Das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche
Bildstein liegt südöstlich von Bregenz (eineinhalb Stunden auf einem Bergrücken, der in West-Ost-Richtung wie in der Nord-Süd-Richtung eine Ausdehnung von je zwei Wegstunden hat. Ungefähr drei Viertelstunden über der Talsohle erhoben, bildet das Gebiet gewissermaßen einen Vorläufer des Bregenzer Waldes.
Die Wege auf die Anhöhe von Bildstein führen meist durch dunkle Waldungen über freundliche Weiden und weite Wiesengründe und bieten dem Wanderer mannigfaltige, reizvolle Ausblicke. Oben angelangt hat er dann eine wundervolle Fernsicht weit ins Land hinein: über den Bodensee ins bayerische, würtembergische, badische und schweizerische Gebiet (mit zirka 60 Ortschaften), auf österreichischem Boden die Rheinebene und die ganze Bergkette des Vorderlandes.
Wie kam es nun zum Namen "Bildstein"? In früheren Zeiten hieß dieses Gebiet einfach "der Berg" oder "am Berg", auch "Steußberg". Alte Chroniken berichten, daß sich auf einem dort gelegenen Hof der Familie Höfle, der das ganze jetzige Unter- und Oberdorf von Bildstein zugehört hatte, ein Madonnenbild befand, das auf einem Stein stand. Vom "Bild am Stein" bekam mit der Zeit der ganze Berg seinen jetzigen Namen.
Dieses Madonnenbild, vermutlich eine Holzschnitzerarbeit des 14. Jahrhunderts von einem unbekannt gebliebenen Meister, stellt die Gottesmutter Maria sitzend dar, das göttliche Kind am linken Arm haltend. Der ursprüngliche Standort des Bildes, wie sein erster Besitzer sind nicht mehr bekannt; wahrscheinlich war es Eigentum der oben genannten Familie Höfle.
Schon anfangs des 16. Jahrhunderts war das Bild in einem "hülzin heuslin" zur öffentlichen Verehrung ausgestellt, das sich nachweisbar oberhalb des Weilers Ankenreute, ungefähr zehn Minuten unterhalb der jetzigen Wallfahrtskirche, befand. An dieser Stelle hat man aus dem Sandsteinfelsen (Kern des Bildsteiner Höhenzuges) den Weg staffelweise herausgehauen und neben der Felsenstiege war auf einem etwas erhabenen Felsenthron der erste öffentliche Standort des Gnadenbildes. Und zwar ist das oben genannte "hülzin heuslin" vermutlich nur ein schlichtes Bildstöckchen gewesen.
Entstehung der Wallfahrt
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, vielleicht schon um das Jahr 1560, erbaute der Bauer Gallus Höfle an dem Ort, wo jetzt die Wallfahrtskirche steht, eine kleine, einfache Holzkapelle für das Bild.
Sein Sohn, Georg Höfle hatte das Gelübde gemacht, für das Madonnenbild eine Kapelle aus Stein zu errichten. Er scheint indes die Erfüllung dieses Verlöbnisses ungebührlich lange hinausgeschoben zu haben - vermutlich wegen der damals drangvollen Zeiten (30 jähriger Krieg? 1627-1635 wütete allenthalben die Pest). Durch eine wunderbare Erscheinung der Mutter Gottes wurde er aber an sein Versprechen erinnert.
Einem alten Bericht zufolge gingen an einem dichtnebeligen Herbsttag Martin und Johannes, die beiden Söhne des Georg Höfle, zu ihres Vaters Mahlmühle, die im Baumgartner Tobel - unter der Parzelle Grub - gelegen war. Die Mühle ist heute abgebrochen, das Fundament existiert noch. Diese Mühle war ungefähr eine Halbstunde vom jetzigen Kirchdorf entfernt. Als die beiden Knaben (Martin war damals ein Kind von ungefähr 5 - 6 Jahren, Johannes bedeutend älter) sich dem Walde näherten, zeigte sich ihnen bei einer Birke die seltsame Erscheinung einer Frau von himmlischer Schönheit, weiß und glänzend wie die Sonne, und sagte ihnen, ein Mann habe zu ihrem Bildlein eine gemauerte Kapelle zu bauen ersprochen, er soll sein Versprechen jetzt erfüllen; die Pest werde dann nicht in sein Haus kommen. Die Überlieferung verlegt dieses Geschehen in das Jahr 1629. Um diese Zeit scheint also hierorts die Pest gewütet zu haben.
An sein Versprechen erinnert, begann Georg Höfle sogleich den Bau, wurde aber, ehe er zur Ausführung kam, durch den Tod abberufen. Nun übernahm es seine Witwe, Magdalena Gmeiner, das Gelübde des Verstorbenen zu erfüllen. Diese hatte ebenso wie ihr vestorbener Gatte die Absicht, die neue Kapelle an einem tiefer gelegenen Platze, vom Tal aus leichter erreichbar, zu errichten. Durch wiederholte Erscheinungen der Mutter Gottes an ihrem alten Standort wurde sie belehrt, daß nur dieser ursprüngliche Platz zum Kapellenbau vorherbestimmt wäre.
Am Orte, wo Maria den beiden Knaben Martin und Johannes erschienen war - der noch jetzt "Bei der Birke" genannt wird und seit alter Zeit ein Bildstöckchen hatte - wurde im Jahre 1887 eine kleine Gedenkkapelle rerichtet, die auf einem von C. Meßmer gemalten Altarbilde das wunderbare Ereignis zeigte.
Im Jahre 1945 wurde das Meßmer'sche Bild durch ein Relief ersetzt - ein Schnitzwerk Heinrich Ludwig's, Schüler des berühmten Bildhauers Bachlechner. Dieses moderne Schnitzwerk stellt die Erscheinung Mariens in vollendeter Plastik dar und wurde am Feste Mariä Himmelfahrt (15. August 1945) in Gegenwart von rund 2000 Pilgern feierlich eingeweiht. -
Um das Jahr 1650 wurde jener Martin Höfle, der als Kind mit seinem Bruder Johannes die wunderbare Erscheinung Mariens hattte, einmal vor Tagesanbruch durch eine Stimme geweckt, die ihm zurief: "Martin baue! Martin baue!" Er fand aber, als er den andern von der Stimme erzählte, keinen Glauben. Am folgenden Tage hatte er vor, in der Nähe der Kapelle ein Stück Land umzuackern; allein er konnte mit allem Antreiben die Ochsen nicht weiterbringen. Das schien ihm eine Bestätigung, daß jene Stimme keine Täuschung gewesen und daß das Ackerland zu höherem Zwecke bestimmt sei. Noch mehr bestärkt wurde er in dieser Meinung, als er bald danach erkrankte und Besserung sich erst einstellte, nachdem seine Frau Christina Feurstein gelobt hatte, um die damalige Kapelle eine Steineinfriedung zu bauen...
Alles bisher Berichtete stützt sich mit Ausnahme verschiedener Einzelheiten, welche alten Aufschreibungen entnommen sind, wesentlich auf die Aussage des erwähnten Martin Höfle, der 1677 starb und am 19. Mai zu Wolfurt begraben wurde.
Soweit unser Zitat aus der Broschüre "Maria-Bildstein Geschichte eines Marienheiligtums - Nach alten Dokumenten und Quellen herausgegeben von Heinrich Nußbaumer, Pfarrer zu Maria-Bildstein b/Bregenz, 1946, Seeverlag H. Schneider, Höchst, Vorarlberg.
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