Die Legende erzählt, Markgraf Ottokar habe das in Straßengel verehrte Bild Mariens von einem Kreuzzug aus Jerusalem mitgebracht. Das derzeit verehrte Bild zeigt Maria als Mädchen in einem langen, blauen, mit goldenen Ähren bestickten Kleid, das von einem goldenen Gürtel zusammengehalten wird. Ihre langen, blonden Haare sind aufgelöst. Sie steht auf einer Blumenwiese. Den Hinergrund bildet ein rostbrauner, sternenbedeckter Himmel. Man nennt die Darstellungsweise "Madonna im Ährenkleide" und es gibt sie auch an zahlreichen anderen Orten Europas. Das Gnadenbild, das jetzt auf dem Hochaltare seinen Platz hat, ist eine Kopie aus dem späten 14. bzw. beginnenden 15. Jh. Es kann daher nicht identisch sein mit dem von Markgraf Ottokar geschenkten Bild. Bei der Restaurierung der Kirche 1884/85 erhielt es seinen jetzigen Platz auf dem aus weißem Marmor gemachten Hochaltar über der Aussetzungsnische.
Nach Straßengel wallfahren die Menschen seit dem 12. Jh. von nah und fern und bringen ihre Anliegen und Nöte mit der Fürbitte Mariens vor Gottes Angesicht. Zahlreiche Votivbilder an den Wänden der Kirche geben Zeugnis von dem tiefen Glauben, mit dem Menschen in ihrer Hilflosigkeit Zuflucht bei Maria in Straßengel suchten. Auch heute noch kommen sie, einzeln und gemeinsam, um ihre Bitten mit der Fürbitte Mariens zu vereinen und leisten so der Aufforderung Christi Folge: "Bittet und ihr werdet empfangen".
Unterhalb des Gnadenbildes ist im Hochaltar in einem Glasschrein ein kreuzförmiges Reliquiar, das das sogenannte "Wurzelkreuz" enthält. Eine Chronik des Stiftes Rein aus dem 14. Jh. berichtet, ein Hirt habe um das Jahr 1255 in der Nähe der Gnadenkapelle sein Vieh gehütet. Als die Tiere unter einer Tanne ungewöhnliche Unruhe zeigten, ging er der Sache nach und fand, aus einer Wurzel gewachsen, das Bildnis des Gekreuzigten: deutllich erkennbar das Haupt mit geöffnetem Mund, Haupt- und Barthaar aus feinen Wurzelfasern und ein gegliederter Körper mit zur Kreuzigung ausgespannten Armen und gekreuzten Füßen. Der Hirte meldete seinen Fund dem Abt von Rein, der seinerseits den Erzbischof von Salzburg benachrichtigte. Dieser begab sich nach Rein. In seiner und des Abtes Gegenwart mit viel Volk als Zuschauern wurde das Bildnis von der Wurzel gelöst und in die Kirche übertragen. Alsbald wurde dieser Fund als wunderbares Ereignis gewertet und das Fest der Kreuzauffindung (3. Mai), das dem hl. Kreuz zu Jerusalem galt, wurde auch zu einem Verehrungstag für das Kreuz zu Straßengel. Pflanzenphysiologen bestätigen, daß an dem Wurzelgebilde keine menschliche Bearbeitung vorgenommen worden sei.
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1 Kommentar:
Zu diesem Wurzelstock gibt es die Geschichte bei Jakob Lorber, Himmelsgaben, Band 1, S. 113.
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