiensten und Beharrlichkeit bis ans Ende. Dann aber empfehlen wir dir auch unsere irdischen Anliegen, unsere Sorgen, Krankheiten, Trübsale, kurz alles, was uns drückt. Schaue gnädig herab auf uns und gewähre unsere Bitten, damit wir, wie so viele vor uns in Bildstein, dankerfüllt jubeln können: Maria hat geholfen!
Maria-Bildstein, Vorarlberg
Das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche
Bildstein liegt südöstlich von Bregenz (eineinhalb Stunden auf einem Bergrücken, der in West-Ost-Richtung wie in der Nord-Süd-Richtung eine Ausdehnung von je zwei Wegstunden hat. Ungefähr drei Viertelstunden über der Talsohle erhoben, bildet das Gebiet gewissermaßen einen Vorläufer des Bregenzer Waldes.
Die Wege auf die Anhöhe von Bildstein führen meist durch dunkle Waldungen über freundliche Weiden und weite Wiesengründe und bieten dem Wanderer mannigfaltige, reizvolle Ausblicke. Oben angelangt hat er dann eine wundervolle Fernsicht weit ins Land hinein: über den Bodensee ins bayerische, würtembergische, badische und schweizerische Gebiet (mit zirka 60 Ortschaften), auf österreichischem Boden die Rheinebene und die ganze Bergkette des Vorderlandes.
Wie kam es nun zum Namen "Bildstein"? In früheren Zeiten hieß dieses Gebiet einfach "der Berg" oder "am Berg", auch "Steußberg". Alte Chroniken berichten, daß sich auf einem dort gelegenen Hof der Familie Höfle, der das ganze jetzige Unter- und Oberdorf von Bildstein zugehört hatte, ein Madonnenbild befand, das auf einem Stein stand. Vom "Bild am Stein" bekam mit der Zeit der ganze Berg seinen jetzigen Namen.
Dieses Madonnenbild, vermutlich eine Holzschnitzerarbeit des 14. Jahrhunderts von einem unbekannt gebliebenen Meister, stellt die Gottesmutter Maria sitzend dar, das göttliche Kind am linken Arm haltend. Der ursprüngliche Standort des Bildes, wie sein erster Besitzer sind nicht mehr bekannt; wahrscheinlich war es Eigentum der oben genannten Familie Höfle.
Schon anfangs des 16. Jahrhunderts war das Bild in einem "hülzin heuslin" zur öffentlichen Verehrung ausgestellt, das sich nachweisbar oberhalb des Weilers Ankenreute, ungefähr zehn Minuten unterhalb der jetzigen Wallfahrtskirche, befand. An dieser Stelle hat man aus dem Sandsteinfelsen (Kern des Bildsteiner Höhenzuges) den Weg staffelweise herausgehauen und neben der Felsenstiege war auf einem etwas erhabenen Felsenthron der erste öffentliche Standort des Gnadenbildes. Und zwar ist das oben genannte "hülzin heuslin" vermutlich nur ein schlichtes Bildstöckchen gewesen.
Entstehung der Wallfahrt
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, vielleicht schon um das Jahr 1560, erbaute der Bauer Gallus Höfle an dem Ort, wo jetzt die Wallfahrtskirche steht, eine kleine, einfache Holzkapelle für das Bild.
Sein Sohn, Georg Höfle hatte das Gelübde gemacht, für das Madonnenbild eine Kapelle aus Stein zu errichten. Er scheint indes die Erfüllung dieses Verlöbnisses ungebührlich lange hinausgeschoben zu haben - vermutlich wegen der damals drangvollen Zeiten (30 jähriger Krieg? 1627-1635 wütete allenthalben die Pest). Durch eine wunderbare Erscheinung der Mutter Gottes wurde er aber an sein Versprechen erinnert.
Einem alten Bericht zufolge gingen an einem dichtnebeligen Herbsttag Martin und Johannes, die beiden Söhne des Georg Höfle, zu ihres Vaters Mahlmühle, die im Baumgartner Tobel - unter der Parzelle Grub - gelegen war. Die Mühle ist heute abgebrochen, das Fundament existiert noch. Diese Mühle war ungefähr eine Halbstunde vom jetzigen Kirchdorf entfernt. Als die beiden Knaben (Martin war damals ein Kind von ungefähr 5 - 6 Jahren, Johannes bedeutend älter) sich dem Walde näherten, zeigte sich ihnen bei einer Birke die seltsame Erscheinung einer Frau von himmlischer Schönheit, weiß und glänzend wie die Sonne, und sagte ihnen, ein Mann habe zu ihrem Bildlein eine gemauerte Kapelle zu bauen ersprochen, er soll sein Versprechen jetzt erfüllen; die Pest werde dann nicht in sein Haus kommen. Die Überlieferung verlegt dieses Geschehen in das Jahr 1629. Um diese Zeit scheint also hierorts die Pest gewütet zu haben.
An sein Versprechen erinnert, begann Georg Höfle sogleich den Bau, wurde aber, ehe er zur Ausführung kam, durch den Tod abberufen. Nun übernahm es seine Witwe, Magdalena Gmeiner, das Gelübde des Verstorbenen zu erfüllen. Diese hatte ebenso wie ihr vestorbener Gatte die Absicht, die neue Kapelle an einem tiefer gelegenen Platze, vom Tal aus leichter erreichbar, zu errichten. Durch wiederholte Erscheinungen der Mutter Gottes an ihrem alten Standort wurde sie belehrt, daß nur dieser ursprüngliche Platz zum Kapellenbau vorherbestimmt wäre.
Am Orte, wo Maria den beiden Knaben Martin und Johannes erschienen war - der noch jetzt "Bei der Birke" genannt wird und seit alter Zeit ein Bildstöckchen hatte - wurde im Jahre 1887 eine kleine Gedenkkapelle rerichtet, die auf einem von C. Meßmer gemalten Altarbilde das wunderbare Ereignis zeigte.
Im Jahre 1945 wurde das Meßmer'sche Bild durch ein Relief ersetzt - ein Schnitzwerk Heinrich Ludwig's, Schüler des berühmten Bildhauers Bachlechner. Dieses moderne Schnitzwerk stellt die Erscheinung Mariens in vollendeter Plastik dar und wurde am Feste Mariä Himmelfahrt (15. August 1945) in Gegenwart von rund 2000 Pilgern feierlich eingeweiht. -
Um das Jahr 1650 wurde jener Martin Höfle, der als Kind mit seinem Bruder Johannes die wunderbare Erscheinung Mariens hattte, einmal vor Tagesanbruch durch eine Stimme geweckt, die ihm zurief: "Martin baue! Martin baue!" Er fand aber, als er den andern von der Stimme erzählte, keinen Glauben. Am folgenden Tage hatte er vor, in der Nähe der Kapelle ein Stück Land umzuackern; allein er konnte mit allem Antreiben die Ochsen nicht weiterbringen. Das schien ihm eine Bestätigung, daß jene Stimme keine Täuschung gewesen und daß das Ackerland zu höherem Zwecke bestimmt sei. Noch mehr bestärkt wurde er in dieser Meinung, als er bald danach erkrankte und Besserung sich erst einstellte, nachdem seine Frau Christina Feurstein gelobt hatte, um die damalige Kapelle eine Steineinfriedung zu bauen...
Alles bisher Berichtete stützt sich mit Ausnahme verschiedener Einzelheiten, welche alten Aufschreibungen entnommen sind, wesentlich auf die Aussage des erwähnten Martin Höfle, der 1677 starb und am 19. Mai zu Wolfurt begraben wurde.
Soweit unser Zitat aus der Broschüre "Maria-Bildstein Geschichte eines Marienheiligtums - Nach alten Dokumenten und Quellen herausgegeben von Heinrich Nußbaumer, Pfarrer zu Maria-Bildstein b/Bregenz, 1946, Seeverlag H. Schneider, Höchst, Vorarlberg.
Bildstein liegt südöstlich von Bregenz (eineinhalb Stunden auf einem Bergrücken, der in West-Ost-Richtung wie in der Nord-Süd-Richtung eine Ausdehnung von je zwei Wegstunden hat. Ungefähr drei Viertelstunden über der Talsohle erhoben, bildet das Gebiet gewissermaßen einen Vorläufer des Bregenzer Waldes.
Die Wege auf die Anhöhe von Bildstein führen meist durch dunkle Waldungen über freundliche Weiden und weite Wiesengründe und bieten dem Wanderer mannigfaltige, reizvolle Ausblicke. Oben angelangt hat er dann eine wundervolle Fernsicht weit ins Land hinein: über den Bodensee ins bayerische, würtembergische, badische und schweizerische Gebiet (mit zirka 60 Ortschaften), auf österreichischem Boden die Rheinebene und die ganze Bergkette des Vorderlandes.
Wie kam es nun zum Namen "Bildstein"? In früheren Zeiten hieß dieses Gebiet einfach "der Berg" oder "am Berg", auch "Steußberg". Alte Chroniken berichten, daß sich auf einem dort gelegenen Hof der Familie Höfle, der das ganze jetzige Unter- und Oberdorf von Bildstein zugehört hatte, ein Madonnenbild befand, das auf einem Stein stand. Vom "Bild am Stein" bekam mit der Zeit der ganze Berg seinen jetzigen Namen.
Dieses Madonnenbild, vermutlich eine Holzschnitzerarbeit des 14. Jahrhunderts von einem unbekannt gebliebenen Meister, stellt die Gottesmutter Maria sitzend dar, das göttliche Kind am linken Arm haltend. Der ursprüngliche Standort des Bildes, wie sein erster Besitzer sind nicht mehr bekannt; wahrscheinlich war es Eigentum der oben genannten Familie Höfle.
Schon anfangs des 16. Jahrhunderts war das Bild in einem "hülzin heuslin" zur öffentlichen Verehrung ausgestellt, das sich nachweisbar oberhalb des Weilers Ankenreute, ungefähr zehn Minuten unterhalb der jetzigen Wallfahrtskirche, befand. An dieser Stelle hat man aus dem Sandsteinfelsen (Kern des Bildsteiner Höhenzuges) den Weg staffelweise herausgehauen und neben der Felsenstiege war auf einem etwas erhabenen Felsenthron der erste öffentliche Standort des Gnadenbildes. Und zwar ist das oben genannte "hülzin heuslin" vermutlich nur ein schlichtes Bildstöckchen gewesen.
Entstehung der Wallfahrt
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, vielleicht schon um das Jahr 1560, erbaute der Bauer Gallus Höfle an dem Ort, wo jetzt die Wallfahrtskirche steht, eine kleine, einfache Holzkapelle für das Bild.
Sein Sohn, Georg Höfle hatte das Gelübde gemacht, für das Madonnenbild eine Kapelle aus Stein zu errichten. Er scheint indes die Erfüllung dieses Verlöbnisses ungebührlich lange hinausgeschoben zu haben - vermutlich wegen der damals drangvollen Zeiten (30 jähriger Krieg? 1627-1635 wütete allenthalben die Pest). Durch eine wunderbare Erscheinung der Mutter Gottes wurde er aber an sein Versprechen erinnert.
Einem alten Bericht zufolge gingen an einem dichtnebeligen Herbsttag Martin und Johannes, die beiden Söhne des Georg Höfle, zu ihres Vaters Mahlmühle, die im Baumgartner Tobel - unter der Parzelle Grub - gelegen war. Die Mühle ist heute abgebrochen, das Fundament existiert noch. Diese Mühle war ungefähr eine Halbstunde vom jetzigen Kirchdorf entfernt. Als die beiden Knaben (Martin war damals ein Kind von ungefähr 5 - 6 Jahren, Johannes bedeutend älter) sich dem Walde näherten, zeigte sich ihnen bei einer Birke die seltsame Erscheinung einer Frau von himmlischer Schönheit, weiß und glänzend wie die Sonne, und sagte ihnen, ein Mann habe zu ihrem Bildlein eine gemauerte Kapelle zu bauen ersprochen, er soll sein Versprechen jetzt erfüllen; die Pest werde dann nicht in sein Haus kommen. Die Überlieferung verlegt dieses Geschehen in das Jahr 1629. Um diese Zeit scheint also hierorts die Pest gewütet zu haben.
An sein Versprechen erinnert, begann Georg Höfle sogleich den Bau, wurde aber, ehe er zur Ausführung kam, durch den Tod abberufen. Nun übernahm es seine Witwe, Magdalena Gmeiner, das Gelübde des Verstorbenen zu erfüllen. Diese hatte ebenso wie ihr vestorbener Gatte die Absicht, die neue Kapelle an einem tiefer gelegenen Platze, vom Tal aus leichter erreichbar, zu errichten. Durch wiederholte Erscheinungen der Mutter Gottes an ihrem alten Standort wurde sie belehrt, daß nur dieser ursprüngliche Platz zum Kapellenbau vorherbestimmt wäre.
Am Orte, wo Maria den beiden Knaben Martin und Johannes erschienen war - der noch jetzt "Bei der Birke" genannt wird und seit alter Zeit ein Bildstöckchen hatte - wurde im Jahre 1887 eine kleine Gedenkkapelle rerichtet, die auf einem von C. Meßmer gemalten Altarbilde das wunderbare Ereignis zeigte.
Im Jahre 1945 wurde das Meßmer'sche Bild durch ein Relief ersetzt - ein Schnitzwerk Heinrich Ludwig's, Schüler des berühmten Bildhauers Bachlechner. Dieses moderne Schnitzwerk stellt die Erscheinung Mariens in vollendeter Plastik dar und wurde am Feste Mariä Himmelfahrt (15. August 1945) in Gegenwart von rund 2000 Pilgern feierlich eingeweiht. -
Um das Jahr 1650 wurde jener Martin Höfle, der als Kind mit seinem Bruder Johannes die wunderbare Erscheinung Mariens hattte, einmal vor Tagesanbruch durch eine Stimme geweckt, die ihm zurief: "Martin baue! Martin baue!" Er fand aber, als er den andern von der Stimme erzählte, keinen Glauben. Am folgenden Tage hatte er vor, in der Nähe der Kapelle ein Stück Land umzuackern; allein er konnte mit allem Antreiben die Ochsen nicht weiterbringen. Das schien ihm eine Bestätigung, daß jene Stimme keine Täuschung gewesen und daß das Ackerland zu höherem Zwecke bestimmt sei. Noch mehr bestärkt wurde er in dieser Meinung, als er bald danach erkrankte und Besserung sich erst einstellte, nachdem seine Frau Christina Feurstein gelobt hatte, um die damalige Kapelle eine Steineinfriedung zu bauen...
Alles bisher Berichtete stützt sich mit Ausnahme verschiedener Einzelheiten, welche alten Aufschreibungen entnommen sind, wesentlich auf die Aussage des erwähnten Martin Höfle, der 1677 starb und am 19. Mai zu Wolfurt begraben wurde.
Soweit unser Zitat aus der Broschüre "Maria-Bildstein Geschichte eines Marienheiligtums - Nach alten Dokumenten und Quellen herausgegeben von Heinrich Nußbaumer, Pfarrer zu Maria-Bildstein b/Bregenz, 1946, Seeverlag H. Schneider, Höchst, Vorarlberg.
Mittwoch, Februar 22, 2006
Antoniuskirche in Rietz, Oberinntal, Tirol - Antoniuswunder in Rimini
Eine weitere sehr interessante Darstellung des Eucharistischen Wunders des hl. Antonius in Rimini:
Ausschnitt aus dem Deckengemälde von Johannes Michael Strickner.
Antonius stritt mit einem Irrleher über die Gegenwart Christi im eucharistischen Brot. Ein Esel bekam drei Tage nichts zu essen. Mit Sicherheit glaubte der Irrlehrer, daß sich der Esel nach drei Tagen auf das frische Futter stürzen würde. Als Antonius mit der Monstranz vor der Kirche erschien, verschmähte der Esel das Futter und fiel vor der Monstranz auf die Knie. So bezeugte der Esel die Gegenwart Christi im eucharistischen Brot.
Ansichtskarte erhalten von Helga Strigl, Sautens
Siehe auch:
Die Fischpredigt des hl. Antonius in Rimini
Das Wunder von Oran
Das Eucharistische Wunder in Rimini
Ausschnitt aus dem Deckengemälde von Johannes Michael Strickner.
Antonius stritt mit einem Irrleher über die Gegenwart Christi im eucharistischen Brot. Ein Esel bekam drei Tage nichts zu essen. Mit Sicherheit glaubte der Irrlehrer, daß sich der Esel nach drei Tagen auf das frische Futter stürzen würde. Als Antonius mit der Monstranz vor der Kirche erschien, verschmähte der Esel das Futter und fiel vor der Monstranz auf die Knie. So bezeugte der Esel die Gegenwart Christi im eucharistischen Brot.
Ansichtskarte erhalten von Helga Strigl, Sautens
Siehe auch:
Die Fischpredigt des hl. Antonius in Rimini
Das Wunder von Oran
Das Eucharistische Wunder in Rimini
Maria Lankowitz in der Steiermark
Die Weisheit hat ein Haus gebaut
Der makellosen Gottesbraut,
Vierhundert Jahr ist Lankowitz
Maria's reichster Gnadensitz.
Unzähl'ge Wunder fort und fort
Geschahen hier am Gnadenort;
Gedruckt sind viele aufbewahrt:
Verwundete, Kranke jeder Art
Erhielten Hilf in großer Not,
Errettung Viel' vom schnellen Tod.
In Wasser und in Feu'rs Gefahr
Maria stets die Rettung war.
Gefangenen im Türkenland
Hat mütterlich Sie Hilf gesandt.
Beseß'ne hergebracht ins Haus,
Die bösen Geister fuhren aus.
Gar Vielen - in der Sünd' ergraut
Geholfen ward, weil sie vertraut.
Bedrängte, kommt zur Mutter her,
Ihr findet hier ein Gnadenmeer;
O klaget euren bittern Schmerz,
Maria tröstet jedes Herz.
Wie glücklich ist doch Lankowitz,
Der reinsten Jungfrau Gnadensitz!
Ausführliches über den Wallfahrtsort Maria Lankowitz
Der makellosen Gottesbraut,
Vierhundert Jahr ist Lankowitz
Maria's reichster Gnadensitz.
Unzähl'ge Wunder fort und fort
Geschahen hier am Gnadenort;
Gedruckt sind viele aufbewahrt:
Verwundete, Kranke jeder Art
Erhielten Hilf in großer Not,
Errettung Viel' vom schnellen Tod.
In Wasser und in Feu'rs Gefahr
Maria stets die Rettung war.
Gefangenen im Türkenland
Hat mütterlich Sie Hilf gesandt.
Beseß'ne hergebracht ins Haus,
Die bösen Geister fuhren aus.
Gar Vielen - in der Sünd' ergraut
Geholfen ward, weil sie vertraut.
Bedrängte, kommt zur Mutter her,
Ihr findet hier ein Gnadenmeer;
O klaget euren bittern Schmerz,
Maria tröstet jedes Herz.
Wie glücklich ist doch Lankowitz,
Der reinsten Jungfrau Gnadensitz!
Ausführliches über den Wallfahrtsort Maria Lankowitz
Montag, Februar 20, 2006
Cordula Peregrina: Der Sohn und die Mutter
Marienlieder für alle, welche außerhalb der Kirche stehen.
"Und eintretend in das Haus, fanden sie das Kind mit Maria, Seiner Mutter." Matth. 2. 11.
Du liebst den Lenz, dess' milder Hauch
Der Welt ein neues Leben bringt,
Der Wald und Flur und Baum und Strauch
Mit frischem Blütenkranz umschlingt; -
Und jenen Frühling liebst du nicht,
Der - nach so langer Winternacht -
Das Krippenknösplein süß und licht,
Die Kreuzesros' dir hat gebracht?
Du liebst den Berg im Alpental,
Dem still der klare Quell entspringt,
Der lebenspendend allzumal
Sich dann durch Wald und Wiesen schlingt; -
Und jenen Heilsberg liebst du nicht,
Aus dessen unentweihtem Schoß
Das Lebenswasser klar und licht,
Der Gnadenquell für alle floß?
Du liebst den Leuchtturm, der in Not
Und Nacht zum sicher'n Port uns weis't,
Daß - ob Gefahr und Sturm auch droht -
Doch frohen Mut's der Schiffer reis't, -
Und jenen Leuchtturm liebst du nicht,
Der nach dem rechten Friedensport,
Nach Bethlehem mit mildem Licht,
Nach Golgatha weis't fort und fort?
Du liebst den Acker, der dir trägt
Viel gold'ne Frucht in jedem Jahr,
In dessen Schoß das Korn gelegt
Zur Nahrung deines Leibes war; -
Und jenen Acker liebst du nicht,
Der dir das Lebensbrot gewährt,
Das Priesterhand so oft uns bricht,
Und das uns für den Himmel nährt?
Du liebst den Weinstock, der dir bringt
Der edlen Traube Saft und Glut,
Die deines Lebens Saft verjüngt
Und frisch und froh dir macht den Mut. -
Und jenen Weinstock liebst du nicht,
Der eine Traube dir gebracht,
Aus der das Blut in Strömen bricht,
Das rein dich wäscht und stark dich macht?
O Christ, wie ist es möglich nur,
Daß Du so kalt für Jene bist,
Die unter aller Kreatur
Die reinste und die hehrste ist!
Wie arm muß doch die Kirche sein,
Die dir das süße Glück verwehrt,
Daß - wie ein Kind in Liebe rein -
Dein Herz des Heilands Mutter ehrt!
Ja, Gottes Mutter! - Glorreich' Wort,
Dem froh sich Mensch und Engel beugt,
Vor dem erbebt der Hölle Pfort',
Und so der Jungfrau Sieg bezeugt!
Ja, Gottes Mutter! - Wort so groß, -
Zum Himmel macht's die arme Welt,
Denn dieser Mutter keuscher Schoß
Barg Gottes Sohn als schützend' Zelt!
Und wenn dich doch des Heilands Blut
Vom Fluch befreit, von Schuld wusch rein,
Da wollt'st du nicht voll heil'ger Glut
Für Sie, die Ihn geboren, sein?
Ist's möglich, daß du Jesum liebst,
Und Seine Mutter kalt verschmähst,
Daß du dich Ihm zu eigen gibst,
Und doch zu Ihr als Kind nicht gehst?
O mach' dich los, du armes Herz,
Von deines Glaubens falschem Wahn,
Kehr' um - aus Irrtum, Nacht und Schmerz -
Wie es so viele schon getan!
Und hat man dir bislang verwehrt
Dein Kindesrecht und Kindesglück, -
Zur Kirche, die Maria ehrt,
Zur Kirche Christi kehr' zurück!
"Und eintretend in das Haus, fanden sie das Kind mit Maria, Seiner Mutter." Matth. 2. 11.
Du liebst den Lenz, dess' milder Hauch
Der Welt ein neues Leben bringt,
Der Wald und Flur und Baum und Strauch
Mit frischem Blütenkranz umschlingt; -
Und jenen Frühling liebst du nicht,
Der - nach so langer Winternacht -
Das Krippenknösplein süß und licht,
Die Kreuzesros' dir hat gebracht?
Du liebst den Berg im Alpental,
Dem still der klare Quell entspringt,
Der lebenspendend allzumal
Sich dann durch Wald und Wiesen schlingt; -
Und jenen Heilsberg liebst du nicht,
Aus dessen unentweihtem Schoß
Das Lebenswasser klar und licht,
Der Gnadenquell für alle floß?
Du liebst den Leuchtturm, der in Not
Und Nacht zum sicher'n Port uns weis't,
Daß - ob Gefahr und Sturm auch droht -
Doch frohen Mut's der Schiffer reis't, -
Und jenen Leuchtturm liebst du nicht,
Der nach dem rechten Friedensport,
Nach Bethlehem mit mildem Licht,
Nach Golgatha weis't fort und fort?
Du liebst den Acker, der dir trägt
Viel gold'ne Frucht in jedem Jahr,
In dessen Schoß das Korn gelegt
Zur Nahrung deines Leibes war; -
Und jenen Acker liebst du nicht,
Der dir das Lebensbrot gewährt,
Das Priesterhand so oft uns bricht,
Und das uns für den Himmel nährt?
Du liebst den Weinstock, der dir bringt
Der edlen Traube Saft und Glut,
Die deines Lebens Saft verjüngt
Und frisch und froh dir macht den Mut. -
Und jenen Weinstock liebst du nicht,
Der eine Traube dir gebracht,
Aus der das Blut in Strömen bricht,
Das rein dich wäscht und stark dich macht?
O Christ, wie ist es möglich nur,
Daß Du so kalt für Jene bist,
Die unter aller Kreatur
Die reinste und die hehrste ist!
Wie arm muß doch die Kirche sein,
Die dir das süße Glück verwehrt,
Daß - wie ein Kind in Liebe rein -
Dein Herz des Heilands Mutter ehrt!
Ja, Gottes Mutter! - Glorreich' Wort,
Dem froh sich Mensch und Engel beugt,
Vor dem erbebt der Hölle Pfort',
Und so der Jungfrau Sieg bezeugt!
Ja, Gottes Mutter! - Wort so groß, -
Zum Himmel macht's die arme Welt,
Denn dieser Mutter keuscher Schoß
Barg Gottes Sohn als schützend' Zelt!
Und wenn dich doch des Heilands Blut
Vom Fluch befreit, von Schuld wusch rein,
Da wollt'st du nicht voll heil'ger Glut
Für Sie, die Ihn geboren, sein?
Ist's möglich, daß du Jesum liebst,
Und Seine Mutter kalt verschmähst,
Daß du dich Ihm zu eigen gibst,
Und doch zu Ihr als Kind nicht gehst?
O mach' dich los, du armes Herz,
Von deines Glaubens falschem Wahn,
Kehr' um - aus Irrtum, Nacht und Schmerz -
Wie es so viele schon getan!
Und hat man dir bislang verwehrt
Dein Kindesrecht und Kindesglück, -
Zur Kirche, die Maria ehrt,
Zur Kirche Christi kehr' zurück!
Cordula Peregrina, Schwaz, Tirol
Bild: Maria-Hilf in Bozen
Marienrosen entsprossen zu Füßen uns'rer lieben Frau.
"Wie ein Lied zum Singen bist Du ihnen, das mit süßem, lieblichen Ton man singt." (Ezechiel 33, 32.)
Wem ist nicht schon unwillkürlich dies Wort des Propheten aus dem Herzen über die Lippe gequollen vor dem Bilde und an den Altären unserer lieben Frau!
Ja, wahrlich! sie, die Mutter des Ewigen Wortes, die Mutter der schönen Liebe, - sie, die einzig Schöne, Reine, Makellose, leuchtend wie die Sonne, mild wie der Mond, aller Gnade, aller Würde und aller Anmut voll - sie ist und bleibt allen, die der wahren, von ihrem göttlichen Sohne gestifteten Kirche angehören, "wie ein Lied zum singen, das mit süßem, lieblichem Ton man singt!"
Das hat sie selbst vorausgesehen, voraus gesagt, als sie - die demütige Magd des Herrn, so klein und niedrig in ihren eigenen Augen - in die prophetischen Worte ausbrach: "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter!" Luk. 1. 48.
Ja, singen und selig preisen, - das ist des katholischen Herzens tiefinnerster Drang, wenn es auf Die blickt, die uns den Heiland, den Erlöser geboren, die Er, ihr göttlicher Sohn selber - uns noch vom Kreuz herab zur Mutter gegeben!
Ihr singen und sie selig preisen, - das wird die vom hl. Geist erleuchtete, heilige katholische Kirche - und jedes wahre Kind derselben - bis zum Ende der Welt!
Und wohl erst am letzten Tage dieser Welt und Zeit wird auch das letzte Marienlied gesungen werden, und dann vielleicht mag erst eine "große Stille" sein, bis der ewige Richter das große Urteil gesprochen, das für eine ganze Ewigkeit unwiderruflich gültig bleibt, bis die Scharen der Auserwählten ihren glorreichen Einzug in das himmlische Jerusalem, die Stadt des lebendigen Gottes gehalten haben, um dann dort oben in nie verhallendem Jubel wieder fortzuklingen "wie das Rauschen vieler Wasser und das Rollen starker Donner" (Offenb. 19. 6.) - mit dem Liede des Lammes auch das Lob Seiner Mutter, - denn beider Lied und Lob ist so unzertrennlich wie beider Herz und Liebe! -
Nur jene, die sich von der wahren Kirche getrennt und losgerissen, brachten es fertig, in unseliger Verblendung und frevler Auflehnung gegen Gottes ewigen Heilsratschluß Sohn und Mutter zu trennen, das Lied des Lammes vom Lobe der makellosen Taube zu scheiden, als wenn es überhaupt möglich wäre, den Sohn ohne die Mutter recht zu lieben, voll und ganz zu besitzen!
Nur in der protestantischen Kirche und in all' den verschiedenen Sekten, die sich aus ihr wieder gebildet und abgezweigt haben, ist Mariens Lied und Lob verklungen, und ist mit ihm der Quell der reinsten und süßesten Poesie versiegt und ausgetrocknet!
In der katholischen Kirche hingegen hat Marienliebe und Marienlied zu allen Zeiten und in allen Zonen stets die frischesten, lieblichsten Blüten getrieben, die herrlichsten Früchte gezeitigt, und es gibt keine Zeit und kein Land, wo jemals diese Liebe erkaltet, oder dieses Lied verklungen wäre!
Marias Wort ist wahr geblieben und bleibt wahr in Zeit und Ewigkeit: "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter!"
Ein echt katholisches Herz wird lebenslang - je heißer es dem Sohne der Jungfrau glüht - desto herzlicher und kindlicher auch Seine makellose Mutter umfassen, und wenn einem katholischen Herzen die Gabe der Dichtkunst verliehen wurde, so dürfen wir sicher drauf rechnen, daß es die zartesten und frischesten Geistesblüten nicht nur als Kranz um den Tabernakel des"verborgenen Gotts" schlingen, sondern auch mit heiliger Liebeswonne vor den Altären Derjenigen niederlegen wird, deren unbefleckten jungfräulichen Herzen wir das göttliche Opferlamm, die himmlische Kreuzesfrucht, das ewige Lebensbrot verdanken! - -
Als ich - im strengsten Protestantismus erzogen, - nach jahrlangen bangen Zweifeln endlich zu der tröstlichen Überzeugung gelangte, daß es nicht nur keine Sünde, sondern erlaubt, recht und sogar heilige Dankes- und Kindespflicht sei, Maria zu lieben und zu verehren, da war zugleich auch der Schacht erschlossen und die Quelle entsprungen, aus der nun fort und fort das Lied und Lob Mariens quoll, und ihre Liebe im Herzen, ihr Lob auf den Lippen ging ich von da an durch's Leben, und hätte wohl an jedem Lebenstage voll heißen Dankes ausrufen dürfen: "Da kam mir alles Gute zugleich mit ihr!" (Weish. Sal. 7. 11.)
Die Lieder, welche heiße Liebe zur himmlischen Mutter in meinem Herzen wach rief, habe ich zwar niemals nachgezählt, so wenig wie ein Waldvöglein über seine täglich neuen Weisen jemals Buch führen wird, sondern eben singt und singen muß, weil ihm die kleine Brust von Lust und Liedern überquillt; - daß es aber mehrere Bände gäbe, was seit meinem ersten Marienliede vor einigen 30 Jahren dem Herzensbrünnlein an Muttergottesliedern entquollen - ist gewiß!
Einen Teil derselben habe ich nun in vorliegendem Buche gesammelt, und lege sie Derjenigen voll Dank und Demut zu Füßen, die mir schon damals, wo ich noch lange als Protestantin in protestantischen Landen leben mußte, Mutter werden wollte und mit barmherzigster Mutter-Liebe und Treue mir zur Seite gestanden ist in den heißen Kämpfen und gewaltigen Stürmen, die meiner endlichen Aufnahme in die katholische Kirche voran gehen sollten!
Was ich ihr, meiner himmlischen Mutter, an Dank und Liebe schulde, dafür sind alle Worte der Welt zu kalt und zu arm, - ich kann nur mit tiefer Rührung das Wort des Eingangs wiederholen: "Wie ein Lied zum Singen bist Du mir, das mit süßem, lieblichem Ton man singt!"
Sie, der ich diese Lieder gesungen, wolle nun auch voll milder Huld sie segnen an den Herzen recht vieler treuer Marienkinder.
O könnten sie in etwas dazu beitragen, die Liebe zu ihr in all' diesen Herzen noch zu vermehren und zu größerer Glut zu entflammen!
Möchten sie aber auch in die Hände solcher gelangen, die noch außerhalb der Kirche stehen, denen ganz besonders die letzten 6 "Marienlieder für Protestanten" bestimmt sind, welche ich noch als junges protestantisches Mädchen in meiner protestantischen Heimat gedichtet, mit dem sehnlichen Wunsche, auch andern armen Herzen das selige Glück nahe zu bringen, das ich selbst am Herzen der himmlischen Mutter gefunden hatte! - -
Und nun, o Maria von der Immerwährenden Hilfe, - Dein süßes Gnadenbild war es, das mir zuerst nach meinem Übertritt entgegentrat, bevor ich Dich noch in irgend einem andern Gnadenbilde kennen und verehren lernte! Es ist mir daher auch vor allen andern zeitlebens lieb und trostvoll geblieben, und darum lege ich diese meine schlichten Geistesblüten als Marienrosen vor diesem Deinem süßen Bilde nieder! Dir, Du Immerwährende Hilfe, sollen sie blühen, und unter Deinem Muttersegen mögen sie in recht vieler Herzensgärtlein die Liebe zu Dir zu immer frischerer Blüte entfalten. Du rufst ja mir und allen Seelen nah und fern so mildreich zu: "Höret auf mich, Ihr Kinder Gottes, und bringet Früchte wie eine Rose, die gepflanzt ist an Wasserbächen!" (Sir. 39. 17.)
O hilf uns, Du mystische Rose, daß unser Herz zu einem Rosenknösplein werde, ganz durchglüht und durchgeistet von Liebe zu Dir, würdig, dereinst Deinen Thron zu schmücken, und Gott und Dir zum Preise zu blühen im ewigen Licht des Himmels!
Schwaz, Tirol. Am Feste Mariä Himmelfahrt 1897.
Cordula Peregrina (C. Wöhler)
Marienrosen entsprossen zu Füßen uns'rer lieben Frau.
"Wie ein Lied zum Singen bist Du ihnen, das mit süßem, lieblichen Ton man singt." (Ezechiel 33, 32.)
Wem ist nicht schon unwillkürlich dies Wort des Propheten aus dem Herzen über die Lippe gequollen vor dem Bilde und an den Altären unserer lieben Frau!
Ja, wahrlich! sie, die Mutter des Ewigen Wortes, die Mutter der schönen Liebe, - sie, die einzig Schöne, Reine, Makellose, leuchtend wie die Sonne, mild wie der Mond, aller Gnade, aller Würde und aller Anmut voll - sie ist und bleibt allen, die der wahren, von ihrem göttlichen Sohne gestifteten Kirche angehören, "wie ein Lied zum singen, das mit süßem, lieblichem Ton man singt!"
Das hat sie selbst vorausgesehen, voraus gesagt, als sie - die demütige Magd des Herrn, so klein und niedrig in ihren eigenen Augen - in die prophetischen Worte ausbrach: "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter!" Luk. 1. 48.
Ja, singen und selig preisen, - das ist des katholischen Herzens tiefinnerster Drang, wenn es auf Die blickt, die uns den Heiland, den Erlöser geboren, die Er, ihr göttlicher Sohn selber - uns noch vom Kreuz herab zur Mutter gegeben!
Ihr singen und sie selig preisen, - das wird die vom hl. Geist erleuchtete, heilige katholische Kirche - und jedes wahre Kind derselben - bis zum Ende der Welt!
Und wohl erst am letzten Tage dieser Welt und Zeit wird auch das letzte Marienlied gesungen werden, und dann vielleicht mag erst eine "große Stille" sein, bis der ewige Richter das große Urteil gesprochen, das für eine ganze Ewigkeit unwiderruflich gültig bleibt, bis die Scharen der Auserwählten ihren glorreichen Einzug in das himmlische Jerusalem, die Stadt des lebendigen Gottes gehalten haben, um dann dort oben in nie verhallendem Jubel wieder fortzuklingen "wie das Rauschen vieler Wasser und das Rollen starker Donner" (Offenb. 19. 6.) - mit dem Liede des Lammes auch das Lob Seiner Mutter, - denn beider Lied und Lob ist so unzertrennlich wie beider Herz und Liebe! -
Nur jene, die sich von der wahren Kirche getrennt und losgerissen, brachten es fertig, in unseliger Verblendung und frevler Auflehnung gegen Gottes ewigen Heilsratschluß Sohn und Mutter zu trennen, das Lied des Lammes vom Lobe der makellosen Taube zu scheiden, als wenn es überhaupt möglich wäre, den Sohn ohne die Mutter recht zu lieben, voll und ganz zu besitzen!
Nur in der protestantischen Kirche und in all' den verschiedenen Sekten, die sich aus ihr wieder gebildet und abgezweigt haben, ist Mariens Lied und Lob verklungen, und ist mit ihm der Quell der reinsten und süßesten Poesie versiegt und ausgetrocknet!
In der katholischen Kirche hingegen hat Marienliebe und Marienlied zu allen Zeiten und in allen Zonen stets die frischesten, lieblichsten Blüten getrieben, die herrlichsten Früchte gezeitigt, und es gibt keine Zeit und kein Land, wo jemals diese Liebe erkaltet, oder dieses Lied verklungen wäre!
Marias Wort ist wahr geblieben und bleibt wahr in Zeit und Ewigkeit: "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter!"
Ein echt katholisches Herz wird lebenslang - je heißer es dem Sohne der Jungfrau glüht - desto herzlicher und kindlicher auch Seine makellose Mutter umfassen, und wenn einem katholischen Herzen die Gabe der Dichtkunst verliehen wurde, so dürfen wir sicher drauf rechnen, daß es die zartesten und frischesten Geistesblüten nicht nur als Kranz um den Tabernakel des"verborgenen Gotts" schlingen, sondern auch mit heiliger Liebeswonne vor den Altären Derjenigen niederlegen wird, deren unbefleckten jungfräulichen Herzen wir das göttliche Opferlamm, die himmlische Kreuzesfrucht, das ewige Lebensbrot verdanken! - -
Als ich - im strengsten Protestantismus erzogen, - nach jahrlangen bangen Zweifeln endlich zu der tröstlichen Überzeugung gelangte, daß es nicht nur keine Sünde, sondern erlaubt, recht und sogar heilige Dankes- und Kindespflicht sei, Maria zu lieben und zu verehren, da war zugleich auch der Schacht erschlossen und die Quelle entsprungen, aus der nun fort und fort das Lied und Lob Mariens quoll, und ihre Liebe im Herzen, ihr Lob auf den Lippen ging ich von da an durch's Leben, und hätte wohl an jedem Lebenstage voll heißen Dankes ausrufen dürfen: "Da kam mir alles Gute zugleich mit ihr!" (Weish. Sal. 7. 11.)
Die Lieder, welche heiße Liebe zur himmlischen Mutter in meinem Herzen wach rief, habe ich zwar niemals nachgezählt, so wenig wie ein Waldvöglein über seine täglich neuen Weisen jemals Buch führen wird, sondern eben singt und singen muß, weil ihm die kleine Brust von Lust und Liedern überquillt; - daß es aber mehrere Bände gäbe, was seit meinem ersten Marienliede vor einigen 30 Jahren dem Herzensbrünnlein an Muttergottesliedern entquollen - ist gewiß!
Einen Teil derselben habe ich nun in vorliegendem Buche gesammelt, und lege sie Derjenigen voll Dank und Demut zu Füßen, die mir schon damals, wo ich noch lange als Protestantin in protestantischen Landen leben mußte, Mutter werden wollte und mit barmherzigster Mutter-Liebe und Treue mir zur Seite gestanden ist in den heißen Kämpfen und gewaltigen Stürmen, die meiner endlichen Aufnahme in die katholische Kirche voran gehen sollten!
Was ich ihr, meiner himmlischen Mutter, an Dank und Liebe schulde, dafür sind alle Worte der Welt zu kalt und zu arm, - ich kann nur mit tiefer Rührung das Wort des Eingangs wiederholen: "Wie ein Lied zum Singen bist Du mir, das mit süßem, lieblichem Ton man singt!"
Sie, der ich diese Lieder gesungen, wolle nun auch voll milder Huld sie segnen an den Herzen recht vieler treuer Marienkinder.
O könnten sie in etwas dazu beitragen, die Liebe zu ihr in all' diesen Herzen noch zu vermehren und zu größerer Glut zu entflammen!
Möchten sie aber auch in die Hände solcher gelangen, die noch außerhalb der Kirche stehen, denen ganz besonders die letzten 6 "Marienlieder für Protestanten" bestimmt sind, welche ich noch als junges protestantisches Mädchen in meiner protestantischen Heimat gedichtet, mit dem sehnlichen Wunsche, auch andern armen Herzen das selige Glück nahe zu bringen, das ich selbst am Herzen der himmlischen Mutter gefunden hatte! - -
Und nun, o Maria von der Immerwährenden Hilfe, - Dein süßes Gnadenbild war es, das mir zuerst nach meinem Übertritt entgegentrat, bevor ich Dich noch in irgend einem andern Gnadenbilde kennen und verehren lernte! Es ist mir daher auch vor allen andern zeitlebens lieb und trostvoll geblieben, und darum lege ich diese meine schlichten Geistesblüten als Marienrosen vor diesem Deinem süßen Bilde nieder! Dir, Du Immerwährende Hilfe, sollen sie blühen, und unter Deinem Muttersegen mögen sie in recht vieler Herzensgärtlein die Liebe zu Dir zu immer frischerer Blüte entfalten. Du rufst ja mir und allen Seelen nah und fern so mildreich zu: "Höret auf mich, Ihr Kinder Gottes, und bringet Früchte wie eine Rose, die gepflanzt ist an Wasserbächen!" (Sir. 39. 17.)
O hilf uns, Du mystische Rose, daß unser Herz zu einem Rosenknösplein werde, ganz durchglüht und durchgeistet von Liebe zu Dir, würdig, dereinst Deinen Thron zu schmücken, und Gott und Dir zum Preise zu blühen im ewigen Licht des Himmels!
Schwaz, Tirol. Am Feste Mariä Himmelfahrt 1897.
Cordula Peregrina (C. Wöhler)
Samstag, Februar 18, 2006
St. Maria auf der Waldrast bei Innsbruck
Wenn ich gefaltet meine Hände,
Mich kindlich an die Mutter wende,
Wo aller Erdenschmerz vergeht,
Wie bin ich selig im Gebet!
Wenn's mir an Rath und Einsicht fehlet,
Wenn mich die Macht des Zweifels quälet,
Eil' ich zu Der, die mich versteht,
Sie gibt mir Weisheit im Gebet.
Willst du zur Besserung dich wenden,
Den lockeren Sündentaumel enden:
Zur Mutter geh! 's ist nicht zu spät -
Du findest Hilfe im Gebet.
Wenn deine Freunde dich verkennen,
Wenn sie von dir sich treulos trennen,
Wenn keiner dir zur Seite steht:
Die Mutter tröstet im Gebet.
Damit am letzten Lebenstage
Der Christ im Tode nicht verzage:
Wenn er um diese Gnade fleht -
Maria gibt sie im Gebet.
Verlag der Vereinsbuchhandlung in Innsbruck
Siehe auch:
Tiroler Legenden, Helene Raff, 1924, Maria Waldrast
Mich kindlich an die Mutter wende,
Wo aller Erdenschmerz vergeht,
Wie bin ich selig im Gebet!
Wenn's mir an Rath und Einsicht fehlet,
Wenn mich die Macht des Zweifels quälet,
Eil' ich zu Der, die mich versteht,
Sie gibt mir Weisheit im Gebet.
Willst du zur Besserung dich wenden,
Den lockeren Sündentaumel enden:
Zur Mutter geh! 's ist nicht zu spät -
Du findest Hilfe im Gebet.
Wenn deine Freunde dich verkennen,
Wenn sie von dir sich treulos trennen,
Wenn keiner dir zur Seite steht:
Die Mutter tröstet im Gebet.
Damit am letzten Lebenstage
Der Christ im Tode nicht verzage:
Wenn er um diese Gnade fleht -
Maria gibt sie im Gebet.
Verlag der Vereinsbuchhandlung in Innsbruck
Siehe auch:
Tiroler Legenden, Helene Raff, 1924, Maria Waldrast
Unsere Liebe Frau zu Mariataferl
Unweit dem Markte Marbach an der Donau liegt auf einem hohen Berge, von welchem man eine gar herrliche Aussicht in die weiteste Ferne genießt, der berühmte Wallfahrtsort, Unsere L. Frau am Tafelberg, oder "Mariataferl" genannt. - Vor Zeiten stand mitten unter den Föhrenbäumen, welche die Spitze des Berges umgeben, ein großer Eichbaum, der seinen mächtigen Gipfel über alle Bäume erhob. An diesem Baume hing das Bildniß unsers gekreuzigten Heilands und hieher ist alljährlich am Ostermontage die Pfarrgemeinde von Klein-Pechlarn gekommen, um Fruchtbarkeit der Felder zu erbitten und ein gesungenes Evangelium anzuhören. Da aber diese Andacht von Morgen bis Abend gedauert, wurde auf einem runden Steine, den die Natur wie einen Tisch gebildet, das Mittagsmahl gehalten. Zu dessen Gedächtniß ist dieser steinerne Tisch noch jetzt vor der Kirchthüre zu Mariataferl mit einem eisernen Gitter umgeben zu sehen. Von dieser steinernen Tafel hat auch nach aufgekommener Wallfahrt der Gnadenort den Namen Mariataferl erhalten.
Es hat sich aber i. J. 1633 begeben, daß Thomas Pachmann, ein Hirt aus dem nahen Dorfe Krummnußbaum diese Eiche, welche damals bis auf zwei kleine Aestlein abgedorrt war, abhauen und als Brennholz gebrauchen wollte. Allein, als dieser Mann den ersten Streich auf die Eiche führte, ist die Hacke nur in die Rinde gegangen und wieder zurück, und auf dessen Fuß gefallen, nicht ohne ihn schmerzlich zu verwunden. Da er aber die Schmerzen wenig geachtet, so führte er von Neuem und mit verdoppelten Kräften einen Streich; allein auch diesmal wendete sich die Hacke ab, und verletzte den andern Fuß. -
Nun erhob der gute Mann seine Augen und erblickte in der Mitte des Baumes das Bildniß des gekreuzigten Heilandes, erkannte sogleich seinen, wiewohl unwissend begangenen Fehler und bat Gott um Verzeihung, daß er einen Baum habe vertilgen wollen, der durch ein so heiliges Bildniß geweiht sei. Da stillte sich nicht nur das Blut von selber, sondern auch die Wunde heilte ohne ärztliche Hilfe. Die Eiche aber, welche vordem bis auf zwei Aeste abgedorrt war, fing wieder zu grünen und Eicheln zu tragen an, und als beständiges Denkmal bewahrt man noch heute in der Schatzkammer eine in Perlen gefaßte Eichel.
Durch diese Begebenheit wurde allgemach die Eiche bekannt; der Urheber aller Gnaden aber hatte beschlossen, durch ein zweites Wunder die Heiligkeit des Ortes zu bestätigen. Alexander Schinnagel, Richter im Dorfe Krummnußbaum, litt seit 6 Jahren so heftig an einer schweren Gemüthskrankheit, daß fortan die höchste Lebensgefahr ihm nahe stand. Da nun aller angewendete Fleiß und selbst der Rath verständiger Aerzte nichts geholfen, ist er, nicht aus Ungefähr, sondern aus Schickung Gottes, zu einem im Markte Klein-Pechlarn wohnenden Schulmeister und Maler, mit Namen Franz Meuß, gekommen, der ihm das Vesperbild (Vesperbilder heißen Darstellungen der Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuze, und sein Ruhen im Schooße Mariens. Man heißt diese Darstellungen Vesperbilder, weil die Abnahme Abends geschah.) Mariä, so er in Farben zu fassen eben unter der Hand hatte, angeboten, und auch durch Kauf überlassen hat: ein Bildniß, aus Lindenholz geschnitzt und einen Schuh hoch, vorstellend Maria, die schmerzhafte Mutter, auf dem Schooße ihren todesverblichenen göttlichen Sohn tragend, mit der rechten Hand sein heiliges Haupt, mit der linken seine rechte Hand ergreifend und mit über die Wangen herabrieselnden Zähren den Tod ihres geliebten Sohnes beweinend.
Eine Nacht nur hatte Schinnagel das Bild in seinem Hause. Denn als er dieselbe Nacht fast schlaflos zugebracht, hörte er eine Stimme, die so zu ihm sprach: "Nimm dieses Bild und trage es zur Eiche beim Taferl hinauf, wenn du gesund werden willst." Bei anbrechendem Tage war auch dieser fromme Christ schon fertig, der himmlischen Mahnung zu gehorchen. Er eilte in Begleitung eines Zimmermanns den Berg hinauf, und setzte, nach geschehener Abnahme des alten, zerfallenen Cruzifixes, das neugefaßte Vesperbild in die Eiche hinein. Von dieser Zeit erlangte er den Gebrauch seines Verstandes dergestalt wieder, daß er hierauf noch eine geraume Zeit seinem Richteramte mit Lob vorgestanden und endlich gottselig verschieden ist.
Das heilige Vesperbild blieb bei 16 Jahre den ungestümen Winden und scharfen Gewittern ausgesetzt; doch blieb es allezeit unverletzt in der Eiche erhalten. In den Herzen der umwohnenden Einwohner begann die Andacht zu wachsen; doch trug die hohe geistliche Obrigkeit noch immer Bedenken, den Ort als eine öffentliche Wallfahrt zu bestätigen, bis es endlich dem für die Ehre seiner göttliche Mutter allzeit eifernden Gott gefallen, dem Zutrauen auf Mariataferl einen höhern Ursprung zu geben, und zu dem Ende seine heiligen Engel selbst als Wallfahrer zu diesem gebenedeiten Vesperbilde abzuordnen, auch dasselbe sichtbarlich sehr oft mit himmlischen Prozessionen besuchen zu lassen. Dabei sind die Zeugen, welche diese Engelsprozessionen gesehen haben, alle übereingekommen, wie die heiligen Engel weiß gekleidet, mit weißen und rothen Fahnen, darunter fast immer drei von besonderer Größe und Herrlichkeit, gleichwie Führer, vorangegangen, oberhalb des Weinberges neben dem Walde hinauf, dem heiligen Vesperbilde zugewendet gesehen worden seien. Daher denn auch bis auf den heutigen Tag dieser Weg den Namen "Engelsweg" führt. Und diese englischen Wallfahrten dauerten volle drei Jahre.
Unter den vielen Zeugen wurde auch ein Fräulein, die Tochter des Herrrn Johann Adam v. Velderndorff, damaligen Besitzers der Herrschaft Krummnußbaum, verhört, welche, obschon sie in der lutherischen Lehre erzogen worden, doch aus Liebe zur Wahrheit Alles, was sie gesehen, frei ausgesagt hat: daß sie nämlich im Jahre 1659 an einem Sonntage bei Sonnenuntergang zwölf oder dreizehn schneeweiße Personen, eine nach der andern, mit einer weißen und rothen Fahne zu der Eiche und dem heiligen Bilde hinaufsteigen sehen, dem ihr Herr Vater, welcher bei der öffentlichen Aussage seiner Tochter anwesend war, dieses beigefügt hat, daß noch sieben Personen aus seiner Dienerschaft eben diese Erscheinung gesehen zu haben erzählt und auf seine wiederholte Befragung allezeit mit gleichen Umständen bestätiget hätten. Ueberdieß hat wohlgedachter Herr v. Velderndorff selbst vor einer Kommission bekannt, daß er um Pfingsten zwei Tage nacheinander dergleichen englische Prozessionen beobachtet, welche bei zwanzig Personen stark durch die Weingärten zum heiligen Bilde gegangen sind. Auch hat ein anderer von seinen Dienstboten im Oktober desselben Jahres zwischen eilf und zwölf Uhr Nachts, nicht weit von dem heiligen Vesperbilde ein hellbrennnendes Licht, gleich einer großen Wachskerze über eine halbe Stunde, und acht Tage darauf wieder gegen Mitternacht 3 kleinere Lichter auf diesem Wunderberge gesehen, wodurch endlich die obengenannte Tochter sonder Zweifel auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau einen göttlichen Gnadenstrahl in ihrem Herzen empfunden, und sich nachmals zu der römisch-katholischen Kirche gewendet habe.
Als am 13. März 1660, auf Befehl des Bischofs von Passau, unter einem Zelte das erste heil. Meßopfer im Beisein einer großen Volksmenge bei der Eiche gehalten worden, hat ein Mann zwischen sechs und sieben Uhr oberhalb Klein-Pechlarn ganz deutlich zwei weiße Personen gesehen, welche in der Luft schwebten, sich hernach in vier, endlich in zehn vermehrt, und zuletzt unter 2 Fahnen in eine ganze Schaar ausgedehnt haben. Dadurch sind nun die andächtigen Christen bewegt worden, in großer Menge nach Mariataferl zu kommen, und es wurde am 25. April desselben Jahres der Grundstein zu einer Kirche gelegt. Da aber einerseits der Bauriß der Kirche gar groß entworfen worden, und anderseits nur die Opfer der Gläubigen zum Baue verwendet wurden, so schritt der Bau nur langsam vorwärts.
Im Jahre 1661 zählte man schon 31169 Kommunikanten, und unter diesen nicht Wenige, welche Namhaftes zum frommen Werke beitrugen. Im Jahre 1676 kam Kaiser Leopold I. hieher, opferte zwei silberne Leuchter und 1000 Reichsthaler, und da noch andere adelige Wohlthäter große Opfer spendeten, stand endlich im Jahre 1747 die große schöne Kirche in allen ihren Theilen vollendet da. Im Jahre 1734 erschienen bereits 427 öffentliche Prozessionen, und die Zahl derer, welche die heiligen Sakramente emfpingen, betrug 103004. Als 1760 das erste Jubeljahr gefeiert wurde, zählte man in der Zeit vom 19. März 1760 bis zum 19 März 1761 Kommunikanten 326000 und Prozessionen 701, und als man im Jahre 1860 das zweite Jubiläum feierte, zählte man 227808 Wallfahrer. Das Gnadenbild auf dem Hochaltar befindet sich in einer eigenen Vertiefung oder Nische, welche aus im Feuer vergoldetem Kupfer mit reichen Silberverzierungen kunstvoll gearbeitet ist. In der Mitte steht die Eiche und in derselben auf silbernem Postamente von mächtigen Goldstrahlen umflossen das Vesperbild.
Ununterbrochen dauern die Wallfahrten auch heute noch fort, Zeugniß gebend von der Liebe der österreichischen Völker zu Unserer L. Frau.
(Kaltenbäck, Mariensagen)
Aus: Marianum, Georg Ott, Stadtpfarrer in Abensberg, 8. Auflage, 1872
Es hat sich aber i. J. 1633 begeben, daß Thomas Pachmann, ein Hirt aus dem nahen Dorfe Krummnußbaum diese Eiche, welche damals bis auf zwei kleine Aestlein abgedorrt war, abhauen und als Brennholz gebrauchen wollte. Allein, als dieser Mann den ersten Streich auf die Eiche führte, ist die Hacke nur in die Rinde gegangen und wieder zurück, und auf dessen Fuß gefallen, nicht ohne ihn schmerzlich zu verwunden. Da er aber die Schmerzen wenig geachtet, so führte er von Neuem und mit verdoppelten Kräften einen Streich; allein auch diesmal wendete sich die Hacke ab, und verletzte den andern Fuß. -
Nun erhob der gute Mann seine Augen und erblickte in der Mitte des Baumes das Bildniß des gekreuzigten Heilandes, erkannte sogleich seinen, wiewohl unwissend begangenen Fehler und bat Gott um Verzeihung, daß er einen Baum habe vertilgen wollen, der durch ein so heiliges Bildniß geweiht sei. Da stillte sich nicht nur das Blut von selber, sondern auch die Wunde heilte ohne ärztliche Hilfe. Die Eiche aber, welche vordem bis auf zwei Aeste abgedorrt war, fing wieder zu grünen und Eicheln zu tragen an, und als beständiges Denkmal bewahrt man noch heute in der Schatzkammer eine in Perlen gefaßte Eichel.
Durch diese Begebenheit wurde allgemach die Eiche bekannt; der Urheber aller Gnaden aber hatte beschlossen, durch ein zweites Wunder die Heiligkeit des Ortes zu bestätigen. Alexander Schinnagel, Richter im Dorfe Krummnußbaum, litt seit 6 Jahren so heftig an einer schweren Gemüthskrankheit, daß fortan die höchste Lebensgefahr ihm nahe stand. Da nun aller angewendete Fleiß und selbst der Rath verständiger Aerzte nichts geholfen, ist er, nicht aus Ungefähr, sondern aus Schickung Gottes, zu einem im Markte Klein-Pechlarn wohnenden Schulmeister und Maler, mit Namen Franz Meuß, gekommen, der ihm das Vesperbild (Vesperbilder heißen Darstellungen der Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuze, und sein Ruhen im Schooße Mariens. Man heißt diese Darstellungen Vesperbilder, weil die Abnahme Abends geschah.) Mariä, so er in Farben zu fassen eben unter der Hand hatte, angeboten, und auch durch Kauf überlassen hat: ein Bildniß, aus Lindenholz geschnitzt und einen Schuh hoch, vorstellend Maria, die schmerzhafte Mutter, auf dem Schooße ihren todesverblichenen göttlichen Sohn tragend, mit der rechten Hand sein heiliges Haupt, mit der linken seine rechte Hand ergreifend und mit über die Wangen herabrieselnden Zähren den Tod ihres geliebten Sohnes beweinend.
Eine Nacht nur hatte Schinnagel das Bild in seinem Hause. Denn als er dieselbe Nacht fast schlaflos zugebracht, hörte er eine Stimme, die so zu ihm sprach: "Nimm dieses Bild und trage es zur Eiche beim Taferl hinauf, wenn du gesund werden willst." Bei anbrechendem Tage war auch dieser fromme Christ schon fertig, der himmlischen Mahnung zu gehorchen. Er eilte in Begleitung eines Zimmermanns den Berg hinauf, und setzte, nach geschehener Abnahme des alten, zerfallenen Cruzifixes, das neugefaßte Vesperbild in die Eiche hinein. Von dieser Zeit erlangte er den Gebrauch seines Verstandes dergestalt wieder, daß er hierauf noch eine geraume Zeit seinem Richteramte mit Lob vorgestanden und endlich gottselig verschieden ist.
Das heilige Vesperbild blieb bei 16 Jahre den ungestümen Winden und scharfen Gewittern ausgesetzt; doch blieb es allezeit unverletzt in der Eiche erhalten. In den Herzen der umwohnenden Einwohner begann die Andacht zu wachsen; doch trug die hohe geistliche Obrigkeit noch immer Bedenken, den Ort als eine öffentliche Wallfahrt zu bestätigen, bis es endlich dem für die Ehre seiner göttliche Mutter allzeit eifernden Gott gefallen, dem Zutrauen auf Mariataferl einen höhern Ursprung zu geben, und zu dem Ende seine heiligen Engel selbst als Wallfahrer zu diesem gebenedeiten Vesperbilde abzuordnen, auch dasselbe sichtbarlich sehr oft mit himmlischen Prozessionen besuchen zu lassen. Dabei sind die Zeugen, welche diese Engelsprozessionen gesehen haben, alle übereingekommen, wie die heiligen Engel weiß gekleidet, mit weißen und rothen Fahnen, darunter fast immer drei von besonderer Größe und Herrlichkeit, gleichwie Führer, vorangegangen, oberhalb des Weinberges neben dem Walde hinauf, dem heiligen Vesperbilde zugewendet gesehen worden seien. Daher denn auch bis auf den heutigen Tag dieser Weg den Namen "Engelsweg" führt. Und diese englischen Wallfahrten dauerten volle drei Jahre.
Unter den vielen Zeugen wurde auch ein Fräulein, die Tochter des Herrrn Johann Adam v. Velderndorff, damaligen Besitzers der Herrschaft Krummnußbaum, verhört, welche, obschon sie in der lutherischen Lehre erzogen worden, doch aus Liebe zur Wahrheit Alles, was sie gesehen, frei ausgesagt hat: daß sie nämlich im Jahre 1659 an einem Sonntage bei Sonnenuntergang zwölf oder dreizehn schneeweiße Personen, eine nach der andern, mit einer weißen und rothen Fahne zu der Eiche und dem heiligen Bilde hinaufsteigen sehen, dem ihr Herr Vater, welcher bei der öffentlichen Aussage seiner Tochter anwesend war, dieses beigefügt hat, daß noch sieben Personen aus seiner Dienerschaft eben diese Erscheinung gesehen zu haben erzählt und auf seine wiederholte Befragung allezeit mit gleichen Umständen bestätiget hätten. Ueberdieß hat wohlgedachter Herr v. Velderndorff selbst vor einer Kommission bekannt, daß er um Pfingsten zwei Tage nacheinander dergleichen englische Prozessionen beobachtet, welche bei zwanzig Personen stark durch die Weingärten zum heiligen Bilde gegangen sind. Auch hat ein anderer von seinen Dienstboten im Oktober desselben Jahres zwischen eilf und zwölf Uhr Nachts, nicht weit von dem heiligen Vesperbilde ein hellbrennnendes Licht, gleich einer großen Wachskerze über eine halbe Stunde, und acht Tage darauf wieder gegen Mitternacht 3 kleinere Lichter auf diesem Wunderberge gesehen, wodurch endlich die obengenannte Tochter sonder Zweifel auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau einen göttlichen Gnadenstrahl in ihrem Herzen empfunden, und sich nachmals zu der römisch-katholischen Kirche gewendet habe.
Als am 13. März 1660, auf Befehl des Bischofs von Passau, unter einem Zelte das erste heil. Meßopfer im Beisein einer großen Volksmenge bei der Eiche gehalten worden, hat ein Mann zwischen sechs und sieben Uhr oberhalb Klein-Pechlarn ganz deutlich zwei weiße Personen gesehen, welche in der Luft schwebten, sich hernach in vier, endlich in zehn vermehrt, und zuletzt unter 2 Fahnen in eine ganze Schaar ausgedehnt haben. Dadurch sind nun die andächtigen Christen bewegt worden, in großer Menge nach Mariataferl zu kommen, und es wurde am 25. April desselben Jahres der Grundstein zu einer Kirche gelegt. Da aber einerseits der Bauriß der Kirche gar groß entworfen worden, und anderseits nur die Opfer der Gläubigen zum Baue verwendet wurden, so schritt der Bau nur langsam vorwärts.
Im Jahre 1661 zählte man schon 31169 Kommunikanten, und unter diesen nicht Wenige, welche Namhaftes zum frommen Werke beitrugen. Im Jahre 1676 kam Kaiser Leopold I. hieher, opferte zwei silberne Leuchter und 1000 Reichsthaler, und da noch andere adelige Wohlthäter große Opfer spendeten, stand endlich im Jahre 1747 die große schöne Kirche in allen ihren Theilen vollendet da. Im Jahre 1734 erschienen bereits 427 öffentliche Prozessionen, und die Zahl derer, welche die heiligen Sakramente emfpingen, betrug 103004. Als 1760 das erste Jubeljahr gefeiert wurde, zählte man in der Zeit vom 19. März 1760 bis zum 19 März 1761 Kommunikanten 326000 und Prozessionen 701, und als man im Jahre 1860 das zweite Jubiläum feierte, zählte man 227808 Wallfahrer. Das Gnadenbild auf dem Hochaltar befindet sich in einer eigenen Vertiefung oder Nische, welche aus im Feuer vergoldetem Kupfer mit reichen Silberverzierungen kunstvoll gearbeitet ist. In der Mitte steht die Eiche und in derselben auf silbernem Postamente von mächtigen Goldstrahlen umflossen das Vesperbild.
Ununterbrochen dauern die Wallfahrten auch heute noch fort, Zeugniß gebend von der Liebe der österreichischen Völker zu Unserer L. Frau.
(Kaltenbäck, Mariensagen)
Aus: Marianum, Georg Ott, Stadtpfarrer in Abensberg, 8. Auflage, 1872
Montag, Februar 13, 2006
Der Ordensgeist
Kennst du den wahren Ordensgeist,
Der jeden Orden schuf und trägt
Wie eine Mutter an der Brust
Ihr liebstes Kind und treu ihn pflegt?
Der kühn entwarf den heiligen Plan
Zu jedem, der die Kirche ziert,
Der, wie die Stifter Er gesandt,
Auch jedes Mitglied eingeführt?
Der jedem, der im Orden lebt,
Den Weg dazu hat angebahnt,
Der ihm die nötigen Gnaden schenkt,
Ein Glück, das diese Welt nicht ahnt?
Der einst verfaßt das Regelbuch,
Des Ordens Halt und größten Schatz,
Der jedem, der darin Gott dient,
Hat angewiesen seinen Platz?
Der dessen Obere selbst regiert
Und ihnen auch die Mittel weist,
Zu geben jedem, was er braucht,
Daß sorgenlos den Herrn er preist?
Der in den Orden brütend ruht,
Wie eine Taube in dem Nest,
Mit seinen Flügeln sie bedeckt
Und keinen in der Not verläßt?
Der ird'sche Engel drin erzieht
Und sie dann in die Welt ausschickt,
Daß sie die Menschen aufwärts zieh'n
Und jeder drin sein Werk erblickt?
Der diese auf den Lehrstuhl setzt
Und jene in Spitäler führt,
Die einen für die Kinderlein,
Die andern für die Armen kürt?
Die einen sendet über's Meer,
In's Heidenland so fern und weit;
Die anderen im Vaterland
Zur Seelenrettung macht bereit?
Der macht, daß Ordensleute sei'n
Im Geiste arm und losgeschält
Und Seelen wie die Lilien rein.
Der flieht, wo der Gehorsam fehlt?
Der, um die Orden zu erneu'n
Darüber jede Gnad' ausgießt,
Und ihnen heil'ge Männer schickt
Auf die sein Licht in Strömen fließt?
Das ist führwahr der Heilige Geist,
Der alles hält und neu belebt,
Er ist der wahre Ordensgeist,
Der über alle Orden schwebt.
Er ist's, der einst zur Jüngerschar
Zu Salem in den Tempel flog,
Den ersten Orden selbst bestät'gend,
Der alle Herzen aufwärts zog.
Er ist der einz'ge Ordensgeist,
Wer ihn nicht hat, der hat ihn nicht -
Doch jeder Orden, der ihn hat,
Der ist fürwahr ein "Kirchenlicht".
Braut Christi! Wenn den Heil'gen Geist
Auf deinem Herzensthron du hast,
Dann hast du auch den Ordensgeist.
Doch halt ihn fest, sonst geht der Gast.
P.F.
Gebet um Ordensgeist.
Gott, Heiliger Geist, dritte Person in der Gottheit, Liebe des Vaters und des Sohnes, Geist des Himmels, Du bist auch der Geist unseres Ordens. Ich bete Dich als solchen an und verehre Dich in tiefster Ehrfurcht mit der Inbrunst meines Herzens. Verzeihe mir gnädigst, daß ich bis zur Stunde so wenig an Dich gedacht, noch weniger Dich angerufen und geliebt habe. Es reut mich von Herzen. Von nun an will ichalles auf Dich setzen, den Bestand und die Erhaltung unseres hl. Ordens Dir zuschreiben, von Deiner Gnade das Gedeihen und die Ausbreitung desselben ersehnen und Dich als den einzig wahren Ordensgeist täglich inniger verehren. Schenke Dich mir und meinem hl. Orden. Amen.
Mit kirchlicher Genehmigung.
Verlag der Heilig Geist-Literatur, Innsbruck-Absam. Kinderfreund-Anstalt Innsbruck.
Der jeden Orden schuf und trägt
Wie eine Mutter an der Brust
Ihr liebstes Kind und treu ihn pflegt?
Der kühn entwarf den heiligen Plan
Zu jedem, der die Kirche ziert,
Der, wie die Stifter Er gesandt,
Auch jedes Mitglied eingeführt?
Der jedem, der im Orden lebt,
Den Weg dazu hat angebahnt,
Der ihm die nötigen Gnaden schenkt,
Ein Glück, das diese Welt nicht ahnt?
Der einst verfaßt das Regelbuch,
Des Ordens Halt und größten Schatz,
Der jedem, der darin Gott dient,
Hat angewiesen seinen Platz?
Der dessen Obere selbst regiert
Und ihnen auch die Mittel weist,
Zu geben jedem, was er braucht,
Daß sorgenlos den Herrn er preist?
Der in den Orden brütend ruht,
Wie eine Taube in dem Nest,
Mit seinen Flügeln sie bedeckt
Und keinen in der Not verläßt?
Der ird'sche Engel drin erzieht
Und sie dann in die Welt ausschickt,
Daß sie die Menschen aufwärts zieh'n
Und jeder drin sein Werk erblickt?
Der diese auf den Lehrstuhl setzt
Und jene in Spitäler führt,
Die einen für die Kinderlein,
Die andern für die Armen kürt?
Die einen sendet über's Meer,
In's Heidenland so fern und weit;
Die anderen im Vaterland
Zur Seelenrettung macht bereit?
Der macht, daß Ordensleute sei'n
Im Geiste arm und losgeschält
Und Seelen wie die Lilien rein.
Der flieht, wo der Gehorsam fehlt?
Der, um die Orden zu erneu'n
Darüber jede Gnad' ausgießt,
Und ihnen heil'ge Männer schickt
Auf die sein Licht in Strömen fließt?
Das ist führwahr der Heilige Geist,
Der alles hält und neu belebt,
Er ist der wahre Ordensgeist,
Der über alle Orden schwebt.
Er ist's, der einst zur Jüngerschar
Zu Salem in den Tempel flog,
Den ersten Orden selbst bestät'gend,
Der alle Herzen aufwärts zog.
Er ist der einz'ge Ordensgeist,
Wer ihn nicht hat, der hat ihn nicht -
Doch jeder Orden, der ihn hat,
Der ist fürwahr ein "Kirchenlicht".
Braut Christi! Wenn den Heil'gen Geist
Auf deinem Herzensthron du hast,
Dann hast du auch den Ordensgeist.
Doch halt ihn fest, sonst geht der Gast.
P.F.
Gebet um Ordensgeist.
Gott, Heiliger Geist, dritte Person in der Gottheit, Liebe des Vaters und des Sohnes, Geist des Himmels, Du bist auch der Geist unseres Ordens. Ich bete Dich als solchen an und verehre Dich in tiefster Ehrfurcht mit der Inbrunst meines Herzens. Verzeihe mir gnädigst, daß ich bis zur Stunde so wenig an Dich gedacht, noch weniger Dich angerufen und geliebt habe. Es reut mich von Herzen. Von nun an will ichalles auf Dich setzen, den Bestand und die Erhaltung unseres hl. Ordens Dir zuschreiben, von Deiner Gnade das Gedeihen und die Ausbreitung desselben ersehnen und Dich als den einzig wahren Ordensgeist täglich inniger verehren. Schenke Dich mir und meinem hl. Orden. Amen.
Mit kirchlicher Genehmigung.
Verlag der Heilig Geist-Literatur, Innsbruck-Absam. Kinderfreund-Anstalt Innsbruck.
Freitag, Februar 10, 2006
Der 12. September 1683
Die Befreiung Wiens aus höchster Türkennot.
Wir verweisen auf unser Dokument: "Der Kahlenberg - Kurze Geschichte und Führung"!
Und in diesem Zusammenhang ist von Interesse sicherlich auch dieser Beitrag zu Mariahilf in Passau.
Wir verweisen auf unser Dokument: "Der Kahlenberg - Kurze Geschichte und Führung"!
Und in diesem Zusammenhang ist von Interesse sicherlich auch dieser Beitrag zu Mariahilf in Passau.
Das Gnadenbild von Absam in Tirol
Kurzer Bericht über das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Absam in Tirol
Als am 17. Jänner 1797 die achtzehnjährige Rosina Bucher in der Stube im Parterre ihres väterlichen Hauses am Tische, der neben dem Fenster stand, nähte und die Sonne zwischen 3 und 4 Uhr an das Fenster schien, sah sie plötzlich dieses Bild, das sie vorher nie gesehen hatte, und rief voll Verwunderung aus: "Mutter, Mutter, was sehe ich am Fenster! Ein Mutter-Gottes-Bild!" Alle Anwesenden sahen dasselbe auch und wunderten sich sehr, befürchteten aber zugleich, es möchte diese Erscheinung ein Unglück bedeuten, welches dem Vater und dem Sohne, die im Salzberge arbeiteten, widerfahren sei. Diese jedoch kamen nach wenigen Tagen gesund zurück und bewunderten mit Freuden das in ihrem Hause erschienene Mutter-Gottes-Bild.
"Dieses besteht nur im Haupte, welches ein zweifacher Schleier einhüllt. Um dasselbe ist ein Heiligenschein sichtbar. Das Haupt neigt sich mehr nach der rechten Seite. Das Bild gleicht einem Kupferstich, weist also keine Farben auf. Beim Anfühlen erfährt man nicht, ob das Dunkle, das heißt die Schattierung, rauher sei als das helle Glas. Viele sagten, in diesem Bilde sei entworfen Mater amabilis (die liebenswürdige Mutter), andere Mater dolorosa (die schmerzhafte Mutter) und wieder andere: Unsere Liebe Frau von Landshut, und so gab es verschiedene Meinungen." So der amtliche Bericht, der von den Tränen, die man jetzt im rechten Auge deutlich sieht, nichts erwähnt.
Das Bild zeigte sich im ersten Stubenfenster, das nur von innen geöffnet werden kann, und zwar nicht im ganzen Fenster, sondern im vierten Teil der oberen Hälfte des einen Flügels, welche aus viereckigen Scheiben besteht. Dieser vierte Teil ist zirka 7 Zoll lang und nicht ganz 5 Zoll breit. Zugleich wird von allen bezeugt, daß dieses Fenster vor 12 Jahren gemacht wurde, während welcher Zeit niemand bemerkt hat, daß jemand darauf etwas gezeichnet hätte, auch noch, daß weder früher noch später irgendeine Zeichnung beobachtet worden wäre. Dieses Bild ist immer sichtbar geblieben, bei Tag und bei Nacht, gleichviel ob das Zimer kalt oder geheizt, leer oder mit Menschen angefüllt war. Noch auffallender ist, daß das Glas, auf dem das Bild sich zeigte, nachdem es zu beiden Seiten mit einem nassen Schwamm oder Tüchlein abgewaschen worden war, ganz rein und klar, wie eben gekauftes Glas aussah. Kurz darauf jedoch zeigte sich in der Mitte desselben ein trübes Fleckchen (wie ein Wölkchen am hellen Himmel), welches sich rasch ausbreitete, so daß allen das vorige Bild wieder vollkommen vor Augen stand. Dieses Verschwinden beim Abwaschen des Glases und Wiedererscheinen des Bildes beim Trocknen des Glases wiederholte sich, als nach der Hausfamilie und auf deren Antrieb verschiedene geistliche Herren dasselbe abwuschen, um zu sehen, wie es sich mit diesem Bilde verhalte.
Von allen umliegenden Orten kamen nun so viele Leute jeden Geschlechtes, Alters und Standes, besonders am 23. und 24. Jänner, zumeist aber am 25. Jänner, daß der bereffende Fensterflügel auf öffentlichem Platze dem frommneugierigen Volke gezeigt werden mußte. Alsdann wurde es eingepackt und mit drei Siegeln verschlossen an den Herrn Dechant in Innsbruck gesendet. Es wurde nun sogleich eine Kommission eingesetzt und die geistlichen und weltlichen Herren gingen sehr kritisch zu Werke, damit ja kein Mißbrauch mit dem Bild getrieben werde, welches durch viele Kanzleien wandern mußte.
Am 24. März 1797 gab der Dechant von Innsbruck der Ehegattin des Johann Bucher auf dringliches Bitten das Glasbild wieder zurück. Sobald dieses in Absam bekannt geworden war, erschienen sogleich die Leute des Dorfes und forderten, daß das Bild zur öffentlichen Verehrung in die Pfarrkirche übertragen werde. Ohne lange zu fragen, trugen die Leute das Gnadenbild unter dem Geläute aller Glocken prozessionsweise in die Pfarrkirche mit den Worten: "Wo der Sohn ist, da muß auch die Mutter sein!"
So berichtet die älteste Urkunde über das Gnadenbild, welche nach damaligem Sprachgebrauch geschrieben wurde. Trotz des Argwohnes seitens der weltlichen Behörden und der Vorsicht der geistlichen Obrigkeit hat sich die hehre Himmelskönigin in ihrem Gnadenbilde zu Absam einen Thron aufgeschlagen, wo sie jährlich von Tausenden angerufen und verehrt wird und das Vertrauen frommer Wallfahrer oft ganz auffallend belohnt. Vor dem Gnadenbilde brennen vom frühen Morgen bis zum späten Abend Kerzen und beleuchten das dunkle Glasbild, das bei eintretender Dunkelheit besser ersichtlich ist als bei hellem Tage.
Verlag Anton Haider, Absam
Als am 17. Jänner 1797 die achtzehnjährige Rosina Bucher in der Stube im Parterre ihres väterlichen Hauses am Tische, der neben dem Fenster stand, nähte und die Sonne zwischen 3 und 4 Uhr an das Fenster schien, sah sie plötzlich dieses Bild, das sie vorher nie gesehen hatte, und rief voll Verwunderung aus: "Mutter, Mutter, was sehe ich am Fenster! Ein Mutter-Gottes-Bild!" Alle Anwesenden sahen dasselbe auch und wunderten sich sehr, befürchteten aber zugleich, es möchte diese Erscheinung ein Unglück bedeuten, welches dem Vater und dem Sohne, die im Salzberge arbeiteten, widerfahren sei. Diese jedoch kamen nach wenigen Tagen gesund zurück und bewunderten mit Freuden das in ihrem Hause erschienene Mutter-Gottes-Bild.
"Dieses besteht nur im Haupte, welches ein zweifacher Schleier einhüllt. Um dasselbe ist ein Heiligenschein sichtbar. Das Haupt neigt sich mehr nach der rechten Seite. Das Bild gleicht einem Kupferstich, weist also keine Farben auf. Beim Anfühlen erfährt man nicht, ob das Dunkle, das heißt die Schattierung, rauher sei als das helle Glas. Viele sagten, in diesem Bilde sei entworfen Mater amabilis (die liebenswürdige Mutter), andere Mater dolorosa (die schmerzhafte Mutter) und wieder andere: Unsere Liebe Frau von Landshut, und so gab es verschiedene Meinungen." So der amtliche Bericht, der von den Tränen, die man jetzt im rechten Auge deutlich sieht, nichts erwähnt.
Das Bild zeigte sich im ersten Stubenfenster, das nur von innen geöffnet werden kann, und zwar nicht im ganzen Fenster, sondern im vierten Teil der oberen Hälfte des einen Flügels, welche aus viereckigen Scheiben besteht. Dieser vierte Teil ist zirka 7 Zoll lang und nicht ganz 5 Zoll breit. Zugleich wird von allen bezeugt, daß dieses Fenster vor 12 Jahren gemacht wurde, während welcher Zeit niemand bemerkt hat, daß jemand darauf etwas gezeichnet hätte, auch noch, daß weder früher noch später irgendeine Zeichnung beobachtet worden wäre. Dieses Bild ist immer sichtbar geblieben, bei Tag und bei Nacht, gleichviel ob das Zimer kalt oder geheizt, leer oder mit Menschen angefüllt war. Noch auffallender ist, daß das Glas, auf dem das Bild sich zeigte, nachdem es zu beiden Seiten mit einem nassen Schwamm oder Tüchlein abgewaschen worden war, ganz rein und klar, wie eben gekauftes Glas aussah. Kurz darauf jedoch zeigte sich in der Mitte desselben ein trübes Fleckchen (wie ein Wölkchen am hellen Himmel), welches sich rasch ausbreitete, so daß allen das vorige Bild wieder vollkommen vor Augen stand. Dieses Verschwinden beim Abwaschen des Glases und Wiedererscheinen des Bildes beim Trocknen des Glases wiederholte sich, als nach der Hausfamilie und auf deren Antrieb verschiedene geistliche Herren dasselbe abwuschen, um zu sehen, wie es sich mit diesem Bilde verhalte.
Von allen umliegenden Orten kamen nun so viele Leute jeden Geschlechtes, Alters und Standes, besonders am 23. und 24. Jänner, zumeist aber am 25. Jänner, daß der bereffende Fensterflügel auf öffentlichem Platze dem frommneugierigen Volke gezeigt werden mußte. Alsdann wurde es eingepackt und mit drei Siegeln verschlossen an den Herrn Dechant in Innsbruck gesendet. Es wurde nun sogleich eine Kommission eingesetzt und die geistlichen und weltlichen Herren gingen sehr kritisch zu Werke, damit ja kein Mißbrauch mit dem Bild getrieben werde, welches durch viele Kanzleien wandern mußte.
Am 24. März 1797 gab der Dechant von Innsbruck der Ehegattin des Johann Bucher auf dringliches Bitten das Glasbild wieder zurück. Sobald dieses in Absam bekannt geworden war, erschienen sogleich die Leute des Dorfes und forderten, daß das Bild zur öffentlichen Verehrung in die Pfarrkirche übertragen werde. Ohne lange zu fragen, trugen die Leute das Gnadenbild unter dem Geläute aller Glocken prozessionsweise in die Pfarrkirche mit den Worten: "Wo der Sohn ist, da muß auch die Mutter sein!"
So berichtet die älteste Urkunde über das Gnadenbild, welche nach damaligem Sprachgebrauch geschrieben wurde. Trotz des Argwohnes seitens der weltlichen Behörden und der Vorsicht der geistlichen Obrigkeit hat sich die hehre Himmelskönigin in ihrem Gnadenbilde zu Absam einen Thron aufgeschlagen, wo sie jährlich von Tausenden angerufen und verehrt wird und das Vertrauen frommer Wallfahrer oft ganz auffallend belohnt. Vor dem Gnadenbilde brennen vom frühen Morgen bis zum späten Abend Kerzen und beleuchten das dunkle Glasbild, das bei eintretender Dunkelheit besser ersichtlich ist als bei hellem Tage.
Verlag Anton Haider, Absam
Das Mariazeller Heiligtum
1157 trug der steirische Mönch Magnus vom Benediktinerstift St. Lambrecht eine Lindenholzstatue "Maria mit dem Jesuskinde" zu den Menschen in der Wildnis am Ötscher. Jäger, Hirten, Holzer und Ödbauern kamen, beteten und bauten der hochheiligen Frau eine "Zelle". Wundersame Gnadenerweise holten allfort mehr Menschen herbei. Da kamen auch Fürsten: um 1260 der kranke Mährenmarkgraf Heinrich, 1363 der sieggekrönte Ungarkönig Ludwig der Große, 1644 der deutsche Kaiser Ferdinand III. und beteten und bauten; der Slawe eine Steinkapelle, der Ungar die erste Kirche und der Deutsche das gegenwärtige Gotteshaus. Fortan kamen alle Stände, ertrugen ungeheure Reisestrapazen und viele Mühseligkeiten, denn größer war ihre Liebe und ihr Vertrauen zur "Zellermutter".
Maria dankte reichlich: keiner ging ungetröstet, unbegnadet. Das bezeugen die Opfergaben: das Schatzkammerbild des Ungarkönigs Ludwig, kostbare Weihegeschenke in großer Zahl von Adelsfamilien, siegreiche Heerführern und Staatsmännern in all den Jahrhunderten sowie viele Votivgaben und Gedenkbilder des schlichten Volkes mit dem rührenden Zeugnis: Maria hat geholfen! Maria hilft! Maria wird weiter helfen!
Die Gnadenmutter von Mariazell ist fürwahr die Mutter der slawischen Stämme, die Großherrin Ungarns, die mächtige Schutzfrau der deutschen Länder, die große Mutter Österreichs - ihre Liebe kennt keine Grenzen. Sie erwartet und ersehnt jeden, wie die "stummen Kerzen" in der Kapelle des Ungarkönigs Ladislaus in Trauer bekunden, daß diese Gemeinschaft ihrer Kinder heute zerrissen ist; der eiserne Wall durch die Welt geht auch durch ihr Mutterherz. Sie wacht über ihre Kinder auf der "Gnadensäule", bereit, jedes aus den Wogen des Hasses und der Nöte der Welt zu heben, wie Gott Vater seinem gekreuzigten Sohne mit mächtiger Liebe auf dem Hochaltare nahe ist.
Beim "Gnadenaltar" vor dem auch ein hl. Klemens Maria Hofbauer oftmals gebetet, wird jeder von "Maria mit dem Kinde" mit mütterlicher Liebe umfangen. Leid und Angst zerfließen und alles wird gut. Das goldene Doppelherz, eine Hochzeitsgabe Maria Theresias, von dem sich keines lösen läßt, ohne gebrochen zu werden, war schon tausendmal ihr mahnendes Mutterwort und ihr Segenswort. Zum Abschied läßt Maria keines für immer scheiden, nur Urlaub gewährt sie, die "Urlaubermuttergottes". Diese Liebe ehrte der hl. Papst Pius X. 1907 mit der Krönung des Gnadenbildes und der Erhebung der Kirche zur Basilika und Papst Pius XII. 1957 durch die Bestellung des Kardinaldekans Eugène Tisserant zum Schutzherrn von Mariazell.
So ist Maria in ihrem Hause immer bereit, jedem ihre Gnadenliebe zu schenken, jedem ihre Hilfe zu reichen, der sie ersehnt, jedem ihr Herz aufzutun, der zu ihr kommt. Fürwahr die hochheilige Frau zu Mariazell, die "Große Mutter Österreichs", hat für jeden ein Mutterherz!
Liebe, gute Gnadenmutter! Du bist in der herrlichen Kirche zu Mariazell, ich bin in der Welt. Mein Herz sagt mir: wo die Mutter ist, da ist das Kind daheim. Ich bitte dich, laß mich dies nie vergessen; bei der Muttr ist alles gut. Segne mich! - Segne auch die Meinen! - Segne auch die, welche dich vergessen haben, und lege in ihre unruhigen Herzen Sehnsucht, zu dir zu eilen. "Zeller-Mutter", erhöre mich!
Maria dankte reichlich: keiner ging ungetröstet, unbegnadet. Das bezeugen die Opfergaben: das Schatzkammerbild des Ungarkönigs Ludwig, kostbare Weihegeschenke in großer Zahl von Adelsfamilien, siegreiche Heerführern und Staatsmännern in all den Jahrhunderten sowie viele Votivgaben und Gedenkbilder des schlichten Volkes mit dem rührenden Zeugnis: Maria hat geholfen! Maria hilft! Maria wird weiter helfen!
Die Gnadenmutter von Mariazell ist fürwahr die Mutter der slawischen Stämme, die Großherrin Ungarns, die mächtige Schutzfrau der deutschen Länder, die große Mutter Österreichs - ihre Liebe kennt keine Grenzen. Sie erwartet und ersehnt jeden, wie die "stummen Kerzen" in der Kapelle des Ungarkönigs Ladislaus in Trauer bekunden, daß diese Gemeinschaft ihrer Kinder heute zerrissen ist; der eiserne Wall durch die Welt geht auch durch ihr Mutterherz. Sie wacht über ihre Kinder auf der "Gnadensäule", bereit, jedes aus den Wogen des Hasses und der Nöte der Welt zu heben, wie Gott Vater seinem gekreuzigten Sohne mit mächtiger Liebe auf dem Hochaltare nahe ist.
Beim "Gnadenaltar" vor dem auch ein hl. Klemens Maria Hofbauer oftmals gebetet, wird jeder von "Maria mit dem Kinde" mit mütterlicher Liebe umfangen. Leid und Angst zerfließen und alles wird gut. Das goldene Doppelherz, eine Hochzeitsgabe Maria Theresias, von dem sich keines lösen läßt, ohne gebrochen zu werden, war schon tausendmal ihr mahnendes Mutterwort und ihr Segenswort. Zum Abschied läßt Maria keines für immer scheiden, nur Urlaub gewährt sie, die "Urlaubermuttergottes". Diese Liebe ehrte der hl. Papst Pius X. 1907 mit der Krönung des Gnadenbildes und der Erhebung der Kirche zur Basilika und Papst Pius XII. 1957 durch die Bestellung des Kardinaldekans Eugène Tisserant zum Schutzherrn von Mariazell.
So ist Maria in ihrem Hause immer bereit, jedem ihre Gnadenliebe zu schenken, jedem ihre Hilfe zu reichen, der sie ersehnt, jedem ihr Herz aufzutun, der zu ihr kommt. Fürwahr die hochheilige Frau zu Mariazell, die "Große Mutter Österreichs", hat für jeden ein Mutterherz!
Liebe, gute Gnadenmutter! Du bist in der herrlichen Kirche zu Mariazell, ich bin in der Welt. Mein Herz sagt mir: wo die Mutter ist, da ist das Kind daheim. Ich bitte dich, laß mich dies nie vergessen; bei der Muttr ist alles gut. Segne mich! - Segne auch die Meinen! - Segne auch die, welche dich vergessen haben, und lege in ihre unruhigen Herzen Sehnsucht, zu dir zu eilen. "Zeller-Mutter", erhöre mich!
Gnadenmutter von Mariazell
Wir beginnen diesen Blog für das katholische Österreich mit der Gnadenmutter von Mariazell. Ein alter kleiner Stich aus einem Andachtsbüchlein ist uns von der göttlichen Vorsehung dazu in die Hände gespielt worden. Dieses Bildchen, das wir hier zum Start wiedergeben, ist unterzeichnet mit:
St. Maria Zell -- Kunststich von J. Lemoine in Luzern
Damit stellen wir dieses Apostolat für das katholische Österreich unter den besonderen Schutz der Gnadenmutter von Mariazell. Möge Sie unser Werk begleiten und segnen!
St. Maria Zell -- Kunststich von J. Lemoine in Luzern
Damit stellen wir dieses Apostolat für das katholische Österreich unter den besonderen Schutz der Gnadenmutter von Mariazell. Möge Sie unser Werk begleiten und segnen!
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